Demoskopen bewerten Schulz‘ Chancen bei Bundestageswahl skeptisch

Rund 70 Tage vor der Bundestagswahl bewerten Demoskopen die Chancen von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz skeptisch. „Für mich zeichnet sich nirgends ab, dass die SPD noch irgendwo eine Geheimwaffe bereit liegen haben könnte“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). Dass Schulz Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer Gelassenheit kritisiere, zahle nicht auf seine Kompetenzwerte ein.

Nur ein Zehntel der Wahlberechtigten traue der SPD zu, die Probleme im Land anzupacken. Die Union verzeichne einen vierfach höheren Wert. „Was immer Schulz an richtigen Dingen sagt, die Wähler sehen bei ihm und seiner Partei nicht die Problemlösungskompetenz“, sagte Güllner. Richard Hilmer, ehemals Infratest Dimap, nun Geschäftsführer der Gesellschaft für Politikforschung „Policy Matters“, sieht verpasste Chancen der SPD und enttäuschte Erwartungen der Wähler als Grund für die schwierige Lage der deutschen Sozialdemokratie. Nach der Nominierung von Schulz habe die SPD einen „unglaublichen Aufschwung“ erlebt. Daraus habe sich eine hohe Erwartungshaltung der Wähler an den SPD-Kanzlerkandidaten ergeben. „Es ist erstaunlich, dass die SPD daraus nichts gemacht hat“, sagte Hilmer dem „Handelsblatt“. „Nun hängen Schulz die enttäuschten Erwartungen nach.“ Schulz habe die Chance, seine SPD etwas weiter nach vorne zu bringen. „Für ihn selbst wird es schwer werden, noch auf Augenhöhe mit Merkel zu kommen.“ Dass der SPD-Kanzlerkandidat kein Bein mehr auf den Boden bekommt, erwartet auch der Vorstand der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung. Bei Eigenschaftszuordnungen wie Sachverstand, Sympathie und Glaubwürdigkeit liege Schulz weit hinter Merkel. Gerade für nicht festgelegte Wähler sei das ausschlaggebend. „Schulz hat zudem auch keine Lösung für das strategische Dilemma der SPD, wie sich die Partei positionieren will“, erklärte Jung. So sei nach dem Modernisierungskurs von Gerhard Schröder weiterhin offen, ob die SPD wieder linker werden oder einen mittigen Kurs fahren wolle.

Foto: Martin Schulz, über dts Nachrichtenagentur

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