Experten wollen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge

Flüchtlinge, über dts NachrichtenagenturDie Robert Bosch Expertenkommission hat einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge gefordert. In ihrem am Mittwoch vorgestellten Abschlussbericht zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik bemängeln die Experten unter anderem das Fehlen von belastbaren Informationen über die schulischen und beruflichen Qualifikationen von Flüchtlingen. Die Kompetenzen von Flüchtlingen sollten mittels eines mehrstufigen Systems frühzeitig erfasst und anschließend auf einer zentralen Datenplattform allen beteiligten Behörden zur Verfügung gestellt werden, forderte die Kommission.

Darüber hinaus müsse die Arbeitsaufnahme für Flüchtlinge weiter vereinfacht werden, beispielsweise durch den Zugang zu Zeitarbeit für alle arbeitsberechtigten Asylbewerber und die Überarbeitung der derzeitigen Vorrangprüfung für Asylsuchende. Diese führe aktuell dazu, dass Flüchtlinge selbst dann nicht beschäftigt werden können, wenn es keinen bevorrechtigten deutschen Arbeitssuchenden für die Stelle gebe. Weiteren Reformbedarf sieht die Kommission im Bereich der Arbeitsverwaltung. Dort komme es aufgrund der derzeitigen Regelung zu vermeidbaren Doppelstrukturen bei Arbeitsagentur und örtlichen Jobcentern. Außerdem sollten bereits bestehende arbeitsmarktpolitische Förderinstrumente wie berufliche Weiterbildungen oder Vermittlungsgutscheine für private Arbeitsvermittler auch für Flüchtlinge mit Bleibeperspektive voll eingesetzt werden. Gleiches gelte für die Berufsausbildung: Auch hier sollten alle Fördermöglichkeiten bereits zu Beginn der Ausbildung zugänglich sein und nicht erst wie bisher nach 15 Monaten. Für die Dauer der Ausbildung empfehlen die Experten eine Aufenthaltserlaubnis statt der bisher vorgesehenen Duldung. Weitere Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge könnten auch durch Existenzgründungen entstehen. Dieses Potenzial wird nach Einschätzung der Kommission bislang nur unzureichend genutzt. „Unser Land hat im letzten Jahr einen enormen Sprint bei der Unterbringung und Versorgung Hunderttausender Flüchtlinge geleistet“, sagte Armin Laschet, Vorsitzender der Robert Bosch Expertenkommission. „Der Marathon der Integration liegt größtenteils noch vor uns. Dafür kommt es auf Zusammenhalt und Ausdauer an. Es gibt keine Patentlösung, aber viele gute Ideen, die in politische Konzepte überführt werden müssen. Die Expertenkommission will einen Beitrag dazu leisten, wie wir es schaffen können – für die Politik, für die Gesellschaft, für unser Land.“

Foto: Flüchtlinge, über dts Nachrichtenagentur

 

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