Abercrombie & Fitch, der Gipfel erreicht?

Berlin – Innerhalb einer Woche gerät die Kultmarke Abercrombie & Fitch zum zweiten in die Schlagzeilen. Zum einen sind es die strengen Regeln, die Mitarbeitern vorgeschrieben werden, zum anderen sind es die rückläufigen Zahlen und der Kurssturz der Aktien des Unternehmens. Bleiben die jugendlichen Kunden aus? Haben sie sich an den halbnackten Boys und den tänzelnden Girls satt gesehen? Hat Michael Perman, Marketingleiter von Lewis, Recht behalten? Er prophezeite bereits vor langer Zeit für Abercrombie & Fitch: „Wer Bestand haben will, muss seine Kunden früh gewinnen, ständig beobachten und eine Lösung finden, um mit ihnen in Würde zu altern.“ In Würde gealtert scheint jedoch nur der inzwischen 69jährige Konzernchef Mike Jeffries zu sein, obwohl er sich ganz im Look seiner Verkaufsboys jugendlich zeigt.

Der Umsatz geht zurück

Im ersten Quartal 2013 verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 9 Prozent auf 839 Millionen US Dollar. Der operative Verlust betrug beinahe 14 Millionen US Dollar. „Kein Problem“, verkündete die Konzernsprecherin Mackenzie Bruce, denn der meiste Umsatz werde ohnehin in der zweiten Jahreshälfte gemacht. In den USA mussten danach jedoch einige Läden geschlossen werden. In Deutschland, mit den Standorten München, Düsseldorf und Hamburg, scheint sich Abercrombie & Fitch jedoch noch immer großer Beliebtheit zu erfreuen. Sie seien profitabel, wie überall in der Welt, meinte Bruce nach der Veröffentlichung der Zahlen aus dem ersten Quartal. Doch die Talfahrt wurde nicht beendet, wie die Ergebnisse aus dem zweiten Quartal zeigten: 20 Prozent Gewinnverlust und ein weiteres Umsatzminus von einem Prozent. Weltweit besitzt Abercrombie & Fitch 1050 Filialen, doch seitens des Konzerns soll es bald Schließungen geben. In Deutschland wohl nicht, denn die deutsche Fangemeinde scheint dem Kultlabel die Treue zu halten. „What’s going on“, der berühmte Gruß der Verkäufer und Verkäufer scheint hierzulande in naher Zukunft nicht zu verklingen. Doch „What’s going on“ wird sich Mike Jeffries wohl inzwischen selbst fragen.

Stete Schlagzeilen

2003 wurde Abercrombie & Fitch wegen Rassismus verklagt. An 10.000 Betroffene, die aufgrund ihrer Hautfarbe als Mitarbeiter abgelehnt wurden, mussten 40 Millionen US Dollar bezahlt werden. 2010 wird dem Unternehmen Kinderarbeit unter menschenunwürdigen Verhältnissen auf den Philippinen vorgeworfen. 2013 waren es die Arbeitsbedingungen in einer Fabrik in Indien, die für Schlagzeilen sorgten. Arbeiter werkten für den Konzern zu einem Hungerlohn, ohne Schutzmaßnahmen und in einer unmenschlichen Umgebung. Ebenfalls 2013 wurde in Kleidungsstücken der Marke in Deutschland krebserregendes Benzidin festgestellt, in einer Konzentration, die sie verkehrsuntauglich machte. Statt wie andere Erzeuger unverkäufliche Kleidungsstücke an soziale Einrichtungen zu spenden, lässt Abercrombie & Fitch sie verbrennen, denn es sei schädlich für das Image, wenn auch arme Menschen die Kultmarke tragen würden. Doch wo beginnt und endet Schädlichkeit für das Image?

Foto: © linder6580

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