Wo Menschen leben, da entstehen auch Abwasser. Glücklicherweise verfügen wir in der heutigen Zeit über ein gutes Abwassersystem, sodass es unsichtbar aus unserem Umfeld verschwindet. Aber seien wir ehrlich: Wer von uns beschäftigt sich schon freiwillig mit diesem eher unangenehmen Thema? Richtig, nur die wenigsten! Und die wollen vermutlich ganz genau wissen, was mit dem Abwasser passiert und warum man tatsächlich von einer Abwasserwirtschaft sprechen kann. Doch eines ist sicher: Ohne die Abwasserwirtschaft würde es in vielen Städten und vielleicht auch ländlichen Gemeinden wirklich düster aussehen.
Warum ist eine professionelle Abwasseraufbereitung notwendig?
Aus dem Verlauf der Geschichte haben wir gelernt, dass es notwendig ist, die Abwässer zu entsorgen und bestmöglich aufzubereiten, damit wir nicht mit ihnen direkt in Berührung kommen und uns mit den verschiedensten Krankheiten infizieren. Aber auch natürliche, körperliche Ausscheidungen und andere Verschmutzungen natürlicher Art müssen vom Wasser getrennt werden bzw. sich zersetzen, damit das Wasser auch nur annähernd wieder verwendet werden könnte.
Was viele Menschen aber gar nicht wissen, ist die Tatsache, dass Süßwasser für uns Menschen zum Überleben notwendig ist, aber nur knapp 3% allen Wassers der Erde zum Süßwasser gezählt wird. Würden wir uns also nicht sorgfältig um unsere Abwässer kümmern, würde uns das lebensnotwendige Nass wohl schneller ausgehen, als man sich dies vorstellen mag.
Schauen wir uns den täglichen, durchschnittlichen Verbrauch eines jeden Deutschen an, so werden wir feststellen, dass wir recht großzügig mit dem eigentlich doch so raren Nass umgehen: Rund 140 Liter werden pro Tag verbraucht. Schauen wir uns an, dass bereits die Toilettenspülung um die 30 Liter davon für sich in Anspruch nimmt, merken wir, dass diese Zahl schnell in die Höhe schnellen kann. Es muss also ein Weg gefunden werden, einen Teil dieses Abwassers wieder derart sauber zu bekommen, dass es erneut in den Wasserkreislauf eintreten kann.
Was also passiert mit dem Abwasser?
Eine Frage zuerst: wie genau ist Abwasser überhaupt definiert? Nun, dafür schauen wir uns in Deutschland das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) an. Ganz spezifisch ist es hier der Paragraph 54, der uns genau diese Definition liefert. Somit handelt es sich um Abwasser, wenn das Wasser durch Gebrauch verunreinigt wurde. Hierbei ist es unwichtig, ob es sich um Privathaushalte, Gewerbe oder Landwirtschaft handelt. Auch Niederschlagswasser wird unter dem Begriff des Abwassers eingeordnet. Aus diesem Grunde wird es in vielen Gemeinden auch „zwangsweise“ in die Kanalisation eingebracht, was die Abwassergebühren teilweise sehr empfindlich in die Höhe treiben kann. Doch dies ist ein anderes Thema.
Das Abwasser wird mittels Kanalisation den Abwasseraufbereitungsanlagen bzw. den Kläranlagen zugeführt.
Kläranlagen können entweder natürlich angelegt sein oder industriellen Charakter erhalten. Letztere findet man in Großstädten. Sie müssen professionell geführt werden, da sie täglich mit extrem großen Mengen zurecht kommen müssen. Kein Wunder, dass es hier Profis braucht, um die Kläranlage am Laufen zu halten – 365 Tage im Jahr! 24 Stunden am Tag!
Kleinere Gemeinden kommen mit natürlichen Kläranlagen aus, die unterschiedlich gestaltet sein können. Die Aufmachung ist von der Größe der Gemeinde, also der Anzahl der Haushalte, und den Vorstellungen der Gemeindevertretung in Bezug auf die verschiedenen, natürlichen Optionen abhängig. Hier sind viele Möglichkeiten offen, sodass eine gute, professionelle Beratung wichtig ist.
Die herkömmlichen Methoden der Abwasseraufbereitung sorgen im Anschluss an den Reinigungsprozess dafür, dass das saubere Wasser Flüssen oder Seen zugeführt wird, um letztlich wieder über das Grundwasser ins Trinkwassersystem zu gelangen. Somit erfolgt auch der natürlich Schritt der Reinigung beim Durchlaufen der verschiedenen Erdschichten, bis es im Grundwasser ankommt.
Trinkwasser aus Abwasser? Echt jetzt?
Alleine bei diesem Gedanken werden sich vermutlich viele Menschen ekeln. Doch gibt es Metropolen auf der Welt, wo es bereits Alltag ist, einen Teil des Trinkwassers aus Abwässern zu gewinnen. Singapur ist eine davon. Gut ein Drittel des gesamten, benötigten Trinkwassers wird durch diese Quelle gespeist.
Die Methoden, die hierfür eingesetzt werden, sind noch nicht voll ausgereift, aber dennoch effektiv genug, um das Ergebnis erfolgreich präsentieren zu können. Noch gilt es, viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Insbesondere das Kopfkino, das bei dem Zusammenhang von Abwasser und Trinkwassergewinnung sofort entsteht, muss ausgeschaltet werden. Die Ergebnisse, die die Modell-Gemeinden erzielen, sind so vielversprechend, dass die Methode weiterhin verwendet wird und weitere Verbesserung in Arbeit sind.
Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, dass diese Form der Trinkwasser eines Tages wohl in den meisten Großstädten weltweit zur Realität werden wird.
Wie steht es in Deutschland mit der Abwasseraufbereitung?
Natürlich ist sich die Abwasserwirtschaft in Deutschland ihrer Verantwortung und ihrer wichtigen Aufgabe bewusst. Selbstverständlich werden auch hier die Erkenntnisse und Innovationen bestmöglich umgesetzt. So ist es unter anderem in vielen Großstädten erwünscht, dass insbesondere in gewerblich genutzten Immobilien eine Grauwasseranlage zur Abwasseraufbereitung installiert wird. Zum Verständnis: Grauwasser wird das Wasser genannt, das etwa beim Händewaschen, Duschen oder Baden anfällt. In der Grauwasseranlage wird es derart aufbereitet, dass es problemlos zum Blumengießen, Sprengen des Rasens oder aber für die Toilettenspülung verwendet werden kann. Auf diese Weise können viele Liter kostbares Trinkwasser eingespart werden.
Diese Maßnahme ist sowohl im gewerblich / industriellen Bereich, als auch im privaten Immobilienbau absolut freiwillig. Allerdings wird es, wenn die Trockenheit, die regional um sich greift, weiter anhält, immer wahrscheinlicher, dass auch diese Variante in der Zukunft zu einer Verpflichtung wird.
Wie kann das Trinkwasser in der Zukunft garantiert werden?
Bereits an anderen Ländern der Welt lässt sich erkennen, dass es eine Garantie nicht geben kann. Deshalb ist es bereits heute so wichtig, nicht nur an den aktuellen Methoden zu arbeiten, sie aktiv einzusetzen und beim Bürger ein Umdenken zu bewirken. Wichtig ist ebenso, dass die vorhandenen Methoden verbessert und kombiniert werden. Was die eine kann, kann die andere vielleicht noch verbessern. In diesem Punkt darf es von der Abwasserwirtschaft allerdings keinen Wettkampf geben, wer zuerst das Non-Plus-Ultra der Abwasseraufbereitung findet. Schließlich ziehen wir in diesem Punkt weltweit an einem Strang, nicht wahr?
Auch ein Umdenken des Verbrauchers ist notwendig. Auch wenn viele Menschen in den Industriestaaten den Wasserhahn zum Duschen oder Baden aufdrehen und sich sagen, dass doch alles in bester Ordnung ist, solange das Wasser fließt, werden sie bald feststellen, dass dem eigentlich gar nicht so ist. Es soll nicht höhnisch klingen: Schauen wir uns aber einmal an, WO viele Großstädte Deutschlands ihr Trinkwasser beziehen, wäre ein wenig Zurückhaltung und Sparsamkeit wirklich nett. Denn die meisten von ihnen verfügen über keinerlei eigene Grundwasserbrunnen. Aber sie verfügen über viel Abwasser. Abwasser, dass mit den richtigen Methoden von der Abwasserwirtschaft bestens als Trinkwasser und Grauwasser zur Verfügung gestellt werden könnte.
Welche Stadt will also die erste sein und Fahne bekennen und die Abwasseraufbereitung vorantreiben, um die eigenen Ressourcen aufzustocken? Freiwillige vor!