Wien – Einen Rekord der anderen Art stellt die Alpine-Insolvenz dar. Forderungen von 9.300 Gläubigern liegen auf dem Tisch, Höhe 4,16 Milliarden Euro. Doch noch können Gläubigeranmeldungen eingebracht werden. Die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV sind sich einig, dass die magische Grenze von 5 Milliarden Euro überschritten werden wird. „Dieses Verfahren sprengt praktisch alle Dimensionen“, heißt es seitens des KSV1870.
Weitere Anmeldungen werden erwartet
Hans-Georg Kantner, KSV-Experte, schätzt, dass die Anzahl der Gläubiger auf 17.000 bis 20.000 steigen werde. Es sei erst die Hälfte der Anmeldungen eingegangen. Die Befriedigungsaussichten zeigen sich düster. „Wenn überhaupt, rechnen wir mit 1 Prozent“, erklärte eine AKV-Sprecherin. Verschiedene Banken fordern rund 1,6 Milliarden Euro und auf Schadensersatzforderungen fallen 1,4 Milliarden Euro. Lieferfirmen und Dienstleitungsunternehmen haben Forderungen in der Höhe von 190 Millionen Euro angemeldet. 87 Millionen Euro entfallen auf Leasing und 368 Millionen Euro fordert die Alpine Holding GmbH an Darlehen zurück, die sie der Alpine Bau GmbH ausbezahlt hat. Die Aktiva abzuschätzen, sei noch schwierig, meinte Kantner. Dem Forderungsvolumen stehen 28 Millionen liquide Mittel gegenüber sowie 14 Millionen Euro aus bereits 9.000 verkauften Fahrnissen. Insgesamt sollen 41.000 Fahrnisse an den Mann gebracht werden, ebenso 59 Liegenschaften.
Angst vor Domino-Effekt
Die kleinste bisher angemeldete Forderung beläuft sich auf 19 Millionen Euro, die höchste auf 554 Millionen Euro. Viele kleinere und mittlere Dienstleistungs- und Zulieferfirmen haben ihre Gläubigeransprüche jedoch noch nicht vorgelegt. Durch eine mögliche, wirtschaftlich nicht relevante Quote könnte gerade bei Klein- und Mittelbetrieben ein Dominoeffekt eintreten. Masseverwalter Stephan Riel von der Rechtsanwaltskanzlei Jaksch, Schoeller &Riehl schließt selbst einen Totalausfall der Insolvenzgläubiger nicht aus. Zu den noch ausständigen Anmeldungen gehören auch die Beendigungsansprüche der Mitarbeiter in der Höhe von 225 Millionen Euro. Auch seien noch jede Menge Schadensersatzansprüche von Kunden nicht eingegangen. Die für diese Woche anberaumte erste Prüfungstagsatzung wird erstreckt werden müssen, der Termin muss vom Wiener Handelsgericht erst festgelegt werden. In Korneuburg, Stockerau, in Raab und anderen Orten haben Unternehmen, vor allem Subunternehmer der Alpine, bereits Folgeinsolvenz angemeldet. Laut einer Analyse des KSV sind rund 80 Unternehmen, deren Jahresumsatz zu einem Drittel durch die Alpine gestellt wurde, direkt von der Insolvenz betroffen. Es handelt sich dabei um kleinere Unternehmen mit durchschnittlich 12 Mitarbeitern. Insgesamt führt der KSV 1.400 Unternehmen als wichtigste Geschäftspartner der Alpine an. Insgesamt beschäftigen die Unternehmen zusammen 164.290 Mitarbeiter. Der KSV versichert, dass es sich bei dem Großteil der betroffenen Unternehmen um größere und solide Firmen handle. Auch seien große Zulieferer meist kreditversichert, sodass ihre Ausfälle gedeckt seien.
Foto: alpine.at