Autor Ahmed Rashid warnt vor gnadenlosen Religionskämpfen

Berlin – Der pakistanische Autor Ahmed Rashid sieht gnadenlose Religionskämpfe in der muslimischen Welt kommen. Sunnitische Extremisten wie die Gruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (Isis) wollten den Islam von allen Spaltungen säubern und ignorierten dabei, dass sie selbst die schlimmste Abspaltung seien, schreibt Rashid in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin „Focus“. „Wenn Isis die heiligen Schiiten-Städte Kerbela und Nadschaf südlich von Bagdad erreicht, will die Gruppe deren Schreine und Moscheen zerstören. Dies könnte zum Anfang eines weltweiten Genozids von Sunniten an Schiiten werden“, so Rashid.

„Schiitische Militante würden sich wiederum an Sunniten rächen.“ Bei den aktuellen Kriegen militanter Gruppen gehe es nicht um einen Angriff auf Washington oder London und auch nicht darum, sich nur Macht und Gebiete zu sichern. „Es geht um eine Säuberung des Islam und die Schaffung eines Sunniten-Reiches.“ Die Grundlage für den Vormarsch der Extremisten in Ländern wie dem Irak, Nigeria oder Libyen sei das Scheitern des Staates, und daran seien vor allem autokratische, korrupte und inkompetente Regierungen schuld. Aber auch dem Westen und vor allem den USA wirft Rashid Versagen vor. Sie verstünden die Krisenlage lediglich als Schachspiel, in dem nur Militäraktionen und Terrorismusbekämpfung helfen könnten. Nötig sei jetzt eine gemeinsame Reaktion des Westens aber auch der islamischen Staaten. Allerdings sei davon nicht viel zu sehen. Dabei sollten Iran und Saudi-Arabien ihre Feindschaft beenden und mit Isis verhandeln. „Wir stehen am Rand einer beispiellosen Katastrophe in der muslimischen Welt“, so Rashid. „Und leider mangelt es an Bewusstsein, Verständnis, Führung oder Hoffnung, um sie abzuwenden.“

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