Bericht: Deutscher Biodiesel in Europa unverkäuflich

Berlin – Den Herstellern von Biokraftstoffen in Deutschland droht in diesem Jahr ein deutlicher Umsatzeinbruch. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ in ihrer aktuellen Ausgabe vom 28. April. Grund ist die Weigerung der EU-Kommission, das deutsche System der Nachhaltigkeitszertifizierung anzuerkennen.

„Die in Deutschland national anerkannten Versionen der Zertifizierungssysteme REDcert und ISCC erfüllen den von der Kommission festgelegten Standard nicht“, heißt es in einem Schreiben von EU-Generaldirektor Philip Lowe (DG Energie) an die Staatssekretäre im Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium, Jürgen Becker und Robert Kloos. Zu den Folgen erklärte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums: „Bestimmte Mengen an Biomasse aus der Ernte 2012, deren Nachhaltigkeit durch nationale Zertifizierungssysteme dokumentiert ist, können zurzeit nicht EU-weit gehandelt werden.“ Die deutschen Unternehmen seien nun „gezwungen, nachhaltig zertifizierte Ware in Märkten abzusetzen, die keine Zertifizierung verlangen.“ Für die betroffenen Betriebe habe dies „negative wirtschaftliche Auswirkungen, da Preisabschläge hingenommen werden müssen.“ Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ können bereits viele Betreiber ihre Ölmühlen und Biodiesel-Anlagen kaum noch auslasten. „Unsere Produktionsanlage in Mecklenburg-Vorpommern steht in diesem Sommer voraussichtlich komplett still“, sagt Robert Figgener, Geschäftsführer des Lünener Biodiesel-Herstellers Ecomotion GmbH. „Ich habe in diesem Jahr so gut wie nichts verkauft.“ Vor allem die großen Mineralölkonzerne verzichteten in ihrer Ausschreibungsrunde Anfang diesen Jahres darauf, deutsche Biokraftstoffe einzukaufen: Sie fürchten, Biodiesel, aber auch E5 und E10 ohne gültiges EU-Zertifikat in der Europäischen Union nicht mehr weiterverkaufen zu können. Deutschland hatte die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitszertifizierung von Biomasse im Jahre 2010 als erstes Land der Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt. Die Entscheidung, das deutsche Zertifizierungssystem nicht mehr anzuerkennen, fällte die EU-Kommission im August 2012, während der Rapsernte. Für die deutschen Hersteller war es zu diesem Zeitpunkt zu spät, auf ein von der EU anerkanntes Zertifizierungssystem zu wechseln.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert