BKA: Acht getötete Obdachlose durch Rechtsextremisten seit 1990

Das Bundeskriminalamt (BKA) zählt acht Obdachlose zu den Todesopfern rechtsextremistisch motivierter Gewalt seit 1990. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion, über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben) berichten. Zudem registrierte die Polizei in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung gegen Menschen, die auf der Straße leben. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik waren 2011 in 16 Fällen Obdachlose Opfer von Sexualstraftaten, 2017 waren es demnach bereits 61 registrierte Fälle.

Der Anteil der Frauen unter den Opfern liegt in diesem Bereich deutlich höher als bei anderen Delikten. Nur zwischen 13 und 31 Prozent der Opfer bei Sexualstraftaten sind obdachlose Männer. Sonst liegt der Anteil der männlichen Obdachlosen, die Ziele von Straftaten sind, deutlich höher – zwischen 84 und 90 Prozent etwa bei Tötungsdelikten, Raub, Diebstahl oder Körperverletzung. Insgesamt steigt die Zahl der Straftaten gegen Obdachlose in Deutschland seit Jahren an. Von insgesamt 602 registrierte Delikte im Jahr 2011 auf 1.389 gemeldete Straftaten in 2017. Auch die Zahl der registrierten gewalttätigen Übergriffe gegen Obdachlose ist laut Bundesregierung zwischen 2011 und 2017 deutlich gestiegen: von 249 auf 592. In insgesamt 70 Fällen seit 2011 ermittelte die Polizei, weil ein Obdachloser umgebracht wurde: in 29 Fällen wegen Morden, in 41 Fällen wegen Totschlags. Die Bundesregierung geht ebenso wie zivile Hilfsorganisationen von einer hohen Dunkelziffer an Straftaten aus, die von der Polizei nicht erfasst werde. Die Amadeu Antonio Stiftung zählte nach eigenen Angaben nicht acht sondern 26 getötete Obdachlose durch rechtsextreme Täter seit 1990. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAGW) registrierte zwischen 2011 und 2017 fast 150 Gewaltdelikte, bei denen der Obdachlose getötet wurde, mehr als doppelt so viele wie in der Polizeistatistik angeführt. Seit 1989 wertet der Verein Presseberichte über Straftaten gegen Wohnungslose aus. Seitdem starben demnach 528 Menschen auf der Straße durch Gewalt. Die Innenexpertin der Linken im Bundestag, Ulla Jelpke, kritisierte die unzureichende Erfassung von Tatmotiven bei Übergriffen auf Obdachlose. „Die kontinuierlich gestiegene Zahl der Gewalttaten gegen obdachlose Menschen ist besorgniserregend“, sagte Jelpke den Funke-Zeitungen. Die momentane Erfassung von Straftaten sei jedoch unzureichend. „Registriert werden einerseits Straftaten zum Nachteil von Obdachlosen – allerdings ohne Angabe des Motivs.“ Jelpke erwarte, dass „die Bundesregierung nach Erklärungen für das gestiegene Gewaltniveau sucht und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt“.

Foto: Bettlerin, über dts Nachrichtenagentur

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