IW-Chef hält Inflation von mehr als drei Prozent für möglich

Nachdem die Inflation in Deutschland im Mai um 2,5 Prozent gestiegen ist, erwartet Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft aus Köln (IW) in den kommenden Monaten weitere Steigerungen beim Verbraucherpreisindex. „Die hohen Inflationsraten sind auf vorübergehende Effekte zurückzuführen. Es gibt immer noch ein Nachruckeln der Lieferketten und dadurch in vielen Bereichen eine Verknappung von Gütern“, sagte Hüther den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).

„Der Effekt könnte sich ab den Sommermonaten noch verstärken, wenn als Vergleichswerte die Monate herangezogen werden, in denen die Mehrwertsteuer im Vorjahr gesenkt war.“ Er halte für das Gesamtjahr eine Inflation von mehr als drei Prozent für möglich, sagte Hüther. Im kommenden Jahr rechnet der IW-Chef dann aber mit einer Normalisierung. „Sorgen müsste man sich dann machen, wenn die Löhne durch Lohnverhandlungen nun in der Breite anziehen. Dafür gibt es aber derzeit keinen Anlass.“ Auch Silke Tober, Leiterin des Referats Geldpolitik am arbeitnehmernahen Institut für Makroökonomie, führt die hohen Inflationsraten auf Sondereffekte wie die Mehrwertsteuer, den gestiegenen Ölpreis und die neue CO2-Abgabe zurück. „Dadurch dürfte die Inflation im weiteren Jahresverlauf sogar noch über den im Mai gemessenen Wert von 2,5 Prozent steigen. Die dabei zum Ausdruck kommenden Basiseffekte fallen allerdings im kommenden Jahr weg, so dass die Inflationsrate dann sogar wieder unter 2 Prozent liegen dürfte“, sagte Tober. Für das Jahr 2021 rechnet sie mit einer Inflation von 2,5 Prozent. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Zuge der steigenden Inflation den Leitzins anhebt, glaubt Tober nicht. „Trotz der Preisschübe dürfte die Inflation im Euroraum im Jahr 2021 unter dem Inflationsziel der EZB von knapp 2 Prozent bleiben und im kommenden Jahr wieder deutlich darunter liegen“, sagte Tober. Auch die Gefahr einer galoppierenden oder Hyperinflation hält sie für nicht gegeben. Dafür sei die Inflationsdynamik im Euroraum zu niedrig. Zudem habe die EZB Instrumente, um eine zu hohe Inflation zu bändigen. (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Supermarkt, über dts Nachrichtenagentur

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