Chancen bei Basismetallen, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Wenn man die Performance der ersten acht Monate als Maßstab nimmt, scheint das laufende Jahr aus der Sicht von Rohstoffinvestoren gar nicht so schlecht auszufallen. Der Rohölpreis ist seit Jahresanfang um mehr als 20% gestiegen. Dasselbe gilt für Gold, Platin und Palladium, während bei Silber sogar ein Anstieg von fast 40% gefeiert werden kann. Wenn man einmal die wegen Rekordernten gedrückten Getreidepreise ausblendet, sieht es auch bei den Agrarrohstoffen recht gut aus. Der Zuckerpreis ist gegenüber dem Stand von Ende Dezember um nicht weniger als 80% gestiegen. Mit der Kaffeesorte Arabica ließ sich angesichts von 28% Preisanstieg auch eine ansprechende Rendite erzielen.

Eine positive Überraschung stellen mit Ausnahme von Kupfer auch die Industriemetalle dar. Den Vogel schießt Zink ab. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich das Metall um 46% verteuert. Am Freitag ist der Preis mit 2350 Dollar je Tonne auf den höchsten Stand seit 15 Monaten geklettert. Erfreulich ist die Lage ebenfalls bei Zinn: Der Preisanstieg seit Jahresanfang beträgt 32%. Aktuell befindet sich der Preis des Metalls mit rund 19285 Dollar je Tonne auf dem höchsten Stand seit Januar 2015. Positiv haben sich auch die Notierungen von Nickel mit einem Plus von 13% und von Aluminium mit +7% entwickelt, während der Bleipreis mit 1950 Dollar je Tonne den höchsten Stand seit 14 Monaten verzeichnet. Eine Enttäuschung stellt Kupfer mit einem Preisrückgang von rund 1% seit Ende 2015 dar.

Erholung der Industrie

Wie für viele Industrierohstoffe sind für Basismetalle die chinesischen Konjunkturperspektiven von großer Bedeutung. Marktteilnehmer haben mit Erleichterung darauf reagiert, dass sich in der chinesischen Industrie eine Belebung abzeichnet. Zudem wird am Häusermarkt zumindest für den Rest des Jahres mit einer robusten Nachfrage gerechnet.

Letztlich kommt es aber bei jedem einzelnen Metall auf die jeweils gesondert zu betrachtende Entwicklung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage an. Was Zink betrifft, so sprechen charttechnische Analysten zwar von der Gefahr einer Korrektur. Den Preis dürfte aber weiterhin stützen, dass das Angebot zumindest kurzfristig nicht stark ausgeweitet werden dürfte. So zeigen die Anbieter Glencore und Nyrstar bislang keine Absicht, stillgelegte Kapazitäten wieder in Betrieb zu nehmen. Damit dürfte das Angebot an Zinkkonzentrat weiterhin nicht gerade üppig ausfallen.

Anhaltende Defizite gibt es auch bei Zinn und Nickel. Bei Nickel ist der Druck, den die philippinische Regierung auf die Produzenten im Land ausübt, dass diese die Umweltgesetze beachten, preistreibend. Eine Reihe von Minen sind bereits durch das Umweltministerium geschlossen worden. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank aber sind insbesondere für Nickel zuversichtlich. Ausgehend von einem aktuellen Niveau von 9810 Dollar je Tonne rechnen sie mit einem Anstieg des Nickelpreises bis auf 13500 Dollar per Ende 2017. Für Zink und Zinn gehen sie zwar auch von weiteren Preisavancen im Laufe des kommenden Jahres aus, die aber deutlich moderater ausfallen sollen. Chancen werden angesichts der Lagerbestände von den Analysten für das kommende Jahr auch bei Aluminium gesehen.

Zumindest kurzfristig deutlich schwieriger ist aus Anlegersicht die Lage beim wichtigsten Industriemetall Kupfer. Allerdings baut sich hier das Überangebot ab, so dass sich der Markt zu einem Gleichgewicht hin bewegt. Ein Belastungsfaktor sind die weiterhin hohen Lagerbestände. Mit dem Abbau des Überangebots und möglicherweise sogar der Entstehung eines Defizits im kommenden Jahr könnten aber auch bei Kupfer interessante Perspektiven bestehen. Ausgehend von derzeit rund 4640 Dollar je Tonne sagen die Experten der Commerzbank bis Ende nächsten Jahres eine Erholung bis auf 6000 Dollar voraus.

Eisenerz in der Flaute

Geradezu desolat ist die Marktsituation aus Sicht von Finanzinvestoren bei einem weiteren Metall: Bei Eisenerz gibt es ein hohes Überangebot, so dass vielen Marktbeobachtern die Erholung der vergangenen Monate und das aktuelle Preisniveau von rund 60 Dollar je Tonne als nicht gerechtfertigt erscheinen. Viele Analysten halten daher einen Rückschlag des Eisenerzpreises bis auf 50 Dollar oder darunter für durchaus realistisch.

Im Großen und Ganzen können Investoren mit ihren Engagements im Bereich der Basismetalle zufrieden sein. Und es sieht so aus, als würde diese Gruppe an der Erholung im Rohstoffsektor auch weiter teilnehmen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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