Chef der Corporate-Governance-Kommission: Politik soll Unabhängigkeit respektieren

Berlin – Der neue Vorsitzende der Corporate-Governance-Kommission, Manfred Gentz, fordert Regierung und Politik auf, die Unabhängigkeit der Kodex-Kommission zu respektieren. „Die Politik sollte keinen Einfluss auf Meinungsbildung und Entscheidungen nehmen. Und bevor die Politik in Zukunft zu neuen gesetzlichen Regelungen kommt, die meist Schnellschüsse sind, sollten wir darüber reden“, sagte Gentz dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe).

Das gelte auch für die Zusammensetzung des 2001 gegründeten Gremiums. „Würde der Justizminister versuchen, auf die Auswahl der Mitglieder Einfluss zu nehmen, würden wahrscheinlich Parteien anschließend versuchen, selbst Einfluss zu nehmen. So aber hat es politischen Druck auf die Kommission nie gegeben.“ Die jeweils amtierenden Justizminister hätten sich immer an die Vorschläge aus der Kommission zur Besetzung gehalten. Gentz übernimmt am Montag die Führung der Corporate-Governance-Kommission. Vorgänger und Commerzbank-Chefaufseher Klaus-Peter Müller hat dazu in die Repräsentanz seiner Bank am Brandenburger Tor in Berlin eingeladen. Gentz wird sich andere Räumlichkeiten suchen müssen. Er ist der erste voll unabhängige Kodex-Chef, er hat alle Unternehmensmandate abgegeben. Auch deshalb wollte er die Kommission zunächst nicht führen, sieht sich nun aber in der Pflicht. „Letztlich habe ich mich sogar wegen der Kritik, die Kommission sei überflüssig geworden, überzeugen lassen, den Vorsitz zu übernehmen.“ Laut Gentz, der fast sein ganzes Berufsleben als aktiver Manager beim Autokonzern Daimler verbrachte, bestand „durch die lange Suche die Gefahr, dass die gesamte Kommission zum Erliegen kommt.“ Ein weiteres Handicap war die Finanzierung. Gentz hat nicht wie Müller oder dessen Vorgänger Gerhard Cromme einen Konzern im Hintergrund. Künftig liegt die Geschäftsführung aber beim Deutschen Aktieninstitut, das auch für die Finanzierung sorgt.

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