Chemische Industrie unter den Top Fünf bei der Aktienrendite

Wien – Trotz weltweiter Wirtschaftsflaute hat sich die Chemiebranche als Star unter den Aktienrenditebringern erwiesen. Von 2007 bis 2011 erwirtschafteten Chemieunternehmen eine fast doppelt so hohe Aktienrendite wie der Durchschnitt von insgesamt 21 Industrien. Die besten zehn Unternehmen der Chemiebranche führen sogar die Liste der jeweiligen Top Ten aller untersuchten Branchen an. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Chemical Industry Value Creator Report: Rebounding from the Storm der Boston Consulting Group (BCG).

In den fünf Jahren kurz vor und während der weltweiten Finanzkrise (2007 -2011) belegte die Chemiebranche bei der Aktienrendite Rang 4 von 21 betrachteten Industrien und erreichte einen durchschnittlichen Total Shareholder Return (TSR) von 4,7 Prozent. Das ist fast das Doppelte des industrieübergreifenden jährlichen TSR von 2,4 Prozent. Noch eindrucksvoller ist die Leistung der besten zehn Chemieunternehmen: Über den genannten Fünfjahreszeitraum erzielten sie durchschnittlich 39 Prozent jährliche Aktienrendite.

Die BCG-Studie analysiert die Leistung der fünf wichtigsten Chemiesektoren (Basis-Chemikalien und Kunststoffe, Agrochemie und Düngemittel, Industriegase, fokussierte Spezialchemie sowie Multi-Spezialchemie) über drei Zeiträume: 20, 10 und 5 Jahre (1992 – 2011, 2002 – 2011 und 2007 – 2011). Die Resultate zeigen bemerkenswerte Erkenntnisse über die Erfolgsfaktoren der Branche und ihrer Top-Ten-Unternehmen.

„Über die letzten 20 Jahre – und verstärkt nach der Krise – kamen die besten Unternehmen aus den Emerging Markets“, sagt Andreas Gocke, weltweiter Sector Leader Chemie bei BCG und Mitautor der Studie. „Aber wenn wir die 10- und 20-Jahres-Zeiträume genauer betrachten, sehen wir mehr als nur die Wachstumsgeschichte der Emerging Markets. Viele Unternehmen haben von vorteilhaften Rahmenbedingungen profitiert, während andere aufgrund disziplinierter Umsetzung von Operations und Strategien erfolgreich waren.“

Region oder Sektor?

Sowohl in der langfristigen Betrachtung als auch im Nach-Krisen-Zeitraum hatte die Region eines Chemieunternehmens größeren Einfluss auf dessen Leistung als sein spezifischer Sektor. Unternehmen aus den Emerging Markets erzielten die höchsten Aktienrenditen, während Unternehmen mit Sitz in den USA oder Europa ihr höchstes Nach-Krisen-Wachstum wiederum in den Emerging Markets realisierten.

„Überall sonst litt die Wertschaffung“, stellt Gocke fest – eine Folge der kraftlosen Weltwirtschaft, des geringen Volumenzuwachses und der Schmälerung der Margen durch den Anstieg der Rohstoffpreise. Japanische Unternehmen wiesen mit einem TSR von minus 12 Prozent im Zeitraum von 2007 bis 2011 die schlechtesten Ergebnisse auf.

Im Hinblick auf die einzelnen Sektoren kommt die Studie zu unterschiedlichen Leistungseinflüssen und Resultaten. Über den 20-Jahres-Zeitraum von 1992 bis 2011 schneiden Spezialchemie-Unternehmen (fokussierte Spezialchemie und Multi-Spezialchemie) deutlich besser als die anderen drei Sektoren ab. Anders sieht es bei Betrachtung des jüngeren 10-Jahres-Zeitraums aus: Hier waren Basischemikalien/Kunststoffe (mit durchschnittlich 22 Prozent jährlichem TSR) und Agrochemie/Düngemittel (mit durchschnittlich 20 Prozent jährlichem TSR) die erfolgreichsten Sektoren.

Rahmenbedingungen oder Strategie?

Die Autoren untersuchten detailliert makroökonomische Trends, Industrieentwicklungen und Managementstrategien, um Zufall von Können zu unterscheiden und die Geheimnisse des Renditeerfolgs zu lüften.

Für drei Kategorien ließ sich ein Großteil des Erfolgs auf vorteilhafte Rahmenbedingungen zurückführen: Südkoreanische Unternehmen, die von hohen Exporten profitierten, verzeichneten ein deutliches Wachstum. Rohstoffstarke Unternehmen nutzten ihre Downstream-Integration, und Polymerhersteller profitierten in den schnell wachsenden Emerging Markets von der Nachfrage nach Basisbedarf.

Andere Unternehmen verfolgten abweichende Geschäftsmodelle. Andreas Gocke beobachtete, dass diese Unternehmen „operative Hebel nutzten: Sie fokussierten sich auf Umsatzwachstum, auf EBITDA-Margen und Schuldenabbau. Zusätzlich hat sich eine kluge Portfoliostrategie, insbesondere Investitionen in Specialchemie und anorganische Chemie, und die konstante Prüfung von M&A-Opportunitäten als eine erfolgversprechende Mischung erwiesen.“

Die Studie arbeitet eine Reihe von Empfehlungen für das Management heraus, die Chemieunternehmen für die zukünftige Wertschaffung berücksichtigen sollten. Analysiert werden außerdem vier kritische Wirtschafts- bzw. Branchenentwicklungen, welche die Chemieindustrie in den nächsten Jahren beeinflussen werden: zunehmende Ressourcenbeschränkungen, wachsender Nahrungsmittelbedarf in Entwicklungsländern, die Schiefergas-Revolution in Nordamerika sowie die Schuldenkrise in Europa.

The Boston Consulting Group (BCG) ist eine internationale Managementberatung und weltweit führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie. BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen und Regionen dabei, Wachstumschancen zu nutzen und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten anzupassen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt BCG individuelle Lösungen. Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern und das Geschäftsergebnis dauerhaft zu verbessern. BCG wurde 1963 von Bruce D. Henderson gegründet und ist heute an 78 Standorten in 43 Ländern vertreten. Das Unternehmen befindet sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer. In Deutschland und Österreich erwirtschaftete BCG im Jahr 2012 mit 1.060 Beraterinnen und Beratern einen Umsatz von 490 Millionen Euro.

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