Geld anlegen: Sind die guten Geldanlagen nur für Reiche?

Der aktuelle Blick auf die gebotenen Zinsen für Tagesgeldkonten und/oder Sparbuch dürfte wahrscheinlich niemanden in Euphorie versetzen. Die Anleger, die sich nicht um ihre Anlagen kümmern und nach aktuellen und gut verzinsten Angeboten suchen, die dürften sogar Gefahr laufen, dass sie vollständig auf Zinsen verzichten müssen. Eben dieser Gedanke veranlasst viele Sparer, darüber nachzudenken, sich nach einer Alternative umzusehen, damit das ersparte Rendite bringt. Der Markt bietet in dieser Hinsicht eine umfangreiche Auswahl an Alternativen, wobei nicht jedes Angebot für jeden Anleger geschaffen ist.

Ist die Geldanlage in Deutschland ungerecht?

Laut einer Umfrage der RWB Group (Reichtumsstudie 2018) waren 70 % der Befragten der Überzeugung, dass die besseren Produkte zur Geldanlage nur den reichen Menschen zur Verfügung stehen. Nicht abzustreiten ist, dass die wohlhabenden Menschen oft Vermögensverwaltungen nutzen, die sich um die Geldanlage kümmern und ihre Dienste erst ab einer gewissen Summe anbieten. Doch es muss ebenso erwähnt werden, dass viele Deutsche sich aufgrund ihres starken Fokus auf Sicherheit bei der Geldanlage selbst im Weg stehen.

Wie ist es um die Geldanlage in Deutschland bestellt und gibt es tatsächlich nur für reiche attraktive Angebote?

In Europa ist das Sparen aktuell nicht im Trend. In den letzten Jahren sank die Sparquote in den EU-Ländern kontinuierlich von 11,24 % (2013) auf 9,97 % (2017). Zugleich hat damit die Sparquote in Europa ein historisches Tief erreicht, denn noch nie zuvor sank die Quote unter 10 %.

Der gleiche Abwärtstrend zeigt sich fast überall – Italien, Frankreich oder Spanien. Denn die deutschen Sparer stemmen sich gegen den allgemeinen Trend, wobei die letzten Daten zur Sparquote aus 2016 stammt. In diesem Jahr betrug sie 17,11 % und damit zählt sie nicht nur zu den höchsten in Europa, sondern sie steigt seit Jahren. Dies ist verwunderlich, denn schließlich setzt die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit alles daran, das Sparen – zumindest gewisse Formen des Sparens – unattraktiv zu machen, in dem der europäische Leitzins, bereits seit März 2016 auf 0 % liegt. Auch dabei handelt es sich um ein historisches Tief. Die Folge ist: So gut wie keine Zinsen mehr auf Tages- und Festgelder.

Was ist also der Grund, dass sich die Deutschen nicht unterkriegen lassen? Sind sie besonders intelligent, was das Sparen angeht? Die Antwort lautet „nein“, denn es kann das Gegenteil behauptet werden.

„Viel sparen“ ist nicht gleich „gut sparen“

Es ist richtig, dass die Deutschen emsig ihr Geld sparen, aber dabei gehen sie nicht sehr schlau vor. Die Sicherheit steht im Vordergrund und das heißt, dass die Anlage, sofern es möglich ist, keinen Kursschwankungen ausgesetzt sein darf. Des Weiteren muss sie gut geschützt sein, sodass der Sparer sein Geld wieder zurückerhält, sollte die Bank in Schwierigkeiten geraten.

Der letzte Punkt ist vernünftig, doch leider ist das Bedürfnis nach Sicherheit so groß, dass die deutschen Sparer komplett vergessen, dass sie keinerlei Zinsen oder anderen Renditen auf ihre Geldanlage erhalten. Sie legen ihr Geld lieber auf dem Sparbuch mit 0,01 % Zinsen an, als auch nur das Wort, „Wertpapier“ oder Forex und CFD Trading in den Mund zu nehmen.

Nehmen wir an, dass den „Durchschnittsbürger“ keine Schuld trifft, da er eventuell nicht anders kann, da die attraktiven Geldanlagen nur denen zur Verfügung stehen, bei denen Geld kein „Knappes Gut“ ist. Aber das ist nicht ganz richtig, denn es gibt durchaus Geldanlagen, die sich auch für Otto-Normal-Bürger lohnen.

Geldanlagen für „Otto-Normal-Bürger“

Die deutschen Sparer irren sich, denn es gibt gute Geldanlagen auch für sie. Einziges Problem ist, dass sie diese häufig nicht nutzen. Dabei ist die Auswahl an Anlage-Alternativen groß. Eine Möglichkeit ist die Anlage in Aktien, die vor allem für risikobewusste Anleger attraktiv ist. Zwar sieht sich der Anleger hier höheren Kursschwankungen gegenüber, als bei Wertpapieren, aber dafür macht er auch höhere Gewinne. Es ist sogar möglich in Form eines Sparplans in Aktien grosser Unternehmen zu investieren.

ETFs und Fonds sind eine weitere Möglichkeit. Sie weisen den Vorteil auf, dass sie aufgrund der breiten Streuung das Risiko minimieren lässt. Besonders für Neulinge an der Börse eignen sich die ETFs, doch auch Forex und CFD Trading ist möglich. Natürlich hat der Durchschnittsbürger kein Office, das sich um seine Finanzen kümmert, doch zum Glück gibt es hier ebenfalls eine Trendwende. Denn die digitalen Vermögensverwaltungen, die sogenannten Robo-Advisors, erobern Schritt für Schritt den Markt. Eben diese haben sich zum Ziel gemacht, die Vermögensverwaltung auch dem „Otto-Normal-Bürger“ zugänglich zu machen. Diese Vermögensverwaltung lässt sich je nach Anbieter bereits mit 5.000 Euro oder weniger nutzen. Angelegt wird das Geld der Anleger beispielsweise in ETFs, wobei die persönliche Risikoneigung grundsätzlich Berücksichtigung findet. Im Anschluss behält der Robo-Advisor das Portfolio im Blick und tauscht gegebenenfalls Werte aus, sofern sich diese nicht entsprechend der Risikovorgaben entwickeln. Zudem überlasten diese Vermögensverwalter mit Gebühren von zumeist unter 1 % p.a. und Fremdkosten nicht die Geldbeutel der Anleger.

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