Läuten WhatsApp & Co. das Ende der SMS ein?

Die Smartphone Messenger Apps – allen voran natürlich der kalifornisches Dienst WhatsApp – zählen unbestritten zu den beliebtesten Anwendungsprogrammen auf internetfähigen Mobiltelefonen. Immer mehr User installieren diese praktische App, mit der sich nicht nur Textbotschaften versenden lassen, sondern auch Nachrichten in Form von Links, Fotos, kleinen Videos und neuerdings sogar kurzen Sprachbotschaften. Laut Hochrechnungen des Focus App-Monitors wurde die App bisher in Deutschland rund 20 Millionen mal heruntergeladen und installiert.

Die Messenger-Dienste auf dem Vormarsch

WhatsApp verkündete erst Mitte des Jahres, mit weltweit über 300 Millionen aktiven Nutzern größer als Twitter zu sein. Auch andere Messenger-Dienste verzeichnen immense Nutzerzahlen und sind ernsthafte Konkurrenten zur SMS. So vermeldete das japanische WhatsApp-Pendant Line 150 Millionen Nutzer und der chinesische Dienst WeChat verweist nach eigenen Angaben auf mehr als 300 Millionen aktive, registrierte Mitglieder und nicht zuletzt zählt auch Facebook, das ebenfalls eine Chat-Funktion zu bieten hat, zu den Konkurrenten auf dem Messenger-Markt, zumal das Zuckerberg-Netzwerk auf insgesamt mehr als eine Milliarde Nutzer verweisen kann.

Zahlen sprechen für WhatsApp & Co. als Kommunikationsform der Zukunft

Seit längerer Zeit taucht immer wieder die Frage auf, ob mit der rasanten Zunahme der Messenger-Kommunikation das Ende der klassischen Kurzmitteilung (SMS) besiegelt sei. Prognosen darüber beschäftigen schon seit längerer Zeit Medien und Experten. Und auf den ersten Blick scheint es auch tatsächlich so zu sein, dass die SMS in wenigen Jahren komplett von der Bildfläche verschwunden sein könnte.

Statistiken sprechen hierzu vermeintlich eine deutliche Sprache. In den Vereinigten Staaten, die ja bekanntlich beim Thema Mobilfunk und mobile Kommunikation stets eine Vorreiterrolle einnehmen, ist die Zahl der übermittelten Kurzmitteilungen stark rückläufig. Unsere statista-Infografik, die auf Erhebungen der US-Organisation CTIA basiert, zeigt den Trend. Im Jahr 2012 fiel die Zahl der versendeten SMS um 5% auf insgesamt 2,19 Billionen Short Messages. Die entspricht 19,1 Nachrichten pro US-Amerikaner und Tag. Im Jahr 2011 waren es noch 20,3 SMS am Tag. Im Vergleich dazu ist das Telefonaufkommen in den USA bei rund 20 Minuten täglich über Jahre nahezu konstant geblieben.

Prognose 2013: Doppelt so viele OTT-Messages als klassische SMS

Das britische Marktforschungsunternehmen Informa ermittelte, dass 2012 weltweit erstmals mehr IP-basierte Nachrichten von Messenger- und Chatdiensten übermittelt wurden, als klassische SMS. So wurden im letzten Jahr täglich 19,1 Milliarden Messenger-Nachrichten versendet. Dem gegenüber stehen 17,6 Milliarden täglich versendeter klassischer 160-Zeichen-Kurzmitteilungen. Für 2013 gehen die Informa-Analysten sogar davon aus, dass doppelt so viele OTT-Nachrichten (Over-The-Top-Messages), nämlich rund 41 Milliarden, pro Tag verschickt werden wie SMS, deren Anzahl für dieses Jahr mit 19,5 Milliarden pro Tag prognostiziert wird.
In Ländern wie Spanien, Niederlande und Südkorea hat diese Entwicklung bereits deutlich negative Auswirkungen auf die Umsätze der Mobilfunk-Provider.

Wie sieht die Zukunft der SMS aus?

Bisher immer noch gar nicht so schlecht…
Die exklusive Rolle, die die etwas mehr als 20 Jahre alte SMS für die mobile Nachrichtenübermittlung bisher spielte, hat sie eindeutig verloren. Dies bedeutet aber zumindest für die nahe Zukunft nicht, dass die 160-Zeichen-Kurzmitteilung ihre Existenzberechtigung verloren hat und nun völlig von der Bildfläche verschwindet. Die SMS ist bisher die einzige Kurzmitteilungsfunktion, die von Haus aus in alle Betriebssysteme für Mobiltelefone eingebettet ist und nach wie vor setzen zahlreiche Dienste und Serviceanbieter auf die 160-Zeichen-Nachricht.

Gerade angesichts der Diskussionen um Datenschutz und Sicherheit wird auch über WhatsApp einigermaßen heftig diskutiert. Immer wieder ist von eklatanten Sicherheitslücken die Rede und das Thema NSA tut ein Übriges dazu, denn noch immer wird beispielsweise das gesamte Adressbuch der WhatsApp Nutzer in regelmäßigen Abständen auf die Unternehmensserver in den USA übertragen. Als Nutzer der Messenger-App unterwerfen sich Kunden nämlich dem Gesetz des Bundesstaates Kalifornien.

SMS bleibt das Mittel der Wahl bei sicherheitsrelevanten Nachrichten

Um die SMS endgültig abzulösen, dürfte es deshalb wohl noch einiger Anstrengungen bedürfen. Einerseits gilt es für die Hersteller, kostenlose, multifunktionale Tools in die Betriebssysteme für Mobilfunkgeräte zu integrieren und andererseits muss deutlich an der sicheren Datenübertragung und der Einhaltung von Datenschutzrichtlinien gearbeitet werden.

Ob Bestätigungscodes zur Verifizierung verschiedener Accounts oder als Alarmmeldung von der heimischen Sicherheitstechnik, aber auch zur Übermittlung der mTAN beim Online-Banking – bei der Übermittlung sicherheitsrelevanter Nachrichten – ist die SMS immer noch das Mittel der Wahl und wird es wohl auch noch geraume Zeit bleiben.

SMS USA

Grafiken: Statista

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