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Die Dividendenfrage, Kommentar zu Volkswagen von Peter Olsen

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Schaut man auf die Kursentwicklung der VW-Vorzugsaktie vom Mittwoch, dann muss man dem neuen Konzernlenker Matthias Müller gratulieren. Mit seinen Aussagen auf der Betriebsversammlung und in einem FAZ-Interview hat er wohl Beschäftigten und Investoren Ängste genommen, auch wenn allen klar ist, dass die Aufarbeitung der Dieselabgasaffäre noch ganz am Anfang steht.

Über die Dividende habe er sich noch keine Gedanken gemacht, räumt der 62-Jährige freimütig ein. Aber die Dividendenfrage ist gerade für Volkswagen von hoher Relevanz, denn Stamm-Großaktionäre wie die Familien Porsche und Piëch sowie das finanziell nicht auf Rosen gebettete Land Niedersachsen fordern ihren Tribut.

Bisher beschränkt sich die bilanzielle Vorsorge für die technische Reparatur von bis zu 11 Millionen Fahrzeugen auf 6,5 Mrd. Euro. Zuletzt wies der Konzern einen Reingewinn von 10,8 Mrd. Euro aus. Da wäre auch nach der Rückstellung ein beachtlicher Spielraum für eine Ausschüttung vorhanden, zumal die Wolfsburger mit einer Ausschüttungsquote von gerade einmal einem Fünftel ihre Anteilseigner nicht gerade verwöhnen.

Aber kann sich der Konzern, angefeindet von vielen Seiten und vor nicht kalkulierbaren Strafzahlungen und Schadenersatzforderungen stehend, in der jetzigen Situation überhaupt eine Ausschüttung erlauben? Wäre es nicht ein gutes Zeichen, wenn gerade die Stammaktionäre, die auf der Kapitalseite den Aufsichtsrat bestimmen, verzichteten, dafür aber die im Streubesitz befindlichen stimmrechtlosen Vorzugsaktien bedient würden? Immerhin waren es ja die Vorzugsaktionäre, die vor fünf Jahren mit 4,1 Mrd. Euro zur Kapitalerhöhung gebeten wurden, um den Reverse Takeover von Porsche durch Volkswagen mitzufinanzieren – und letztlich den Familienstämmen Porsche und Piëch zur (Stimmen-)Mehrheit in Wolfsburg zu verhelfen.

Und möglicherweise muss Volkswagen die Vorzugsaktionäre ja wieder zur Kasse bitten, um angesichts kommender Milliarden-Belastungen die Bilanzstrukturen solide zu halten. Spielraum von etwa 12 Mrd. Euro für Kapitalerhöhungen zu aktuellen Kursen bestünde noch, erst dann würde das Vorzugs- zum Stammkapital aufschließen.

Für 2014 kehrte Volkswagen insgesamt 2,3 Mrd. Euro aus, davon knapp 900 Mill. Euro an die Vorzugsaktionäre. Mit einer Dividendenzahlung an den stimmrechtslosen Streubesitz würde Volkswagen vom jüngsten Kurssturz gebeutelte Anteilseigner besänftigen und die im Dax geführte Vorzugsaktie stützen.

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