Polizei rüstet sich für Großeinsatz bei Fusion Festival

Im Konflikt um das Fusion Festival in Mecklenburg-Vorpommern bereitet die Polizei offenbar einen deutlich größeren Einsatz vor als bisher bekannt. Das geht aus einem internen Polizeipapier hervor, über welches „Zeit-Online“ berichtet. Der Polizeipräsident von Neubrandenburg, Nils Hoffmann-Ritterbusch, hatte angekündigt, in diesem Jahr erstmals eine mobile Wache auf dem Festival mit 70.000 Teilnehmern errichten zu wollen, welches Ende Juni in Lärz stattfinden soll.

Die Veranstalter lehnen das ab. Im Hintergrund laufen jedoch nicht nur die Planungen für eine Wache mit zwölf Beamten, sondern Vorbereitungen für einen Großeinsatz. Eine Einsatzkonzeption der Polizei, über die „Zeit-Online“ berichtet, sieht vor, dass zeitgleich etwa 100 Beamte, uniformiert und in zivil, auf das Gelände geschickt werden sollen – rund um die Uhr im Schichtsystem. In der Nähe wird laut Plan außerdem eine Beweis- und Festnahmeeinheit der Bereitschaftspolizei positioniert, die laut Polizei vor allem auf Großveranstaltungen zum Einsatz kommt, „bei denen Auseinandersetzungen zu erwarten sind“. Hinzu kommen weitere Beamte einer Einsatzhundertschaft, die den Verkehr regeln und im Zweifel ihre Kollegen auf dem Festival unterstützen sollen. Die Polizeiführung geht davon aus, in der Nähe des Geländes etwa 1.000 Polizisten unterbringen zu müssen. Auch Räumpanzer und Wasserwerfer sollen laut Einsatzkonzept bereitstehen, ebenso eine Gruppe TMÖL (Technische Maßnahmen Öffnen und Lösen) – Beamte, die normalerweise Demonstranten losschneiden, die sich in Gleisbetten angekettet haben, etwa bei Castortransporten. Sogar die Bundeswehr ist beteiligt: Sie wurde von der Polizei gebeten, eine Zufahrt zum Polizeicamp zu bauen. Zivilkräfte der Polizei würden „offene und verdeckte Aufklärungsmaßnahmen durchführen“, außerdem würden die sozialen Medien ausgewertet, um „geplante Provokationen und Behinderungen des Polizeieinsatzes frühzeitig erkennen zu können“. Der Veranstalter reagierte entsetzt auf die Pläne der Polizei: „Unsere schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten“, sagte Martin Eulenhaupt vom Veranstalter Kulturkosmos e. V. auf Anfrage von „Zeit-Online“. Es scheine, „als ob die Polizei jeglichen Bezug zur Realität verloren hätte“, plane sie doch „wie bereits seit Monaten vermutet allen Ernstes einen Polizeieinsatz mit bürgerkriegsähnlichen Szenarien gegen ein Kulturfestival mit friedlichen Gästen aus der ganzen Welt“. Veranstalter und Menschen aus der Region wollten „wie schon seit über 20 Jahren einfach nur ein friedliches Fest feiern“, sagte Eulenhaupt. „Die Politik muss diesem absurden Theater endlich ein Ende setzen.“ Ob der Einsatz auch tatsächlich so ablaufen wird, wie in dem Konzept vorgesehen, ist laut einer Polizeisprecherin noch offen. Wenn die Polizei Einsatzunterlagen erstellt, ziehe sie dabei „eine Vielzahl von Einsatzvarianten“ in ihre Überlegungen ein, teilte die Sprecherin der Polizeipräsidiums Neubrandenburg auf Anfrage von „Zeit-Online“ mit. „Welche Variante in welchem Umfang tatsächlich zur Anwendung kommt, wird im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Veranstalter oder sogar erst während des Einsatzes entschieden.“ Die Polizei kann sich inzwischen auch vorstellen, von ihrer zentralen Forderung abzurücken: Die Präsenz auf dem Gelände „sollte der Gewährleistung der schnellen Handlungsfähigkeit in einem Unglücks- oder Katastrophenfall“ dienen, schreibt die Sprecherin. „Wenn das Sicherheitskonzept des Veranstalters so überarbeitet wurde, dass weitreichende Verbesserungen vorgenommen wurden, wird eine dauerhafte Präsenz auf dem Gelände möglicherweise gar nicht mehr erforderlich sein.“

Foto: Polizei, über dts Nachrichtenagentur

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert