Drosten besorgt über Verbreitung von Mers-Virus

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat sich besorgt über die Verbreitung des Mers-Virus geäußert. Das über die Atemluft übertragbare Virus sei im Mittleren Osten bei Dromedarkamelen weit verbreitet und habe viele Gelegenheiten, sich an den Menschen anzupassen, sagte Drosten den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). „Meine Sorge ist, dass sich auf diese Weise eine Variante bildet, die zu einer weltweiten Pandemie führen kann.“

Welche Auswirkung das konkret habe, könne man heute nicht seriös vorhersagen. Drosten trat der Annahme entgegen, jede dritte Mers-Infektion verlaufe tödlich. „Das Virus ist nicht gut genug erforscht, um das sicher sagen zu können“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité.

„Man sieht oft nur die schweren Fälle und übersieht die milden. Ich vermute, dass die wahre Sterblichkeit eher im Bereich von SARS-CoV-2 liegt.“ Auf die Frage, wie wahrscheinlich eine Pandemie mit einem deutlich tödlicheren Virus sei, antwortete Drosten: „Wenn irgendwo ein Virus auftauchen würde, das übertragbar ist wie SARS-CoV-2, aber eine Sterblichkeit von zehn Prozent hat, dann würde das sofort das gesamte öffentliche Leben lahmlegen. Das Geschehen wäre so auffällig und so schrecklich, dass es überhaupt keine Diskussion darüber gäbe, dass man das stoppen muss, schon vor einer weltweiten Verbreitung.“

Mit Sicherheit könne man sagen, dass es nach der Corona-Pandemie neue Infektionskrankheiten geben werde „und dass einige auch zu Pandemien führen können“, so Drosten. „Pandemie bedeutet aber nicht automatisch harte Maßnahmen wie Lockdowns. Die letzte offizielle große Pandemie vor Corona hatten wir 2009 mit dem H1N1-Virus, von manchen damals Schweinegrippe genannt. Das haben viele gar nicht gemerkt.“

Drosten bekräftigte, dass die Corona-Pandemie für ihn „vorbei“ sei.

„Es mag im Winter noch einmal einen Anstieg der Infektionszahlen geben, das wird aber wahrscheinlich nicht mehr zu einem starken Anstieg der Krankenhausfälle führen“, sagte er. „Niemand kann sagen, was in fünf Jahren ist, aber es würde mich sehr wundern, wenn noch einmal Varianten auftauchten, die wieder zu so schweren Verläufen führen, wie wir sie in der Hochphase der Pandemie gesehen haben.“ Die Direktorin des Charité-Instituts für Internationale Gesundheit, Beate Kampmann, mahnte gleichwohl zur Vorsicht.

„Die Pandemie ist definitiv zu Ende. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht mehr mit dem Virus befassen müssten“, sagte sie den Funke-Zeitungen. „Wir müssen auf Mutationen achten und gegebenenfalls auch die Impfstoffe daran anpassen und die Gelegenheit nutzen, die Erfahrungen zu reflektieren – da sollten wir nicht alles fallen lassen.“ (dts Nachrichtenagentur)

Foto: Christian Drosten, über dts Nachrichtenagentur

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