Verbot für Plastiktüten

Brüssel – Sie stehen schon viele Jahre im Kreuzfeuer der Kritik, die Plastiktüten. 2012 wurde bereits innerhalb der EU-Kommission über ein mögliches Verbot diskutiert. Die EU-Kommission kam jedoch zur Erkenntnis, dass ein europaweites Verbot mit den Regeln des europäischen Binnenmarktes und dem internationalen Handelsrecht in Konflikt stehe. Im Gutachten wurde auch ausgeführt, dass selbst ein nationales Verbot in einem EU-Staat eine ungesetzliche Verzerrung des Marktes sei. Nun wird neuerlich geprüft, unter dem Aspekt, ob ein Verbot doch möglich wäre, wenn keine Handelsbeschränkung zwischen den Mitgliedstaaten entsteht. Doch Italien hat im Grunde bereits 2011 vorgelebt, wie mit Plastiktüten verfahren werden kann, nämlich, indem sie kurzerhand verboten wurden. Zu dem Zeitpunkt fielen allein in Rom pro Jahr 1,6 Milliarden Plastiktüten an.

Rund 500 Jahre bis zum Zerfall

Wird eine Plastiktüte in einem Geschäft erworben, landet sie laut Statistik nach rund einer halben Stunde im Müll. Bis sie jedoch endgültig aus dem Weg ist, dauert es rund 500 Jahre. Auf dem Weg zum endgültigen Zerfall, kann sie aber noch großen Schaden anrichten, etwa wenn sie von Tieren teilweise gefressen wird. Laut EU besteht eine Plastiktüte aus ungefähr 250 Milliarden Plastikpartikel, die von Tieren aufgenommen werden, über den Verzehr auch in den Menschen gelangen und gesundheitsschädliche Folgen haben können. Besonders Meerestiere sind betroffen, zumal allein das Mittelmeer rund 500 Tonnen Plastikmüll verseucht. Aber nicht nur das Ende einer Plastiktüte schafft Probleme, sondern auch die Entstehung. Erdöl und Wasser werden bei der Erzeugung verbraucht und CO2 ausgestoßen.

Bewusstsein in Europa unterschiedlich

In Deutschland erfreut sich die Kunststofftasche besonderer Beliebtheit. Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 71 Plastiktüten jährlich. Bei rund 82 Millionen Einwohnern ergibt sich ein Verbrauch von 5.822 Millionen Plastiktüten pro Jahr. Eine Plastiktüte wiegt rund 20 Gramm, die jährlich anfallenden Plastiktüten allein in Deutschland ergeben insgesamt ein Gewicht von rund 116 Tonnen Kunststoffmüll. Vorbildhafter zeigen sich die Dänen und Finnen, ihr jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei vier Plastiktüten pro Person. Laut EU ist Deutschland absolut kein Spitzenreiter, denn in manchen Mitgliedsstaaten liegt der jährliche Verbrauch bei 400 Plastiktüten. Wie dem Bericht der EU-Kommission zu entnehmen ist, verwendet der Durchschnittseuropäer pro Jahr 198 Plastiktüten. EU-Umweltkommissar Janez Potocnik plant eine Änderung der Richtlinie 94/62EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle. In einem Punkt soll das Ergreifen von Maßnahmen gegen den Verbrauch von Einwegtüten aus Kunststoff mit einer Dicke von weniger als 0,05 Millimeter als Zielvorgabe enthalten. Im Entwurf heißt es weiter: „Die Mitgliedstaaten dürfen in ihrem Hoheitsgebiet das Inverkehrbringen von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen, nicht verbieten.“ Als Alternative kann sich die Kommission Tüten aus Recycling-Kunststoff oder kompostierbarem Material vorstellen.

Foto: © Goodmorph

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