Schweisser

Die Metallindustrie boomt – gute Talente bleiben rar

Das Berufsbild des „Facharbeiters der Metallindustrie“ befindet sich im Wandel. Längst ist der Schweißer oder Schlosser zum Industrie- und Anlagemechaniker geworden und der Beruf, der einst wenig attraktiv war, hat sich zu einem beliebten Ausbildungsberuf entwickelt. Dazu trug ohne Frage der Anstieg der Vergütung bei. Zudem haben sich die Anforderungen verändert. Die Branche unterliegt, wie viele andere auch, der Automatisierung und Digitalisierung: Stichwort Industrie 4.0. Für Schulabgänger und „Quereinsteiger“ aus Umschulungen stellt der Beruf des Industrie- und Anlagemechanikers aufgrund der besseren Verdienstmöglichkeiten und der gesunkenen körperlichen Belastung ein interessantes Berufsbild dar.

Bundesweit fehlen 300.000 Fachkräfte

In der Berliner Metallindustrie fliegen die Funken. In der Region stellt die Metallindustrie die Schlüsselbranche dar, die eng verflochten ist mit dem Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektroindustrie. Zudem erweist sich die Branche als ein wichtiger Zulieferer für die Hersteller aus den Branchen Automotive, Schienenverkehr und Luftfahrt, die in der Region stark vertreten sind. Allein in Berlin gibt es 86 Betriebe mit 11.2000 Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (Stand 2017). Damit boomt die Metall- und Elektrobranche und umso mehr fürchten die Betriebe den Mangel an Fachkräften.

Vom Wettbewerb um die wenigen, exzellent ausgebildeten Facharbeiter sind vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen betroffen, die auf hochqualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind. Experten fordern, dass die Politik hier gegensteuern muss, in dem umfassende Qualifizierungsprogramme für Langzeitarbeitslose geschaffen werden. Aber auch bessere Zugangsmöglichkeiten für ausländische Arbeitnehmer zum deutschen Arbeitsmarkt sind notwendig.

Der Mangel an Fachkräften könnte sogar noch verstärkt werden durch die Bundesregierung. So ist es für die Branche unverständlich, dass die große Koalition mit den geplanten Gesetzen zum Anspruch auf befristete Teilzeit und zur Einschränkung der sachgrundlosen Befristung die Personalnot sogar noch verschärfen will.

Nach Schätzungen der Metall- und Elektrowirtschaft fehlen bundesweit rund 300.000 Fachkräfte. Vor allem zwischen den großen und kleinen Unternehmen ist die Konkurrenz um gut qualifizierte Mitarbeiter groß. Oft haben die KMU’s das Nachsehen, da die Konzerne und Großunternehmen in der Lage sind höhere Löhne und bessere Sozialleistungen zu bieten.

Die Ausbildungsvergütungen steigen

Die starke Nachfrage nach Fachkräften in der Metall- und Elektrobranche zeigt sich selbst in den Vergütungen für Auszubildende. In Berlin / Brandenburg erhalten Auszubildende eine Vergütung zwischen 1005 und 1177 Euro (Erstes bis viertes Lehrjahr). Ein Geselle in der Eingangsstufe hingegen erhält eine Vergütung zwischen rund 2.500 und 5.800 Euro (Entgeldgruppe EG 1 bis EG 17).

Damit verdienen die Auszubildenden in der Branche gut zwei Drittel mehr als ein Auszubildender zum Einzelhandelskaufmann bzw. Verkäufer. Die Branche ist in der Lage seinen Auszubildenden gute tarifliche und soziale Bedingungen zu bieten. Aber dennoch finden die Betriebe nicht mehr die Fachkräfte und Auszubildenden, die sie benötigen.

Fakten zu Ausbildungszahlen in der Metall- und Elektroindustrie

Rund 200.000 Jugendliche machen aktuell eine Ausbildung in der M+E Industrie, die Mehrzahl in einem MINT-Beruf.

Seit 1990 informieren die M+E Arbeitgeber Schüler und Schülerinnen in Deutschland über die Ausbildungsmöglichkeiten in den technischen Berufen der Branche.

Die M+E-Verbände informieren unter der Marke „think ING“ die zukünftigen Schulabgänger an den weiterführenden Schulen über das Studium in den Beruf des Ingenieurs.

Die M+E-Verbände fördern das nationale Excellence-Network MINT-EC von Gymnasien mit ausgeprägten Profil in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).

Leichtere Einreise für ausländische Fachkräfte

Als Reaktion auf die aktuelle Situation, mit der die Metallbranche keinesfalls allein ist, verabschiedeten die Regierungsparteien zuletzt das umstrittene Fachkräfte-Einwanderungsgesetz. Es ist Teil des größeren Migrationspakets, das unter anderem das Asylrecht verschärft. Hürden für beruflich qualifizierte Fachkräfte seien damit gesenkt, die Situation für Ausbildungsberufe wurde mehr der von Akademikern aus dem Ausland angeglichen. Nach Einschätzungen der Bundesregierung lasse sich durch die Neuregelung die Zahl der Einwanderungsanträge von Fachkräften um etwa 25.000 jährlich steigern. Dafür müssten die Bedingungen für Facharbeiter allerdings attraktiver gestaltet werden als in anderen Ländern. Geschieht dies nicht, droht eine Abwanderung von Fachkräften ins Ausland. Experten zeigten sich pessimistisch: Um den Bedarf zu decken, müssten laut Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in den nächsten 40 Jahren jedes Jahr 260.000 Menschen einwandern – ein Ziel, dass sich durch das Gesetz allein nicht erreichen ließe.

Die Metallbranche ist darum bemüht, das Berufsbild attraktiver zu gestalten und mehr potenzielle Bewerber für sich zu gewinnen. Eine Vielzahl von Betrieben versucht daher aktuell, vermehrt weibliche Bewerberinnen anzusprechen. Doch die jungen Frauen zögern weiterhin, da die Branche selbst in der modernen Zeit eher Männer dominiert ist. Genau hier findet sich ein großes und ungenutztes Potenzial. Erste Wirkung zeigt die gezielte Anwerbung sowie der Imagewandel der Branche: Im Zeitraum zwischen 2013 und 2017 stieg der Anteil im Maschinenbau und der Fahrzeugtechnik um 16%. In dieser Hinsicht ist vor allem eines zu erwarten: Wie viele handwerkliche Berufe wird sich die Metallbranche „diverser“ in der Zukunft zeigen. Ob das ausreichend ist, um den „Sorgen in Hinsicht des Fachkräftemangels ein Ende zu machen“ das wird sich in der Zukunft herausstellen.

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