Italien Urlaub – damals und heute

Mit ein paar Klicks wird heute von Kurzentschlossenen der Urlaub online gebucht und mit dem Flieger geht es dann ab in den Süden. Die Erinnerungsfotos werden gleich per WhatsApp quasi „live“ an Familie und Freunde versendet und das Navi sagt, wo es lang geht. Wenige Jahrzehnt zuvor war alles ganz anders!

Der Rückblick in die 50er und 60er

Die Kinder, die Ende der 60er im Ruhrpott aufwuchsen, waren umgeben von Ruß spuckenden Kokereien und flackernden Stichflammen. Hin und wieder gab es einen Ausflug aufs Land, doch am Horizont waren noch immer die Schornsteine zu erblicken. Die erste Reise in den Süden wird 1973 geplant und hier geht es gleich mit dem Flugzeug ab in den Urlaub. Der Junge ist verunsichert und verängstigt, doch als er etwas an Bord zu essen erhält, schöpft er Zuversicht, dass man optimistisch sei nicht abzustürzen. In der Dunkelheit wird das Ziel erreicht und mit dem Bus geht es dann zum Hotel. Am nächsten Morgen blickt er durch das Fenster und sein Auge erfasst den Pool mit azurblauen Wasser, der von Palmen umgeben ist. Sollte es ein Leben nach dem Tode geben, dann muss es so ähnlich sein.

Heute ist es kaum noch vorstellbar ein derart intensives Reiseerlebnis zu erleben, denn ein Urlaub in Italien oder überhaupt Urlaube sind selbstverständlich geworden. Anders war es in der Nachkriegszeit. Zu dieser Zeit lebten die Menschen für den Sommerurlaub. Sie kamen nur einmal im Jahr weg und dafür sparten sie elf Monate. Der oft dreiwöchige Urlaub besaß einen „exotischen Kontrastcharakter“.

Sehnsuchtsland Italien – das klassische Auslandsziel der Bildungsreisenden

Nach dem Krieg war das erste Sehnsuchtsland Italien, das klassische Ziel im Ausland der deutschen Bildungsreisenden. Doch es waren zu dieser Zeit weniger die Kirchen, Kulturdenkmäler und archäologischen Stätten, sondern sie reisten für Sonne, Strand und Flair nach Italien. Von diesem Ausbruch aus dem oft bleiernen Alltag in die romantische Gegenwelt erzählten Schlager wie „Capri-Fischer“ oder „O Mia Bella Napoli“.

Auch die Planungen waren bereits Monate vor der Abreise abgeschlossen. Zu dieser Zeit wurde der Urlaub noch im Reisebüro des Vertrauens gebucht. Natürlich ging es nicht mit dem Flugzeug nach Italien, sondern mit dem Auto. Dadurch entstand das ganz andere Reisegefühl. Zuerst musste eine Distanz zurückgelegt werden, das Ziel kam nur langsam näher und dadurch wurde die Erwartung immer weiter gesteigert.

Bei der Tour in den Süden, war die drei mal drei Meter große und nur mit einem Ingenieurstudium entfaltbare Straßenkarten der stetige Begleiter. Am Rastplatz diskutierten die Eltern über die beste Strecke und die Kinder verbrachten ihre Zeit mit „Ich-sehe-was-was-Du-nicht-siehst“.

Zumeist fuhren alle direkt am ersten Ferientag los und da das Autobahnnetz zu dieser Zeit noch nicht so gut ausgebaut war, standen die Urlauber in endlosen Staus – natürlich ohne Klimaanlage. Auch vor den Grenzen hieß es sich in Geduld üben, denn es gab die Passkontrolle. Nach langer, schweißtreibender Fahrt und viel Stillstand kurz vor dem Brenner kam dann endlich der heiß ersehnte Strand in Sicht. Eine Touristische Karte von Italien war zu dieser Zeit noch Wunschdenken – hier hieß es: sich vor Ort schlau machen oder entsprechende Reiseführer zu kaufen.

Die Italiener wurden bewundert

Die Urlauber bewunderten die Italiener dafür, dass sie so locker und fröhlich wirkten. Heute fragt man sich, ob das wirklich der Fall war, doch damals gab es daran keine Zweifel. Diese Faszination ging einher mit einer großen Portion Misstrauen. Was war das für ein komischer Kaffee, der in Italien getrunken wurde? Entweder war er viel zu stark oder die Tassen viel zu klein – oder aber es war viel zu viel Milch drin. Dazu kamen dann noch die Teigwaren, die sie rund um die Uhr verzehrten. Noch Ende der 70er Jahre war das geläufigste Schimpfwort für die italienischen Mitschüler „Spaghetti-Fresser“.

Die Urlaubsbilder

Ist der Daumen auch nicht auf der Linse? Ist das Bild unter der Palme was geworden? Sind 36 Bilder überhaupt ausreichend? Es blieb spannend bis zu dem Zeitpunkt, wo die Filmrolle entwickelt war. Dies konnte schon einmal bis zu zwei Wochen nach dem Urlaub dauern. Sobald heute ein Foto geschossen wurde, das nicht den Ansprüchen der sozialen Medien entspricht, wird es gelöscht und erneut auf den Auslöser gedrückt. Das war damals anders. Auf eine Filmrolle passten bis zu 36 Bilder und die Dose, in die die Filmrolle aufbewahrt wurde, um diese vor Licht zu schützen, war stets in der Tasche. Doch leider verlief der Austausch der Kunststoffstreifen nicht immer reibungslos, wodurch ein ganzer Film mit Urlaubserinnerungen hinüber war.

Die Urlaubslänge

Drei Wochen lang auf einem Campingplatz in Italien, niemand kennt einen und am Ende will man nicht mehr nach Hause. Das ist nicht das, was dem heutigen Urlaubstrend entspricht. Heute lautet das Motto: Öfter aber dafür kürzer. Die Voyage Privé Angebote sind genau auf dieses Publikum zugeschnitten. Ein kurzes Wochenende in Rom oder Venedig, ein Städtetrip nach Pisa oder ein Last-Minute-Urlaub für eine Woche mit dem Flieger gen Sonne. Die modernen Koffer mit Rollen sind immerhin wesentlich kompakter und so ist man stets auf die nächste Reise vorbereitet. Doch eines bleibt immer gleich: Urlaubszeit ist die schönste Zeit.

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