Rekord-Lücke bei Fachkräften aus den MINT-Bereichen

Die Fachkräftelücke bei Spezialisten aus den Feldern Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) hat ein neues Rekordhoch erreicht: Im Mai fehlten nach den Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bundesweit 324.800 MINT-Fachleute, berichtet das „Handelsblatt“. Dabei geht es vor allem um Nicht-Akademiker: Gesellen sowie Meister und Techniker machen rund zwei Drittel der Fachkräftelücke aus. Daneben bräuchte die Wirtschaft auch gut 100.000 Ingenieure zusätzlich.

„Die Lage wird immer besorgniserregender“, sagte Ekkehard Winter, der Sprecher des Nationalen MINT-Forums, welches am Donnerstag zum 6. MINT-Gipfel einlädt, um Wege aus dem Dilemma zu suchen. Das Nationale MINT-Forum ist ein Zusammenschluss von 30 Organisationen und Stiftungen, die die MINT-Bildung voranbringen wollen. Am Gipfel teilnehmen werden auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sowie der Präsident der Kultusministerkonferenz, Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Winter, der auch Chef der Telekom-Stiftung ist, unterstrich die Bedeutung aller MINT-Fächer für die Industrie 4.0: „Auch für die Digitalisierung brauchen wir nicht nur Informatiker, sondern auch die anderen MINT-Kräfte“, warnte Winter. „Digitalisierung muss in allen MINT-Fächern in Schule, beruflicher Bildung und Hochschule gelebt werden – sonst fällt die deutsche Wirtschaft bald wegen fehlender Spezialisten hinten runter.“

Das MINT-Forum appelliert an die Länder, weit mehr als bisher Quereinsteiger einzustellen, um den Lehrermangel gerade in den MINT-Fächern zu bekämpfen. Kräfte von außen könnten hier wertvolle Dienste leisten, so Winter. Nicht nur als Lückenbüßer, sondern auch, „um frischen Wind aus der Praxis mitzubringen“, hält er den Kritikern solcher fachfremder Einstellungen entgegen. Hilfe vom Bund forderte die zweite Sprecherin des MINT-Forums, Nathalie von Siemens: Den „vielen großartigen MINT-Initiativen“ fehle aktuell die wissenschaftliche Erforschung, was bei Schülern „nicht nur Interesse weckt, sondern auch zu einer langfristigen Lebensentscheidung für einen MINT-Beruf führt“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Dafür sei „Hilfe vom Bund nötig, um die Wirksamkeit von MINT-Initiativen wissenschaftlich zu erforschen“.

Katastrophal sei das nach wie vor extrem geringe Interesse von Mädchen an einer MINT-Berufsausbildung – trotz der guten Chancen und Verdienstmöglichkeiten. „Andere Länder sind da weiter“, sagte von Siemens, die zugleich Chefin der Siemens Stiftung ist und im Siemens-Aufsichtsrat sitzt. „Wir wissen, dass Frauen Berufe wählen, die sie für sozial relevant halten. Diesen Ruf haben viele MINT-Berufe nicht.“ Das sei in Zeiten von Klimawandel und Digitalisierung einfach tragisch. „Wir müssen viel stärker zeigen, dass das Berufe sein können, die die Welt verändern.“

Foto: Bundesagentur für Arbeit, über dts Nachrichtenagentur

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