Fremdenverkehrswirtschaft – die meisten Menschen reisen gerne

Bei den Begriffen Tourismus, auch Fremdenverkehr oder Touristik, handelt es sich um Überbegriffe für Reisen. Darin sind die Reisebranche, das Gastgewerbe und die Freizeitwirtschaft ebenfalls inbegriffen. Seit den 1980iger Jahren ist der Ausdruck Tourismus gebräuchlich. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde dieses gesellschaftliche Phänomen als Fremdenverkehr bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen Tourismusangeboten für Zugereiste und Menschen aus der näheren Umgebung besteht nicht mehr und so wird oft der Begriff Tourismus- und Freizeitwirtschaft benutzt.

Weltweit gehört die Tourismusbranche zu den größten Wirtschaftszweigen. Nach Angaben der Welttourismusorganisation wurden 2011 in diesem Bereich Erlöse von circa 1030 Milliarden US-Dollar erzielt. Der Tourismus gilt weltweit mit rund 100 Millionen Beschäftigten zu den bedeutendsten Arbeitgebern. In diesem Dienstleistungsbereich machen die grenzüberschreitenden Reisen 25 bis 30 % des Welthandels aus.

Die Entwicklung des Wortes Tourismus (Definition)

Von de Société des Nations (Völkerbund) wurden die französischen Worte tourisme und touriste erstmals als offizielle Begriffe verwendet, um Reisende zu beschreiben, die länger als 24 Stunden im Ausland verweilen. Jedoch wird mittlerweile auch das inländische Reisen als Tourismus beschrieben. So verreisen innerhalb Deutschlands immer mehr Menschen als das es sie ins Ausland zieht. Auch Geschäftsreisen werden als Tourismus bezeichnet, so dass der Maßstab von 24 Stunden nicht länger gilt. Jedoch tauchte das Wort erstmals belegt um 1800 im Englischen auf – im Französischen 1816 und im Deutschen um 1830.

Die Fremdenverkehrswirtschaft (Tourismuswirtschaft, Reisebranche, Tourismusindustrie) zählt zu den größten Wirtschaftszweigen und ist für viele Regionen zu einer wichtigsten Beschäftigungsgrundlagen geworden.

Der Begriff Tourismus wird von der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) wie folgt beschrieben:

„Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.“

Das Wort „Fremde/Fremdenverkehr“ in der Kritik

Im englischen wie im französischen ist nur die Bezeichnung „tourism“ bzw. „tourisme“ bekannt. Doch das Deutsche kennt ausschließlich die ältere Bezeichnung Fremdenverkehr. Die Bezeichnung „Tourismus“ taucht in den 1960er Jahren auf und wurde in den 1980er Jahren von vielen offiziellen Fremdenverkehrsinstitutionen im deutschen Sprachraum übernommen. Der Grund war, dass Gäste nicht länger als „Fremde“ bezeichnet werden sollten, da bei der Verwendung des Begriffs „Fremder“ viel zu leicht die Gedankenverbindung „Fremdenfeindlichkeit“ aufkommt und die Menschen die nützlich sind für die Volkswirtschaft nicht abgeschreckt werden.

Tourismus- bzw. Fremdenverkehrswirtschaft

Bis in das Altertum kann die historische Entwicklung des Tourismus zurückverfolgt werden. Die Tourismuswirtschaft demgegenüber ist ein bedeutender Wirtschaftszweig und als selbstständige wissenschaftliche Disziplin noch relativ jung. Von der Fremden- bzw. Tourismuswirtschaft wird Folgendes untersucht:

Fragestellungen, die in sich ständig entwickelnden Dienstleistungsbranche auftreten sowie

Der Einfluss, der von dem Tourismus auf die gesamte Wirtschaft ausgeübt wird.

Die wissenschaftliche Sicht

Im System der Wissenschaften ist die Tourismuswirtschaft den Wirtschaftswissenschaften zuzuordnen. Von ihr wird vor alle das wirtschaftliche Handeln der Menschen untersucht und das vor allem auf Grundlage des ökonomischen Prinzips.

Der Tourismussektor wird nach drei unterschiedlichen Kriterien bestimmt:

  • Art der Leistungserstellung
    • Produkt = betriebswirtschaftlich
    • Entstehungszeit des Bruttosozialproduktes = volkswirtschaftlich
  • Art der Nachfrage
    • Absatz = betriebswirtschaftlich
    • Konsum = volkswirtschaftlich
  • Intensität des Absatzes (beträgt der Absatz mehr als 50 % dann wird ein Betrieb als Fremdenverkehrsbetrieb angesehen)

Die drei unterschiedlichen Bereiche der Tourismuswirtschaft

  • die typische Tourismuswirtschaft

Unumstritten ist dieser Bereich dem Fremdenverkehrsbereich zuzurechnen. Das heißt, den Betrieben, die unmittelbar typische Fremdenverkehrsleistungen erstellen und das fast ausschließlich für Reisende (z. B. Inlands-, Auslands-, Nah-, Fern-, Tagungs-, Kongress-, Urlaubs-, Geschäfts- oder Tagestourismus).

  • die ergänzende Tourismuswirtschaft

Diese Betriebe sind in den verschiedensten Wirtschaftsbereichen angesiedelt, wobei sich abgrenzende Bereiche auf Leistungen im Fremdenverkehr spezialisiert haben. Das bedeutet, dass von ihnen typische Tourismusprodukte hergestellt werden, wie bspw. Bereich des Verlagswesens, die Reisezeitschriften, Reiseführer produzieren oder Versicherungen die entsprechende Reiseversicherungen verkaufen.

  • die touristische Randindustrie bzw. -wirtschaft

Zu dieser Kategorie zählen alle Betriebe, deren Produkte bzw. Dienstleistungen keine „typischen“ Fremdenverkehrsleistungen darstellen. Allerdings erfolgt der Absatz in einem bedeutenden Ausmaß auch an Touristen, wie bspw. Bäckereien in einem Bade- oder Skiort oder der Friseur, der seinen Salon neben einem Hotel hat.

Die Ziele der Fremdenverkehrswirtschaft

Von der Fremdenverkehrs- bzw. Tourismuswirtschaft werden gleich mehrere Ziele zur gleichen Zeit verfolgt. Einerseits sind diese voneinander abhängig, doch andererseits in Konkurrenz zueinander, wie bspw. der Umweltschutz auf der einen und die privatwirtschaftliche Maximierung des Gewinns auf der anderen Seite. Das Zielsystem der Tourismuswirtschaft kann nach Pomp wie folgt eingeteilt werden:

  • die Zufriedenheit der Touristen – sie wollen ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis erhalten – als einen möglichst großen Nutzen ziehen
  • Mitweltverträglichkeit = Lebensqualität bzgl. der sozialen und kulturellen Strukturen der Region
  • Umweltverträglichkeit = das natürliche Ressourcen geschont werden und eine ökologische Stabilität gegeben ist
  • wirtschaftliche Wertschöpfung = das Nettoergebnis aus dem Einsatz der Produktionsfaktoren im Tourismus

Die Entwicklung der Tourismusbranche

2016 waren 1.235 Milliarden Touristen weltweit über die Grenzen hinweg auf Reisen. Damit waren 3,9 % bzw. rund 46 Millionen mehr Touristen laut der internationalen Tourismusorganisation UNWTO unterwegs als 2015. Insbesondere im Hinblick auf schwierigen Rahmenbedingungen, besonders im Hinblick auf die Sicherheit verzeichnete die UNWTO das siebte Jahr in Folge ein Wachstum. 2009 hatte es zuletzt ein Minus gegeben. In diesem Zusammenhang wurde von der UNWTO ein weiteres Mal der wichtige Betrag der Wachstumsbranche Tourismus hervorgehoben in Hinsicht auf den Wohlstand und die Arbeitsmärkte in vielen Regionen der Welt.

2016 verzeichneten die Regionen Asien und Pazifik ebenso wie Afrika das stärkste Wachstum bei den touristischen Ankünften mit einem Plus von je 8 %. Mit mehr als 4 % zählte Amerika mehr Touristen und Europa 2 %. Für den Mittleren Osten hingegen war 2016 ein schwieriges Jahr, denn dorthin reisten rund 4 % weniger internationale Touristen.

Die Zuversicht wächst laut einer aktuellen Umfrage der UNWTO unter 300 Tourismusexperten, die eine recht hohe Zuversicht für die Entwicklung der Tourismuswirtschaft für 2017 haben. Von 63 % werden bessere oder viel bessere Ergebnisse erwartet als 2016. Von der UNWTO werden für 2017 3 bis 4 % mehr internationale Touristen prognostiziert.