Kurdische Gemeinde sieht Proteste in der Türkei als „letzte Chance“

Vor dem Jahrestag des vereitelten Putschs in der Türkei hat der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Ali Ertan Toprak, Deutschland und der Europäischen Union Verrat an den Kurden in der Türkei vorgeworfen und Proteste dort als „letzte Chance“ bezeichnet. Seit dem Putsch seien 2.000 kurdische Zivilisten getötet und 500.000 Kurden vertrieben worden. „Deutschland und die EU haben bis zuletzt Erdogan hofiert. Die türkisch-kurdische Zivilgesellschaft, die unsere freiheitlich-demokratischen Werte teilt, fühlt sich von der EU verraten“, schreibt Toprak in einem Gastbeitrag für die „Heilbronner Stimme“ (Freitag).

„Erdogan hat den Putschversuch skrupellos dazu genutzt, um das Land zu entdemokratisieren, zu entwestlichen und ein Ein-Mann-Regime zu installieren. Der eigentliche und erfolgreiche Putschist ist damit Erdogan selbst!“, klagt Toprak weiter. Er halte es für erwiesen, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vorab über die Putschpläne informiert gewesen ist. „Erdogan hatte davon rechtzeitig erfahren und es mit Hilfe seines Geheimdienstes zu einem kontrollierten Putsch kommen lassen. Am brutalsten ging Erdogan gegen die Kurden vor.“ Die Massenproteste in Istanbul begrüßt Toprak: „Letzten Sonntag kamen über eine Millionen Menschen in Istanbul zusammen, um gegen Erdogan für Gerechtigkeit zu demonstrieren. Sie verdienen unsere Unterstützung, nicht Erdogan. Der Protest ist die letzte Chance, um Erdogan auf demokratischem Wege loszuwerden.“

Foto: Kurdische Demonstranten in Istanbul, über dts Nachrichtenagentur

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