Crowdinvesting – eine alternative Geldanlage, die sich rechnet?

Das Internet hat innovative Formen des Geldanlegens und Investierens hervorgebracht. Im digitalen Zeitalter ist es nicht mehr zwingend nötig, sein Geld einer Bank anzuvertrauen. Im Gegenteil, der Bankenverzicht bedeutet oft Vorteile – sowohl aus Geldgeber- als auch aus Geldempfängersicht. Crowdinvesting ist dabei eine relativ neue Form des Netz-Investierens.

Entstanden ist Crowdinvesting aus dem Crowdfunding. Beim Crowdfunding geht es darum, über viele User im Netz – die „Crowd“ (= Schwarm) – Geld zur Finanzierung bestimmter Vorhaben einzusammeln. Dies geschieht über entsprechend ausgerichtete Internet-Plattformen. Wenn genug Mittel zusammengekommen sind, kann das jeweilige Projekt umgesetzt werden. Der Grundgedanke war zunächst nicht kommerziell, die Finanzbeiträge der „Crowd“ sollten mehr Spendencharakter haben. Im Fokus stand das Interesse am Vorhaben – zum Beispiel an einem Film oder Musik-Album.

Vom Crowdfunding zum Crowdinvesting

Doch der Weg zum kommerziellen Crowdfunding war nicht weit. Im nächsten Schritt hielt das Crowdlending Einzug im Internet. Bei diesem Modell erfolgen über die Crowd Kreditvergaben gegen Zinsen – am Anfang von privat an privat, inzwischen auch von privat an Unternehmen. Crowdinvesting ist eine logische Weiterentwicklung. Anstelle von Kreditvergaben wird hier echtes Risikokapital zur Verfügung gestellt. Der Crowdinvestor wird zum Mitunternehmer am finanzierten Projekt – mit allen Chancen und Risiken.

Crowdinvesting ist das neueste Modell der „Schwarmfinanzierung„. Die weltweit erste Crowdinvesting-Plattform ging 2009 ans Netz. Aber erst seit 2012 finden in größerem Umfang Finanzierungen statt. Auch in Deutschland sind inzwischen einige Crowdinvesting-Marktplätze aktiv. 2011 konnten bei uns gerade mal 450.000 Euro auf diesem Wege vermittelt werden, im vergangenen Jahr waren es immerhin schon fast 64 Mio. Euro. Dennoch ist das Investitionsvolumen nach wie vor bescheiden und das Wachstumspotential groß.

Schwerpunkt inzwischen bei Immobilien-Projekten

Konzentrierten sich die deutschen Crowdinvesting-Plattformen zuerst auf Startup- und Wachstumsfinanzierungen von Unternehmen, hat sich der Investitionsschwerpunkt mittlerweile hin zu Immobilienprojekten verschoben. Einige Plattformen wie Exporo haben sich von Anfang an darauf verlegt, andere haben ihr ursprüngliches Geschäftsmodell angepasst oder ergänzt. Der Grund dafür ist einfach: Immobilien-Vorhaben sind tendenziell risikoärmer. Die Objekte stellen einen Wert an sich dar, der auch erhalten bleibt, wenn die ursprüngliche Kalkulation nicht aufgeht. Dementsprechend ist für Investoren das Risiko eines Totalverlustes gering – im Gegensatz zu Startup-Finanzierungen.

Dennoch ist das Crowdinvesting nicht ohne Risiko. Das fängt schon bei der Art der Finanzierung an. Hier werden keine Kredite vergeben. Die Finanzierung erfolgt bevorzugt über stille Beteiligungen, Genussrechte oder Nachrangdarlehen. Es handelt sich um sogenanntes Mezzanine Kapital – eine Zwischenform von Eigen- und Fremdkapital. Dabei wird der Investor gegenüber sonstigen Gläubigern im Insolvenzfall nachrangig bedient, ggf. nimmt er auch an laufenden Verlusten des Projektes teil. Das hängt von der Ausgestaltung im Detail ab. Für diese „Benachteiligung“ kann der Crowdinvestor auch höhere Renditen erwarten.

Crowdinvesting als Ergänzung von Geldanlagen

Der Erfolg und Misserfolg des Crowdinvesting steht und fällt mit dem jeweiligen Projekt. Deshalb ist es erste Investorenpflicht, sich mit dem entsprechenden Vorhaben auseinanderzusetzen. Da in der Regel nur kleine Beteiligungen (schon ab wenigen hundert Euro) erwartet werden, ist es gut möglich, Risikostreuung zu betreiben. In diesem Sinne kann Crowdinvesting eine interessante Anlageform sein. Sie sollte aber als Ergänzung eines bestehenden Portfolios gesehen werden, nicht als Lösung aller Anlageprobleme.

Risiken gut abwägen

Bei Crowdinvesting-Angeboten legen Anleger ihr Geld in der Regel in Form eines Nachrangdarlehens an. Privatanleger sollten sich bewusst sein, dass sie ein Projekt über einen Kredit finanzieren. Dieser Kredit ist nicht gesichert und birgt Risiken, ähnlich wie das bei Aktien der Fall ist. Scheitert das unterstützte Projekt, erhält der Anleger sein Geld nachrangig zurück, also erst nachdem die Ansprüche der Banken und anderer Gläubiger gedeckt sind. Wer investieren will, sollte sich das Projekt genau anschauen.

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