Kinderärzte warnen vor Versorgungsnotstand

Berlin – Deutschlands Kinderärzte warnen davor, dass Eltern künftig vielerorts lange nach einer Arztpraxis für ihre Neugeborenen suchen müssen. Schon jetzt gebe es stellenweise deutlich zu wenige Kinderärzte, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Wolfram Hartmann, der „Welt am Sonntag“. „Momentan gibt es in der ambulanten Versorgung einen Mangel insbesondere in einigen Bereichen von Großstädten wie Berlin und Köln, aber auch in ländlichen Regionen der großen Flächenstaaten. In Bayern und einigen anderen Bundesländern gibt es Regionen, in denen Eltern 30 oder 40 Autominuten bis zum nächsten Kinderarzt fahren müssen.“

Der Verband warnt, dass sich diese Situation durch das geplante GKV-Versorgungsstärkungsgesetz noch verschärfen dürfte. Der Kabinettsbeschluss für das Gesetz sieht vor, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder in den kommenden Jahren nach und nach Facharztpraxen aufkaufen sollen, wenn die Ärzte in den Ruhestand gehen, um so die Zahl der niedergelassenen Ärzte, darunter auch die der Kinder- und Jugendärzte, zu verringern. Das gilt überall dort, wo offiziell Überversorgung besteht. Das unabhängige Berliner Forschungsinstitut Iges hat anhand von Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen berechnet, dass über die kommenden Jahre sukzessive 1.365 Kinderarztpraxen bundesweit wegfallen könnten. Das Bundesgesundheitsministerium und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) warnten dagegen vor einer Panikmache der Ärzte. „Auch künftig bleiben Nachbesetzungen immer dann möglich, wenn sie aus Versorgungsgründen erforderlich sind“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage. Ein GKV-Sprecher sagte, es sei nicht so, dass in den nächsten beiden Jahren massenhaft Praxen geschlossen würden.

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