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Kurs auf 20 Dollar, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn

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Immer weiter gibt der Ölpreis nach. Die weltweit führende Nordseesorte Brent Crude ist inzwischen schon auf 36,05 Dollar je Barrel gefallen. Die vor zwei Wochen zu spürende Hoffnung, dass sich die großen Produzenten doch noch auf Produktionskürzungen einigen könnten, die dann eine Bodenbildung beim Preis nach sich ziehen würden, ist zerstoben. Das Sentiment am Ölmarkt wird von Händlern mittlerweile als sehr negativ bezeichnet.

Rund um den Globus wird auf Teufel komm raus produziert. Selbst in den USA, wo die Schieferölförderung in den vergangenen Monaten zurückgegangen ist, wird nun wieder aufgedreht: Nach den neuesten Daten ist die Zahl der aktiven Bohrstellen erstmals wieder gestiegen. Zudem drängen nun auch die US-Förderer auf den Weltmarkt. Sie haben über ihre politischen Verbündeten in den Reihen der Republikaner dafür gesorgt, dass das 40 Jahre alte Exportverbot für US-Rohöl im Kongress gefallen ist. Hinzu kommt, dass im neuen Jahr der Iran nach dem Ende der Sanktionen im Atomstreit mit Macht zurück an den globalen Markt drängt.

Hinter den Kulissen wird unter den Produzenten mit harten Bandagen gekämpft. So ist es den Russen im November wieder gelungen, Saudi-Arabien als Top-Lieferant Chinas abzulösen. In einem solchen Klima erscheint es unwahrscheinlich, dass sich die beiden Schlüsselnationen Saudi-Arabien als Anführer des Kartells Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und Russland als der neben den USA größte Nicht-Opec-Produzent an einen Tisch setzen und sich auf niedrigere Produktionsmengen einigen. Alle Beteiligten konzentrieren sich momentan intensiv darauf, die Kosten zu kürzen – in der Hoffnung, dass andere Produzenten eher zusammenbrechen als man selbst. Aber selbst die kostenseitig besonders benachteiligten US-Anbieter halten offensichtlich länger durch als gedacht.

Da inzwischen auch noch die globalen Lagerkapazitäten, in die das Überangebot fließt, zur Neige gehen, könnte das Szenario, das vor kurzem die Analysten von Goldman Sachs entworfen haben, Realität werden: Sie halten es für möglich, dass der Ölpreis bis auf 20 Dollar fällt. Möglicherweise wird erst ein derart niedriges Preisniveau die Beteiligten zur Vernunft bringen und die nötige Bereitschaft zu Konzessionen auf allen Seiten wecken. Unterstellt man dann noch die erforderliche Disziplin bei der Umsetzung einer Übereinkunft, könnte 2016 entgegen allen Befürchtungen doch noch das Jahr der Wende am Ölmarkt werden.

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