Kritik aus der Wirtschaft an Merkel wächst

Die Entfremdung zwischen Wirtschaft und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wächst. Während sich die CDU-Chefin am Mittwoch mit CSU und SPD zu Sondierungsgesprächen für eine Neuauflage der Großen Koalition trifft, fürchten Unternehmer eben das – eine Fortsetzung der bisherigen Politik. „Die Bundeskanzlerin hat in den letzten Jahren sehr viele Schritte unternommen, die zu einer teilweisen Aushebelung der Demokratie geführt haben“, sagte Heinz Hermann Thiele, Inhaber und Ehrenaufsichtsratschef des Familienkonzerns Knorr Bremse, dem „Handelsblatt“.

Als Beispiel nennt er die Alleingänge Merkels bei der Euro-Rettung und der Öffnung der Grenzen im Herbst 2015, die die Flüchtlingskrise zur Folge hatte. Ex-Ifo-Chef Hans-Werner Sinn spricht von einem „Realitätsverlust“ Merkels, wenn sie sage, man könne die deutschen Grenzen nicht schützen. Jürgen Heraeus, Aufsichtsratschef des gleichnamigen Edelmetallspezialisten, sagte dem „Frankreich und Österreich machen uns vor, wie frische unverbrauchte Kräfte mutige Reformen anpacken oder die eigene Partei reformieren.“

Auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub kritisiert das „Weiter so“ der Kanzlerin: „Von Aufbruchstimmung kann überhaupt keine Rede mehr sein.“ Deutschland werde nur noch verwaltet, aber nicht mehr reformiert. Der Ex-CSU-Minister und prominente Wirtschaftsanwalt Peter Gauweiler prognostiziert, dass es nicht zu einem Aufstand gegen Merkel kommen werde. Aber er attestiert der Union Gärungsprozesse und zitiert Franz Josef Strauß mit den Worten: „Manche Sachen müssen zu Ende faulen.“ Die CDU-Chefin selbst lehnt eine Kurskorrektur bislang ab.

Foto: Angela Merkel, über dts Nachrichtenagentur

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