Militärexperte Masala fürchtet russischen Angriff auf Baltikum

Nach Ansicht des Militärexperten Carlo Masala würde ein militärischer Erfolg Russlands in der Ukraine die Bedrohung für das Baltikum erhöhen. „Sollte sich Russland in der Ukraine durchsetzen und 17 bis 18 Prozent des ukrainischen Staatsterritoriums dauerhaft besetzt halten: Dann halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass es auf längere Sicht den russischen Versuch geben wird, einen oder mehrere baltische Staaten konventionell anzugreifen“, sagte Masala den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Lehre, die Russland gezogen hat, ist, dass kein Land massiv gegen einen Nuklearwaffenstaat vorgehen will. Moskau könnte sich die Frage stellen, ob die Nato bereit wäre, gegebenenfalls eine nukleare Eskalation zu riskieren, wenn Russland konventionell ein relativ kleines Territorium – auch wenn es ein Nato-Mitgliedsstaat ist – angreift?“ Auf die Frage, ob er einen Angriff Russlands auf Deutschland für möglich halte, antwortete Masala: „Nein, das halte ich momentan für relativ unwahrscheinlich.“

Die russische Logik sehe so aus: „Wenn sich Russland nur auf die baltischen Staaten begrenzen und kein weiteres Nato-Mitgliedsland angreifen würde, dann könnte man darauf bauen, dass vielleicht doch nicht andere Nato-Staaten zur Verteidigung des Baltikums herbeieilen werden.“ Allerdings hätte eine russische Militärattacke im Baltikum Konsequenzen, so Masala: Die Bundeswehr werde demnächst 5.000 Kräfte in Litauen stationiert haben – das größte konventionelle Kontingent von allen Nato-Mitgliedsländern in den baltischen Staaten.

„Die Bundeswehr wäre bei einem militärischen Angriff Russlands auf Litauen massiv involviert.“ Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, hatte zuvor in den Funke-Blättern vor der Gefahr eines russischen Angriffs gewarnt und die unzureichende Ausstattung der deutschen Streitkräfte kritisiert. „Ich halte es für gut möglich, dass Putin über kurz oder lang sogar eine räumlich begrenzte konventionelle Auseinandersetzung – einen Krieg – mit einem Bündnispartner, und damit mit uns, führt. Ich frage: Wie sind wir darauf vorbereitet? Ich fürchte: Schlecht“, so Wüstner.

Der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) rügte die Umsetzung der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte „Zeitenwende“: Die Bundeswehr sei noch lange nicht da, wo sie sein müsste, sagte Mölling den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wir sind noch nicht auf der neuen Planungsgrundlage: Was bedeutet es, Russland abzuschrecken? Die Bedrohung durch Russland wird in einigen Jahren real werden. Abschreckung Russlands bedeutet in erster Linie Masse: Wir brauchen viel mehr von dem Militärgerät, was wir bereits haben.“ (dts Nachrichtenagentur)


Foto: Riga (Lettland) (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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