VDR-Chef befürchtet Unterschätzung von Corona-Risiko für Lehrer

Der Bundesvorsitzende des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR), Jürgen Böhm, hat kurz vor der Schulöffnung für Abschlussklassen davor gewarnt, die Betroffenheit von Lehrern durch die Coronakrise zu unterschätzen. „Wir reden von einem Viertel bis zu einem Drittel der Lehrer, die problematisch werden könnten“, sagte Böhm der „Welt“ (Dienstagsausgabe) mit Bezug auf Schulen, die den mittleren Schulabschluss anbieten. All diese Lehrer gehörten zur Risikogruppe.

In Bayern etwa sei das Durchschnittsalter der Lehrkräfte an Realschulen 42. „Das ist sehr jung. In Sachsen-Anhalt ist es hingegen nahe 60 Jahre. Es gibt Lehrer mit Vorerkrankungen, Schwangere“, so der VDR-Chef weiter. Als erstes Bundesland will Nordrhein-Westfalen am Donnerstag die zehnten Klassen an die Schulen zurückholen. Die übrigen Bundesländer folgen in der nächsten oder übernächsten Woche. Böhm erwartet von den Behörden klare Vorgaben für die Schulen. Notfalls sollte der Öffnungstermin verschoben werden. „Es ist nichts verloren, wenn die Schulen noch ein paar Tage länger warten“, sagte Böhm. Dass Rektoren nun Hygienepläne erstellen müssten, die davon eigentlich keine Ahnung hätten, sei absurd. „Ich erwarte, dass die Pläne zumindest noch von den Gesundheitsämtern auf ihre Tauglichkeit überprüft und freigegeben werden“, so der VDR-Chef weiter. Er plädierte dafür, in den Hygieneplänen Masken vorzusehen. „Ich bin zudem für eine Maskenpflicht an den Schulen, neben der Schutzwirkung auch aus psychologischer Sicht. Wenn die Schüler im Schulbus Masken tragen müssen, dann können sie sie auch in der Schule aufsetzen“, so Böhm. Bayern und Sachsen etwa haben Masken im öffentlichen Nahverkehr zur Pflicht erklärt. Die Einhaltung von Abstandsregeln hält der VDR-Chef für ausgeschlossen: „Unterricht mit Sicherheitsabstand für alle kann keine Schule gewährleisten. Das ist definitiv ausgeschlossen“, sagte er. Um den Absolventen mit mittlerem Schulabschluss eine Perspektive zu geben, forderte er zudem einen Ausbildungspakt. „Betriebe und Politik müssen sich jetzt verständigen, dass sie trotz Krise hier keine Lücke entstehen lassen. Wir brauchen einen Ausbildungspakt für die Krise, damit wir nach der Krise die Fachkräfte haben, die wir brauchen“, sagte Böhm der „Welt“. Vor wenigen Wochen noch habe man über Fachkräftemangel geredet. „Wenn wir nun einen oder gar mehrere Jahrgänge nicht ausreichend ausbilden, verschärfen wir diesen Mangel in Handwerk, Wirtschaft, Mittelstand. Er ist ja noch da“, so der VDR-Chef.

Foto: Stühle im Flur einer Schule, über dts Nachrichtenagentur

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