Digitalverbände fordern Ende der Datensparsamkeit

Computer-Nutzer, über dts NachrichtenagenturDas beharrliche Festhalten des Bundesjustizministeriums am Grundsatz der Datensparsamkeit stößt in der Digitalwirtschaft auf scharfe Kritik. „Datensparsamkeit steht der Lebenswirklichkeit einer digitalen Gesellschaft diametral entgegen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), Bernhard Rohleder, dem „Handelsblatt“. Daten, die nicht erhoben werden, könnten auch „nicht sinnvoll genutzt werden – für eine bessere medizinische Versorgung, zur Vermeidung von Staus und Unfällen oder für mehr Sicherheit“.

Dass dabei die Privatsphäre geschützt werden müsse, sei selbstverständlich. Der Staatssekretär im Justizministerium, Ulrich Kelber (SPD), hatte in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“ eine Abkehr vom Prinzip der Datensparsamkeit zugunsten der Wirtschaft abgelehnt und den Gegnern dieses Grundsatzes vorgehalten, für „Datenreichtum“ zu werben und Datensparsamkeit lächerlich zu machen. Zugleich plädierte er dafür, die anstehende Harmonisierung des europäischen Datenschutzes dafür zu nutzen, „Konzepte zu entwickeln, wie Big-Data inklusive Datensparsamkeit aussehen und funktionieren kann, Datensparsamkeit 4.0 sozusagen“. Oliver Süme, Vorstand beim Internetverband eco, hält wenig von Kelbers Vorschlag. „Ich glaube nicht, dass uns so ein offensives Label wie Datensparsamkeit 4.0 bei der Lösung der Frage weiterhilft, wie wir die wirtschaftlich sinnvolle Nutzung von Daten und einen effektiven Datenschutz in Einklang bringen können“, sagte Süme der Zeitung. „Der Schlüssel für einen souveränen Umgang mit den eigenen Daten sind transparente Datenverarbeitungsprozesse und eine konstruktive Debatte über eine sinnvolle Klassifizierung von Daten.“ Dabei spielten beispielsweise die Pseudonymisierung und die Etablierung von Branchenstandards eine wichtige Rolle. Beides sei im neuen Datenschutzrecht auch angelegt. „Darauf müssen wir aufbauen“, so Süme.

Foto: Computer-Nutzer, über dts Nachrichtenagentur

2 Kommentare

  1. Wirtschaftlich sinnvolle Nutzung von Daten und einen effektiven Datenschutz in Einklang bringen klappt eben nur mit Datensparsamkeit. Daten die nicht gesammelt werden, können auch nicht mißbraucht oder gestohlen werden. Eigentlich ganz einfach und dennoch meinen manche unbedingt sammeln zu müssen, was technisch geht. Viele, sehr viele „Vorkommnisse“ der letzten Jahre in der Digitalwirtschaft wären entweder weit weniger schlimm gewesen oder einfach gar nicht passiert, wäre der Grundsatz der Datensparsamkeit beachtet worden.

  2. Ja, Daten sammeln und Datenmissbrauch liegen nahe beieinander, das sehen wir auch so.

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