Grünen-Vize Jamila Schäfer sieht bei Wahlen Trend nach links

Die stellvertretende Grünen-Vorsitzende Jamila Schäfer sieht in der Jugend eine politische Entwicklung nach links. „Wenn wir uns einfach die Ergebnisse der Europawahl anschauen, dann sieht man schon, dass die jüngeren Leute linker wählen“, sagte die 26-jährige Studentin der „Welt“. „Die Klimafrage als die soziale Frage des 21. Jahrhunderts gewinnt gerade unter jungen Leuten an Relevanz. Viele verstehen, dass ökologische Fragen und Gerechtigkeitsfragen erstens zusammengehören und zweitens nicht an nationalen Grenzen Halt machen.“

Schäfer, die von 2015 bis 2017 Sprecherin der Grünen Jugend war, fügte hinzu: „Politik, die sich ohne nationale Scheuklappen für das Gemeinwohl einsetzt und nach einer Welt strebt, in der möglichst allen ein Leben in Würde und Freiheit zuteil werden kann, ist im Aufwind. Und damit auch linke Politik.“ Hinzu komme, so Schäfer, „dass Konservative anscheinend Probleme haben, mit jungen Leuten zu reden und offensichtlich notwendige Veränderungen anzustoßen“. Die Koordinatorin für europäische und internationale Politik im Grünen-Vorstand nannte als Beispiele, „dass die CDU sich immer noch nicht auf einen CO2-Preis geeinigt hat“ und die Reaktionen auf das Video des YouTubers Rezo vor der Europawahl, dessen Kritik die Union nicht ernst genommen habe. „Das ist auch bei den Reaktionen von Konservativen auf `Fridays for Future` so“, sagte Schäfer. „Da fühlt man sich dann nicht wirklich ernst genommen.“ Die Grünen-Politikerin bekräftigte ihre Skepsis gegenüber schwarz-rot-goldenen Fahnen in Fußballstadien. Sie „finde weiterhin, dass wir im Interesse des Sports wachsam sein sollen, ab wann bestimmte Dynamiken bei großen Fan-Aufgeboten nationalistische Züge bekommen können“. Denn „in ganz Europa haben auch die Rechten und Nationalisten und Anti-Europäer Zulauf“. Auf Nachfrage sagte Schäfer, gleichwohl dürfe man Fahnen seiner Nationalmannschaft schwenken – „erst wenn damit eine Abwertung anderer einhergeht, wird es problematisch“.

Foto: Jamila Schäfer, über dts Nachrichtenagentur

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert