Mobile Shopping: der große Boom lässt noch auf sich warten

Der E-Commerce zählt nach wie vor zu den stärksten Wachstumsbranchen in der deutschen Wirtschaft. Im Jahr 2013 werden weit mehr als 30 Milliarden Euro im Online Geschäft umgesetzt. Ein beträchtlicher Teil davon geht auch auf das Konto von mobile Shopping. Bereits Ende 2012, als der Absatz von Smartphones und Tablets immer neue Rekorde brach, wurde dem mobilen Einkauf im Netz ein geradezu explosionsartiger Zuwachs prophezeit. Deshalb soll hier einmal die Frage gestellt werden, ob sich die Prognosen, die dem Einkauf via Smartphone und Tablet im letzten Jahr für 2013 gestellt wurden, auch tatsächlich bewahrheitet haben.

55% der Deutschen nutzen Internet mobil

Der rasante Wachstumstrend der mobilen Internetnutzung in Deutschland ist auch 2013 ungebrochen. Mittlerweile geht jeder zweite Bundesbürger (55%), der das Internet nutzt, auch mobil mit einem Smartphone oder Tablet PC ins Internet. Nur noch 45% aller deutschen Internetnutzer beschränken sich heute noch ausschließlich auf die rein stationäre Nutzung des Internets am PC. Im Jahr zuvor lag der Anteil der ausschließlich stationären „Onliner“ noch bei 60%. Betrachtet man diese Voraussetzungen, sollte man annehmen, dass ebensolche Wachstumsraten auch beim mobilen Einkauf zu verzeichnen sein müssten. Nicht umsonst verbindet man ja die Branche gern mit Begriffen wie „Trend“ oder „Boom“. Einer jüngst veröffentlichten IPSOS-Umfrage zufolge, hinkt die Wirklichkeit der medialen Euphorie allerdings ein beträchtliches Stück hinterher.

Nur 6% der deutschen User kaufen via Smartphone oder Tablet

Das weltweit in 35 Ländern agierende Marktforschungsinstitut mit Sitz in Paris ermittelte im Juni 2013, dass gerade einmal 6% der deutschen Internetnutzer ein Produkt via Smartphone oder Tablet gekauft haben. (siehe wirtschaft.com Infografik) Dies bedeutet im internationalen Vergleich lediglich Platz 6 vor Ländern wie Schweden, Kanada, Italien und Frankreich (2%), wo diese Art des Online-Kaufs auf besonders wenig Begeisterung zu stoßen scheint.

Die Weltspitze wird in diesem Bereich der Internetwirtschaft von China dominiert. Nahezu jeder fünfte Internet-User in China – nämlich 18% – hat bereits einmal einen Artikel mit einem mobilen Endgerät erworben. Lediglich Indien kann hier mit 15% noch einigermaßen mithalten. Auf Platz 3 folgt mit 10% Großbritannien als Primus in Europa. Erst auf dem fünften Rang – noch hinter Australien (8%) – ist das Mutterland des E-Commerce USA mit ebenfalls rund 8% zu finden.

Grafik: infographiken.com

China stellt Weltrekord im Online Shopping auf

Der Spitzenplatz von China im Bereich mobile Shopping kommt dabei nicht von ungefähr. Erst in der letzten Woche am 11.November, dem chinesischen Single-Day (die „1“ steht in China für „allein“) wurde im Reich der Mitte ein neuer Weltrekord beim Online Shopping aufgestellt. An diesem einzigen Tag, an dem seit 2009 besonders viele Sonderangebote offeriert werden, konnten allein die beiden Alibaba Online Handelsplattformen mehr als 3,5 Milliarden Euro Umsatz generieren. Der Kaufrausch begann bereits wenige Sekunden nach Mitternacht auf allen Online Plattformen in China. Innerhalb einer Minute nach dem Startschuss verzeichnete bspw. Tmall.com rund 15 Mio. Euro Umsatz. Am frühen Morgen waren es allein hier dann schon 700 Mio. Euro.

Online Handel revolutioniert China

Diese Zahlen sind sicher nicht nur den rund 180 Millionen allein lebenden Erwachsenen in China zu verdanken, sondern das Ergebnis spiegelt die Lage am chinesischen Boom-Markt Online- und Mobile Shopping wieder, denn der Online Handel hat China revolutioniert. Der Umsatz auf Webseiten wie Suning, amazon.cn, Taobao, Tmall erreichten bereits im vergangenen Jahr 160 Milliarden Euro, wohingegen der gesamte Einzelhandelsumsatz in Deutschland gerade einmal auf 200 Mrd. Euro pro Jahr ohne Lebensmittel, Tankstellen und Apotheken kommt.

Auf chinesischen Plattformen wird einfach alles angeboten, was das Herz begehrt: Vom selbstgebastelten Schmuck über importiertes Milchpulver, Windkraftanlagen für Häuslebauer bis zu aufgemotzten Audis und BMWs. Aufgrund der Weite und Vielfalt des Landes gilt in China: Wer mit seiner Verkaufsidee Erfolg haben will, muss damit ins Netz gehen, um auch den entlegensten Winkel des riesigen Landes zu erreichen.

Mobile Shopping in Deutschland: Viel Potenzial, das es zu entwickeln gilt

Dass mobiles Shopping in Deutschland ein riesiger Wachstumsmarkt ist, ist unbestritten, jedoch kommt dieser Bereich nicht ganz so in Schwung, wie es von vielen im letzten Jahr prognostiziert wurde. Vielmehr nutzen deutsche Kunden Smartphone und Tablet zur Recherche und zum Angebotsvergleich, um dann am stationären Gerät oder sogar offline zu kaufen.

Vielfach stehen Sicherheitsbedenken hinsichtlich der mobilen Nutzung – insbesondere mobiler Bezahlsysteme – und auch eingeschränkte Usability einem schnelleren Wachstum entgegen. Hier sind die Anbieter gefordert, diese Nutzungsbarrieren abzubauen und die Vorteile einer mobilen Nutzung insbesondere für die Smartphone-Nutzer stärker erlebbar zu machen, denn wenn mobile Shopping in Deutschland stattfindet, dann eher am Tablet als am Smartphone.

Das diesjährige Weihnachtsgeschäft wird sicher wieder einen deutlichen Schub auch im mobile Shopping bringen, doch bietet sich hier für die Zukunft des mobile Shopping in Deutschland noch reichlich Potenzial, das es zu entwickeln gibt.

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