Fair Trade: Zwischenhändler ausschalten

Zürich – Fair Trade Schokoladen sind längst nicht mehr nur in Weltläden erhältlich, sondern auch in den Regalen der Supermärkte zu finden. Seit 2005 hat sich der Umsatz für Fair Trade Schokolade um das Achtfache gesteigert. Nun steigen die Schweizer Schokoladehersteller ebenfalls um und wollen Zwischenhändler ausschalten. Doch nicht nur der Fair Trade Gedanke bewegt sie dazu, sondern auch die Situation auf den Plantagen. In Westafrika etwa lohnt sich die Arbeit auf den Kakaoplantagen nicht mehr, viele Schokoladehersteller fürchten um den Rohstoff.

Erklärung von Bern

In der einstigen Erklärung von Bern hieß es zu der Frage: „Der Schlüssel zur Finanzierung des Bürgerkriegs liegt bei den natürlichen Rohstoffen und Exportprodukten des Landes, insbesondere beim Kakao. Ende 2005 wurde bekannt, dass sowohl Regierung als auch Rebellen ihre Armeen mittels Steuern und Abgaben finanzieren, die sie auf Kakaobohnen erheben. Das Ausmaß der Kriegsfinanzierung durch Kakao wurde 2007 in einem detaillierten Bericht der Anti-Korruptions-Organisation Global Witness festgehalten. Neben dem Bürgerkrieg ziehen aber auch mächtige Individuen den Kakaobauern das Geld aus der Tasche. Viele Politiker und Militärs bereichern sich persönlich an den Kakao-Abgaben. Wer in der Elfenbeinküste den Kakaohandel kontrolliert, dem winkt das große Geld: Mit einer Produktion von durchschnittlich 1,3 Millionen Tonnen Kakao pro Saison ist das westafrikanische Land mit Abstand der größte Kakaoproduzent weltweit. Entsprechend groß sind die Pfründen, um die es den Machthabern auf beiden Seiten geht. Doch auch für die Bevölkerung selbst ist Kakao von zentraler Bedeutung: Er ist die Lebensgrundlage für mehrere hunderttausend Kleinbauern und deren Familien.“

Kakao-Preise gestiegen

Gemäß der Berner Erklärung und der Preisentwicklung, aber auch der Verfügbarkeit des Rohstoffs Kakao, sollen nun die Zwischenhändler ausgeschaltet und der direkte Kontakt zu den Produzenten hergestellt werden. Kakao und der Kakaopreis wirken sich bei den Materialkosten für Schokolade stark aus. Der Anteil am Rohmaterial liegt beim Kakao bei 25 Rappen, die Gesamtkosten bei 40 Rappen. Der Kakaopreisanteil liegt höher als 50 Prozent. Für Franz Schmid, Direktor des Branchenverbandes Chocosuisse, bedeutet die größere Nähe zu den Produzenten, den Bauern, noch andere Vorteile, da das Bewusstsein der Konsumenten für Nachhaltigkeit und Qualität angesprochen werde, abgesehen von der sozialen Verantwortung, die von den Schweizer Schokoladenherstellern übernommen wird. Pressesprecher der Berner Erklärung, Oliver Classen, führt weiter aus, dass die Bemühungen der Produzenten zwar löblich seien, denn sie versuchten durch Ausbildung und Zusammenarbeit das Los der Bauern zu verbessern, wodurch auch Qualität und Verfügungbarkeit sicher gestellt seien, doch langfristig gäbe es nur eine Lösung, die liege im Einkaufspreis. Die mancherorts festgelegten Mindestpreise seien mit 60 Prozent des Weltmarktpreises zu nieder.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert