Hypo Alpe Adria benötigt keine weitere Kapitalerhöhung

Hypo Alpe AdriaKlagenfurt am Wörthersee – Der Konzernzwischenabschluss zum 30. Juni 2014 ist der letzte, der die Hypo Alpe Adria als Gesamtgruppe darstellt, da diese – in Entsprechung des Bundesgesetzes zur Schaffung einer Abbaueinheit (GSA) – im 2. Halbjahr 2014 in drei organisatorisch völlig unabhängig voneinander agierende Teile getrennt wird. Dabei werden die italienische Tochterbank und das Südosteuropa-Bankennetzwerk aus der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG herausgelöst, der verbleibende Teil der Hypo Alpe Adria, wird neu organisiert und umfassend auf den Abbau ausgerichtet.

Mit einer Bilanzsumme von EUR 25,2 Mrd. zum Stichtag 30. Juni 2014 liegt die Hypo Alpe Adria um EUR 18,1 Mrd. unter dem Höchststand von EUR 43,3 Mrd., der zum 31. Dezember 2008 erreicht worden war. Damit wurden bisher nahezu 42 % des ursprünglichen Geschäftsvolumens abgebaut. Das Ausleihungsvolumen ging dabei in sämtlichen Konzerngesellschaften deutlich zurück, die ehemaligen Tochterinstitute in Österreich und der Ukraine wurden gänzlich verkauft.

Im 1. Halbjahr 2014 setzte sich der Rückgang der Bilanzsumme kontinuierlich fort. Die fortschreitende Bilanzsummenreduktion um EUR 1,0 Mrd. auf EUR 25,2 Mrd. ist das Ergebnis von konzentrierten und konsequenten Anstrengungen der gesamten Unternehmensgruppe und resultiert aus dem Abbau von Portfolien durch planmäßige Rückführungen oder Sicherheitenverwertungen, der Tilgung von fälligen Verbindlichkeiten sowie aus dem eingeschränkten Neugeschäft der am Markt tätigen SEE-Einheiten und vorzunehmenden Abwertungen auf Vermögenswerte und Forderungen.

Der Stand an liquiden Mitteln (Barreserve) erhöhte sich um rund EUR 0,6 Mrd. auf EUR 2,9 Mrd. Der Stand der Kreditrisikovorsorgen, der sich per 31. Dezember 2013 auf EUR 3,9 Mrd. belief, liegt trotz weiteren Zuführungen von EUR 0,2 Mrd. (netto) per 30. Juni 2014 nun mit EUR 3,8 Mrd. auf einem leicht niedrigeren Niveau.

Durch die planmäßige Tilgung von Anleihen konnten die Landes- und Bundeshaftungen von EUR 13,4 Mrd. (31. Dezember 2013) auf EUR 12,5 Mrd. weiter reduziert werden.

Ergebnis von Rückstellungen geprägt

Das Konzernergebnis der Hypo Alpe Adria, welches von der bevorstehenden Abgabe des Südosteuropa-Bankennetzwerkes und der italienischen Tochterbank geprägt ist, präsentiert sich im 1. Halbjahr 2014 deutlich negativ. Das Halbjahresergebnis nach Steuern beträgt EUR -1.663,5 Mio. (1. Januar bis 30. Juni 2013: EUR -859,8 Mio.); nach Minderheiten liegt dieses bei EUR -1.673,0 Mio. (1. Januar bis 30. Juni 2013: EUR -869,5 Mio.).

Davon entfallen EUR -1.440,7 Mio. auf Rückstellungen, die am 30. Juni 2014 im Zusammenhang mit der vom Eigentümer vorgegebenen Herauslösung der italienischen Tochterbank sowie des auch im Verkaufsverfahren stehenden SEE-Netzwerkes gebildet werden mussten. Die gebildeten Vorsorgen reflektieren dabei die erwarteten Verkaufserlöse und antizipieren den Veräußerungsverlust bei Abgang dieser Einheiten aus der Hypo Alpe Adria.

Die Bank entspricht mit diesen Rückstellungen den Vorgaben, die durch den Regierungsbeschluss vom 18. März 2014 zur Überführung der Bank in eine deregulierte Gesellschaft und durch das am 1. August 2014 in Kraft getretene Gesetzespaket zur Abwicklung der Hypo Alpe Adria zu erfüllen sind. Dazu ist es erforderlich, dass die italienische Tochterbank, Hypo Alpe-Adria-Bank S.p.A., und die Bankeinheiten in Südosteuropa, welche unter der Hypo SEE Holding AG gebündelt sind, aus dem Konzern herausgelöst werden.

Das Ergebnis des 1. Halbjahres 2014 beträgt ohne die oben genannten Sondereffekte der in Umsetzung befindlichen Verschwesterungen EUR -232,3 Mio. und liegt damit periodisiert betrachtet im Rahmen dessen, was in dem von der EU-Kommission genehmigten Umstrukturierungsplan für 2014 erwartet worden war.

Betriebsaufwendungen und Personalstand weiter reduziert

Auf der Kostenseite konnten dank eines konsequenten Kostenmanagements im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Betriebsaufwendungen von EUR -218,6 Mio. um EUR -14,3 Mio. auf EUR -204,3 Mio. reduziert werden. Begründet durch die deutlich niedrigere Anzahl an Mitarbeitern verringerte sich der Personalaufwand von EUR -107,2 Mio. um EUR -3,1 Mio. auf EUR -104,1 Mio. Die Verwaltungsaufwendungen konnten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls deutlich gesenkt werden und liegen trotz Belastungen aus umstrukturierungsbedingten Projektaufwendungen mit EUR -83,9 Mio. um EUR -5,6 Mio. unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte liegen mit EUR -16,3 Mio. ebenfalls niedriger als im Vorjahr (EUR -21,8 Mio.).

Kein weiterer Kapitalzuschuss notwendig

Im April 2014 hat die Republik Österreich als Eigentümerin der Bank eine Grundkapitalerhöhung in Höhe von EUR 0,75 Mrd. vorgenommen. Trotz dieser Kapitalmaßnahme und des Anstiegs des anrechenbaren Ergänzungskapitals kam es durch die Berücksichtigung der laufenden Verluste des 1. Halbjahres 2014 insgesamt zu einer Reduktion der Eigenmittel und zu einer Unterschreitung der Kernkapitalquote. Die gesamten anrechenbaren Konzern-Eigenmittel gemäß CRR (Capital Requirements Regulation) betrugen per 30. Juni 2014 EUR 2,19 Mrd. bzw. 11,4 % der Gesamtrisikoaktiva (31. Dezember 2013: EUR 2,74 Mrd. bzw. 14,9 %) und liegen um EUR 0,7 Mrd. über dem gesetzlichen Minimum. Die Kernkapitalquote, welche mindestens 5,5 % zu betragen hat, lag zum 30. Juni 2014 im Konzern bei 4,1 % (Unterdeckung EUR 276 Mio.) und im Einzelinstitut bei 1,5 % (Unterdeckung EUR 490 Mio.).

Eine weitere Kapitalerhöhung durch den Eigentümer ist aber durch die bilanziellen Effekte des am 8. Juli 2014 im Österreichischen Nationalrat beschlossenen Gesetzespaketes zur Abwicklung der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria, das am 1. August 2014 in Kraft getreten ist, nicht erforderlich, da sich die Effekte des Bundesgesetzes über Sanierungsmaßnahmen für die HYPO ALPE ADRIA BANK INTERNATIONAL AG (HaaSanG) ab August in der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns niederschlagen werden, sodass die temporäre Nichteinhaltung der regulatorischen Vorschriften beseitigt ist.

SEE in schwierigem Marktumfeld wieder knapp am Break-Even

Die im SEE-Segment zusammengefassten Geschäftseinheiten erwirtschafteten trotz des schwierigen Marktumfeldes und der von der EU-Kommission verhängten Neugeschäftsrestriktionen im ersten Halbjahr 2014 insgesamt ein Nettozinsergebnis von EUR +113,4 Mio. (1. Januar bis 30. Juni 2013: EUR +121,7 Mio.) sowie ein Provisionsergebnis von EUR +31,3 Mio. (1. Januar bis 30. Juni 2013: EUR +30,2 Mio.). Während zum 30. Juni 2013 in diesem Segment mit EUR -128,5 Mio. außerordentlich hohe Risikovorsorgen zu verzeichnen waren, normalisierten sich die Risikokosten des 1. Halbjahres 2014 annähernd und betrugen EUR -38,3 Mio. Damit waren auch die Auswirkungen der Balkan-Flutkatastrophe von Mai des Jahres deutlich geringer als ursprünglich angenommen.

Per 30. Juni 2014 wird ein Segmentergebnis nach Steuern in Höhe von EUR -4,3 Mio. (1. Januar bis 30. Juni 2013: EUR -96,8 Mio.) erzielt. Damit weist das SEE-Netzwerk im Vergleich zum Vorjahr ein bedeutend besseres Ergebnis aus und liegt damit nur knapp unter dem Break-Even, welcher für dieses Segment für das Gesamtjahr 2014 weiter angepeilt wird.

Ausblick

In Entsprechung des Bundesgesetzes zur Schaffung einer Abbaueinheit (GSA) wird die Hypo Alpe Adria im 2. Halbjahr 2014 in drei organisatorisch völlig unabhängig voneinander agierende Teile getrennt und die italienische Tochterbank sowie das Südosteuropa-Bankennetzwerk dabei aus der Konzernmuttergesellschaft herausgelöst. Die Hypo Alpe-Adria-Bank International AG wird im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Deregulierung zukünftig über keine Banklizenz mehr verfügen und soll neben dem Abbau ihres eigenen Portfolios als Steuerungseinheit für die Abbaueinheiten agieren.

Die Ergebnisentwicklung des Abbaubetriebes wird auch im 2. Halbjahr 2014 deutlich negativ sein, da die Erträge aus dem Portfolio die Zins- und Abbaukosten nicht decken können. Diese Entwicklung steht in Übereinstimmung mit dem im EU-Umstrukturierungsplan für das Geschäftsjahr 2014 geplanten Konzernergebnis.

Die Ergebnisentwicklung des 2. Halbjahres 2014 wird jedoch auch wesentlich von der Wirkung des HaaSanG beeinflusst werden, welches am 1. August 2014 in Kraft getreten ist und eine Lastenverteilung auf gewisse Nachrangkapitalgeber sowie die Bayerische Landesbank (BayernLB) vorsieht. Auf Basis dieses Gesetzes und der mit 7. August 2014 erlassenen Verordnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) wurden Verbindlichkeiten der Bank im Ausmaß von EUR 1,6 Mrd. (zu Buchwerten) als erloschen erklärt und sind demnach im 3. Quartal 2014 auszubuchen. Bezogen auf die Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns im 2. Halbjahr 2014 erwartet die Bank daher deutlich positive Auswirkungen, welche der Höhe nach die im Geschäftsjahr erfassten Verluste wesentlich kompensieren sollten.

Seitens einzelner Nachrangkapitalzeichner sowie auch der BayernLB wurde angekündigt, auf gerichtlichem Wege gegen dieses Sondergesetz vorzugehen, da die Verfassungsmäßigkeit bzw. Vereinbarkeit mit dem EU-Recht in Zweifel gezogen wird. Diesbezüglich bestehen Risiken für die Hypo Alpe Adria, welche die zukünftige Ertragslage und damit die Entwicklung der Gruppe beeinflussen könnten.

Quelle: ots

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