Preise für Autoreifen steigen 2022 enorm – Autofahren wird immer teurer

Corona-Maßnahmen, Rohstoffmangel und nicht zuletzt der derzeitig anhaltende Ukraine-Krieg – lässt die Lieferketten zusammenbrechen. Dies macht den Verbrauchern zugleich klar, welche verborgenen Abhängigkeiten bestehen. Ziemlich offensichtlich ist, dass die Industrie ohne Gas zu wenig Strom hat, aber wer wusste bis vor wenigen Monaten zum Beispiel, dass die Diesel-Lkw womöglich stehen bleiben, da zu wenig Ammoniak produziert wird? Dieses wird für die Abgasreinigung mit „AdBlue“ benötigt.

Sind die Autoreifen runtergefahren, wird’s teuer

Autofahrer, die nicht darum herumkommen, neue Reifen zu kaufen, da die Alten heruntergefahren oder aufgrund des Alters porös geworden sind, wird’s teuer. Denn bei manchen Herstellern sind die Preise um 15 Prozent gestiegen – aber laut der Reifenindustrie ist dies noch nicht das Ende. Wird damit das Autofahren zum Luxus, das sich nur noch wenige leisten können?

Während die Benzinpreise bereits horrend gestiegen sind, erhöhen sich nun auch die Reifenpreise. Diejenigen, die nicht auf das Autofahren verzichten können, müssen in Zukunft noch mehr Kosten dafür einplanen. Die Gründe für die Preissteigerungen sind vielfältig. Zum einen sind es die Rohstoffpreise, die immens gestiegen sind, wie bspw. für Naturkautschuk und auf der anderen Seite der Zusammenbruch ganzer Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen die russischen Rohstoffe, welche die Preisentwicklung weiter verschärfen werden – so fürchten die Branchenkenner.

Wer Autoreifen kaufen muss, der wird damit rechnen müssen, dass die Preise weiter ansteigen. Den Händlern und Werkstätten ist dies bereits schon länger bekannt, da es ihnen im Voraus angekündigt wurde. Alle Reifen-Marken werden den Preis anziehen und das begründen die Hersteller eben mit dem starken Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise. Aber auch die Transport- und Logistikkosten werde weiter in die Höhe gehen.

Autoreifen könnten zudem knapp werden

Aktuell kommt noch eine weitere Sorge hinzu. Denn Autoreifen könnten knapp werden, da ein bestimmter Rohstoff für die Herstellung fehlt: Ruß! In einem Autoreifen stecken drei Kilo(!) als Abfallprodukt der Industrie, das auch „Carbon Black“ genannt wird. Vieles davon kam bis dato aus der Ukraine.

Somit droht nun eine „Ruß-Krise“. Zwar erzeugen viele andere Länder Carbon Black, vor allem China und Indien, aber über Nacht ist es nicht möglich, die Lieferketten umzustellen. Laut dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie wurden in Frankreich und Italien bereits die Produktionsbänder aufgrund des Carbon-Black-Mangels angehalten. Dies könnte bald auch schon in den Fabriken der östlichen EU-Länder der Fall sein, wie es in einem Artikel der „Standard“ aus Österreich heißt.

Reifen auf Vorrat kaufen – ist das sinnvoll?

Autofahrer, die neue Reifen benötigen, die sollten somit nicht nur damit rechnen, dass sie tiefer in die Tasche greifen müssen, da die Preiserhöhungen im zweistelligen Bereich liegen. Darüber hinaus kann es dazu kommen, dass durch die Produktions- und Lieferengpässe bestimmte Reifengrößen nicht mehr lieferbar sind.

Allerdings ist es nur bedingt sinnvoll, Reifen auf Vorrat zu kaufen. Denn das Gummi unterliegt einem natürlichen Alterungsprozess. Das bedeutet, dass selbst unbenutzte Reifen irgendwann hart und spröde werden, sodass sie nicht mehr verwendbar sind. Doch wer bereits jetzt weiß, dass er die Reifen maximal noch eine Saison nutzen kann, der sollte den Tausch lieber früher als später planen.

Aber nicht nur bei den Reifen wird es zu Engpässen und satten Preiserhöhungen kommen, sondern ebenfalls bei Ersatzteilen und Verbrauchsstoffen wie Motoröl, wie die „Automobilwoche“ berichtete. Die Fachzeitschrift schrieb, dass die Preise nicht nur bei Neu- und Gebrauchtwagen steigen werden, sondern auch im Aftermarkt zum Teil kräftig ansteigen werden. Allein BMW hat im vergangenen Jahr die Teilepreise dreimal erhöht, womit es zu einer Preiserhöhung von insgesamt mehr als zehn Prozent kam.

Bei Neu- und Gebrauchtwagen steigen die Teilepreise

Vom Ifo-Institut wurde die Absicht der meisten Unternehmen bestätigt, eine Preiserhöhung vorzunehmen. Die Unternehmen planen vor allem im Großhandel (79.3 Punkte) und dem Einzelhandel (75,4 Punkte) Preiserhöhungen. Dabei müssen Fahrzeughalter bedenken, dass sich die Preiserhöhungen stets zeitverzögert auf die verfügbaren Waren auswirken. Kommt es zur Erhöhung der Preise, dann wird dies im Zweifel „über Nacht“ passieren, hier dient der Lebensmittelhandel mit den Preisen für Fleisch, Butter und Milch als Beispiel dienen.

Die Folge dieser Entwicklung ist, dass die Betriebe Ersatz- und Verschleißteile auf Vorrat kaufen. Von der „Automobilwoche“ wurde dazu der CEO eines online Händlers interviewt. Dieser erklärte, dass vor allem im März die Gewerbekunden verstärkt Bestellungen aufgaben. Viele Kunden haben sich nach seiner Einschätzung mit Gütern eingedeckt und auf Vorrat gekauft. Die Unternehmen werden bereits aus eigenem Interesse dafür sorgen, dass die Käufer nicht vor leeren Regalen stehen.

Altreifen recyceln – warum Autoreifen nicht zweimal verwenden?

Durch die Verknappung der Rohstoffe stellt sich die Frage, warum Altreifen nicht einfach zweimal verwendet werden. Das funktioniert schließlich auch bei Mehrwegflaschen. Seit 18 Jahren werden im sächsischen Mülsen bei Zwickau ausgediente Reifen verarbeitet. Das Granulat wurde nach Unternehmensangaben der Mülsener Handels- und Rohstoff GmbH als Brennstoff genutzt, doch heute entstehen daraus ressourcenschonende und recycelbare Gummimatten für zahlreiche Einsatzgebiete, wie bspw.:

  • Straßenbau (Bitumenverarbeitung)
  • Bauchemie
  • Gummiindustrie (Zumischungen)
  • Sportstättenbau, Freizeitbau (Einstreugranulate für Kunstrasen, Rohstoff für Elastikbeläge)

Direkt vom Reifenhändler oder der Kfz-Werkstatt werden die Altreifen abgeholt und im Zwischenlager sortiert. Während die Reifen die wiederverwertbar sind, in die Aufbereitung gehen, werden die Schrottreifen umweltschonend zu Granulat verarbeitet.

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