Admara: “Die Fachkraft-Einwanderung ist nach wie vor kompliziert”

Durch den Fachkräftemangel in Deutschland sind viele Branchen bereits heute an ihrem Limit angekommen. Allein im Bereich Handwerk sind fast eine viertel Million Stellen offen. Allein fast 30.000 davon entfallen auf leitende Fachkräfte, die händeringend in den betroffenen Unternehmen gesucht werden. Inzwischen zeigt sich der Mangel so stark, dass bereits die ersten Unternehmen kapitulieren und ihre Tätigkeit einstellen. Denn ohne ausreichende Fachkräfte kann der Betrieb nicht aufrechterhalten werden.

Laut einer aktuellen Studie wurde zwar gezeigt, dass viele Mitarbeiter der Branche, die sich weiterqualifizieren, den Fachkräftemangel lindern könnten, allerdings ist dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Deshalb beginnen zahlreiche Firmen, ausländische Fachkräfte in ihren Reihen zu etablieren. Doch das stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen. Denn trotz des aktuellen Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes klingt vieles nur leichter als es tatsächlich ist.

Regierungsidee und Realität

Jonathan Schmidt und Konstantin Veidenheimer von Admara beschäftigen sich bereits seit mehreren Jahren mit der Integration von Facharbeitern aus Osteuropa in Deutschland. Sie kennen die Probleme, die den Fachkräften begegnen, aus erster Hand: “Das beginnt schon mit der Integration der Mitarbeiter und deren Berufsanerkennung. Wer in Deutschland kein Berufszertifikat besitzt und nicht aus der EU stammt, hat quasi keine Chance in Deutschland arbeiten zu dürfen. Auch wenn er seinen Beruf seit vielen Jahren ausübt und bis zur Perfektion beherrscht.”

Bleibt die Frage offen: Wie kann eine Fachkraft aus dem Ausland zukünftig einfacher eine Anstellung in einem Betrieb aufnehmen? Denn insbesondere Kräfte aus Drittländern müssen hier um jeden kleinen Erfolg unter erschwerten Bedingungen kämpfen. Ohne Kenntnis der deutschen Sprache und in Kombination mit den hohen Anforderungen zur Zulassung geraten viele schon frühzeitig an ihre Grenzen.

Herausforderungen bei Anerkennung und Einstellung

Wer als Fachkraft nach Deutschland kommt und kein explizites Zertifikat seiner Berufsausbildung vorlegen kann, hat zwar die Chance auf Arbeit. Doch meist nur in einer Hilfsstelle. Selbst wenn sich die Fachkräfte schnell beweisen, müssen sie mit zusätzlichen Prüfungen und Eignungstests rechnen, um die Fachqualifikation nach deutschem Anspruch zu erreichen.

“Das ist undenkbar, was wir täglich erleben”, berichtet Jonathan Schmidt, “selbst wenn wir einen Mitarbeiter direkt in eine Fachanstellung bringen könnten, legen uns die Behörden noch weitere Steine in den Weg.” Admara spricht hier unter anderem von der Wohnsitzauflage. Flüchtlinge, die in einem Bundesland gemeldet sind, dürfen entsprechend § 24 AufenthG ihren Wohnsitz nur unter behördlichen Auflagen wechseln. Ein Bürokratiemonster, dass die viele überfordert und ihren Tatendrang unterbindet. Denn der Umzug ist theoretisch möglich, aber praktisch blockieren bürokratische Hindernisse für Fachkräfte die Option, ihren Wunschjob anzutreten. Viel mehr bleiben die meisten dadurch in den Sozialkassen hängen, bis sie am derzeitigen Wohnort einen passenden Job finden konnten.

Eigeninitiative “Schulungszentrum für Fachkräfte”

Neben den täglichen Aufgabe befindet sich Admara aktuell im Aufbau eines Schulungszentrums, um ihre zukünftigen Mitarbeiter möglichst perfekt auf ihren beruflichen Einstieg vorzubereiten zu können. Das Unternehmen übernimmt dafür drei Monate lang die vollen Kosten für die Versorgung und Versicherung der Fachkräfte, damit ihnen der Start in Deutschland gelingt.

An erster Stelle steht ein Intensiv-Sprachkurs. “Das hat den Hintergrund, dass Fachkräfte mindestens das Sprachniveau B1 erfüllen müssen, um ihren Anforderungen gerecht zu werden. Da es aber aktuell kaum Sprachkurse vom Staat gibt oder extrem lange Wartezeiten, haben wir die Initiative ergriffen”

Zudem ermöglicht das Zentrum entsprechende Leistungsüberprüfungen, um die Fähigkeiten der Fachkräfte bestätigen zu lassen. Doch alle diese Schritte haben ein großes unternehmerisches Risiko, da alle Kosten zunächst durch das Unternehmen selbst getragen werden. “Aber anders kann Deutschland nicht mehr geholfen werden, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Wenn es so weitergeht wie jetzt, würde der Staat schneller seine starke Wirtschaft verlieren, als es ihm lieb ist.”

Es braucht grundlegende Veränderungen

Viele Unternehmen, nicht nur im Handwerk, kämpfen schon seit Jahren für eine effektive Unterstützung von Fachkräften aus dem Ausland. “Formelle Zertifikate sagen nichts über einen Arbeiter aus. Im Gegenteil, seine Fähigkeiten, sein Verständnis und vor allem die praktische Anwendung führen am Ende zu einem passenden Ergebnis.”, bemerkt Jonathan Schmidt abschließend.

Daraus entsteht die Notwendigkeit, dass die gesetzliche Grundlage für eine geregelte Zuwanderung von Fachkräften schnell angepasst werden muss. Denn nur die Suche nach passenden Fachkräften und deren Anwerbung versagen bei einer mangelnden Willkommenskultur für all jene, die die Wirtschaft stützen können. Dafür braucht es mehr Unterstützung und Anerkennung – sowohl sprachlich als auch beruflich. Nur so kann der Fachkräftemangel auf Dauer in einer Wirtschaftsnation wie Deutschland in die Schranken gewiesen werden.

Foto: © Admara

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