Schweizer Modemarkt: Ausländische Marken auf dem Vormarsch

Made in Switzerland scheint eine aussterbende Spezies zu sein – zumindest auf dem Schweizer Modemarkt. Seit Jahren hat die Branche mit einbrechenden Zahlen zu kämpfen. Gründe dafür gibt es viele. Vor allem aber bietet die Krise internationalen Labels viel Raum, sich im Land zu etablieren.

Schweizer Modelabels in der Krise?

Mitte des vergangenen Jahres titelte der Tagesanzeiger, dass sich Schweizer Modehändler in der Krise befinden. Grund dafür sollte schlechtes Wetter sein, das den Verkauf der saisonalen Artikel erschwere. Einige Modeblogs sehen seit Längerem aber auch die Kollektionen der hiesigen Labels als Ursache für den schlechten Umsatz. Die Schweizer Mode galt in den vergangenen Jahren als spröde und freudlos. Zwar gab es konzeptionelle Highlights, wirklich ansprechend für den Kunden waren die Kleidungsstücke allerdings selten. Auf dem Laufsteg sind die Einzelstücke nahezu perfekt, doch ist den hiesigen Designern oft nicht klar, für welche Zielgruppe die Mode eigentlich gedacht ist. Diese Umstände ermöglichen viel Freiraum für internationale Modeketten, die genau wissen, welches Klientel sie haben und wie sie potenzielle Kunden ansprechen müssen, um Umsatz zu generieren.

Internationale Modeketten auf Erfolgskurs

Internationale Mode-Ketten wie Zara, H&M, Mango und im Segment für grosse Grössen vor allem Ulla Popken sind immer häufiger in der Schweiz zu finden. Zara beispielsweise betrieb hierzulande im letzten Jahr 32 Verkaufsstellen. H&M hat die Anzahl seiner Filialen in den vergangenen Jahren von 73 (2009) auf 98 (2016) aufgestockt. In den letzten zwei Geschäftsjahren mussten lediglich 2 Filialen geschlossen werden. Der Umsatz betrug 2016 fast 700 Millionen CHF.

Grund für das gute Geschäft der Modelabels aus dem Ausland sind nicht nur die kriselnden Schweizer Labels. Die meisten erfolgreichen Ketten bieten eine grössere Vielfalt an hochwertigen Kollektionen, eine schnellere und weitreichende Erreichbarkeit und damit einhergehend ein besseres Einkaufsgefühl für den Kunden.

Aufgrund höherer Budgets und eigener Produktion liegen internationale Moderiesen gegenüber kleineren Schweizer Ketten im Vorteil. Dank der Eigenproduktion beispielsweise ist es den grossen Handelsketten möglich, bis zu 12 Kollektionen pro Jahr auf den Markt zu bringen. Zudem beschaffen sie diese zu einem lukrativen Preis-Leistungs-Verhältnis, da sie international und damit günstig produzieren können. Mit ihren stetig wechselnden und günstigen Angeboten werben sie die Kundschaft der heimischen Marken ab.

Schild, Herren-Globus oder Yedi sind nur drei Beispiele. Die Migros-Tochter Globus gab neuerlich bekannt, dass die Herren-Globus-Läden und Schild ab 2018 unter derselben Marke auftreten werden – ein Versuch, der internationalen Konkurrenz etwas entgegenzusetzen und moderne Strategien anzuwenden. Allerdings muss sich die hiesige Modebranche schneller auf den Wandel der Konsumentenbedürfnisse einstellen. Die meisten internationalen Modeketten haben bereits erkannt, worauf es ankommt.

Modebranche im Wandel

Der Vorteil der internationalen Modemarken ist die gute Aufstellung. Der Modemarkt befindet sich stark im Wandel. In Zukunft ist eine attraktive Mischung aus stationärem Geschäft und Onlinehandel, wie sie die internationalen Ketten schon bereitstellen, wichtig, um Kunden zu halten. Man geht davon aus, dass sich immer mehr Verbraucher im Internet informieren, Preise vergleichen und im Geschäft vor Ort kaufen werden. Nach aktuellen Statistiken hat auch die Häufigkeit von Onlinekäufen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Waren es im Jahr 2001 knapp 13 Prozent, die ein bis zwei Mal monatlich online einkauften, so sind es 2017 schon rund 47 Prozent.

Auch die Umsatzentwicklungen der grössten Schweizer Shopping-Center im Vergleich mit den grössten Online-Shops der Schweiz untermauern den Trend zum Internet-Shopping. Während die Umsätze der Center leicht sinken, geht die Bilanzkurve der Onlineshops rapide nach oben. 2013 erwirtschafteten die Top 10 Shopping-Center 3,279 Milliarden CHF, die Top 10 Onlineshops knapp 2 Milliarden CHF. 2016 sank die Bilanz der Shopping-Center leicht auf 3,213 Milliarden CHF. Die Onlineshops hingegen konnten ihren Umsatz um fast eine Milliarde CHF vergrössern und liegen mit 2,961 Milliarden CHF nur noch knapp unter den Umsätzen der stationären Center.

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