Errichterschiff "Aeolus" wird für die Reederei Van Oord bei der Lloyd Werft fertig gebaut

Die Energiewende, die Nutzung des Winds auf See und der Bau von speziellen Errichterschiffen zum Aufbau von Offshore-Windkraftanlagen haben alte und gute Tugenden der Lloyd Werft Bremerhaven AG neu beflügelt. Mehr als je zuvor entwickelt sich die Werft zu einem Zentrum des Spezialschiffbaus besonderer Qualitäten. Nach den Endausrüstungen der beiden RWE/Innogy-Errichterschiffen „Victoria Mathias“ und „Friedrich Ernestine“ vor fast zwei Jahren, haben die Ingenieure und Werker der Lloyd Werft ihre Kompetenz im Spezialschiffbau weiter ausgebaut. Die werden vor allem auch benötigt für den Fertigbau des Errichterschiffes „Aeolus“ (14.800 BRT) der niederländischen Reederei Van Oord. Die Lloyd Werft hat nun bis zum Juli Zeit, den mächtigen Neubau auf See zu bringen.
Bereits seit Anfang Januar haben Werker der Lloyd Werft im Auftrag der Reederei Van Oord bei Sietas geholfen, die „Aeolus“ zu Ende zu bauen. Für die Ausrüstung aber – und vor allem für das komplizierte Einheben der vier Hubbeine – wurde der Neubau jetzt nach Bremerhaven verholt. „Wir haben diesen sehr interessanten Auftrag auch deshalb erhalten, weil wir mit den Errichterschiffen „Victoria Mathias“ und „Friedrich Ernestine“ schon bewiesen haben, was wir können“, freut sich Lloyd Werft-Vorstand Rüdiger Pallentin und meint damit vor allem den Umgang mit komplizierter Hydrauliktechnik besonderer Dimensionen und das aufwändige und schwierige Einfädeln der vier Hubbeine für die „Aeolus“.
Die vier 87 Meter langen Stahlbeine, die jeweils 920 Tonnen schwer sind, werden vom größten Raupenkran der Welt in die Jacking-Systeme des 139,40 Meter langen und 38 Meter breiten Schiffs eingezogen. Für Thorsten Beiler (49), den Technischen Direktor der Werft, ist das eine der besonderen Herausforderungen, die bereits bei den RWE-Errichterschiffen mit Erfolg bestanden wurden. Beiler: „Wir sind gut in den neuen Offshore-Markt gekommen, der für uns eine spannende Herausforderung ist“. Bei der Ankunft der „Aeolus“ an der Ausrüstungskaje der Werft lag nebenan die „Bold Tern“ von Fred Olsen Windcarriers – ein Schiff ähnlicher Größe wie die „Aeolus“ zu Umbauarbeiten für ein neues Einsatzgebiet und auch an der „Innovation“ von Hochtief hat die Lloyd Werft bereits seine Fähigkeiten bewiesen.
Auf diese Erfahrung der Lloyd Werft, auf Flexibilität und Termintreue setzt auch Van Oord. Die Niederländer sind seit 1868 schon in Rotterdam Spezialisten im internationalen Wasserbau. Gut 100 Schiffe betreibt die Reederei – die meisten sind Baggerschiffe und Saugbagger, mit denen zum Beispiel in Dubai auch die künstlichen Inseln hergestellt worden sind. Das Errichten von Windkraftanlagen auf See ist allerdings auch für die Niederländer Neuland. Mit dem WTIV (Wind Turbine Installation Vessel) „Aeolus“ erhalten sie das modernste Spezialschiff, das künftig in den Windparks auf See operiert.
Für Thorsten Beiler ist aber die „Aeolus“ eine besondere Herausforderung. Für die Hauptaufgabe rückt in den nächsten Tagen direkt aus den Niederlanden ein Raupenkran des Typs LR 13000 an, der mit 3.800 Tonnen Tragfähigkeit und einem Ausleger von 130 Metern Länge alles in den Schatten stellt, was schwere Lasten bewegen kann. „Etwa vier Wochen“ – so Beiler – „wird allein der Aufbau des Krans dauern, bis er Mitte April einsatzbereit ist“. Gut 14 Tage wird es dauern, bis die vier Hubbeine in die hydraulischen Jackups eingefädelt sind.
Parallel dazu aber laufen auch etliche weitere Arbeiten.
Nach dem Einbau der Hubbeine müssen „Spud Cans“ montiert werden. Es sind die „Elefantenfüße“ am unteren Ende der Hubbeine, auf denen die „Aeolus“ auch auf schwierigem Meeresgrund sicher stehen kann. Um die Hubbeine den Anforderungen anzupassen, sind zudem verstärkende Modifizierungen am Jackhouse für Hydraulik und Zylinder notwendig.
Auch bei der Endinstallation des bordeigenen Kranes, der bis zu 900 Tonnen heben kann, ist die Werft beteiligt. Außerdem werden Verstärkungen und Fundamente an Deck gebaut und errichtet für einen weiteren 500 Tonnen tragenden Assistenzkran und ebenfalls für einen dritten Kran an Bord, der das flexible Arbeiten auf See verbessern soll. Hinzu kommen Fundamente und Verstärkungen für einen ausklappbaren „Pile Gripper“, mit dem schwere Bauteile eingefädelt werden können. Und am Rumpf des Schiffs montiert die Lloyd Werft ein spezielles Zugangssystem, um das Andocken von kleineren Schiffen und Tenderbooten zu ermöglichen.
Wie auch bei anderen Errichterschiffen, installiert die Lloyd Werft an Bord etliche Fundamente und Seebefestigungen für schwere Bauteile und Turbinen von Windkraftwerken. Zu jedem Errichterschiff gehört auch ein Gangwaysystem, das von Bord zur Windkraftanlage führt. Auch dieses System wird an Bord der „Aeolus“ installiert. „Der Job passt zu uns“ freut sich Thorsten Beiler über die spannenden Herausforderungen auf der Aeolus.

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