Deutscher Start-up-Verband stellt sich neu auf

Der Start-up-Verband, wichtigste Lobby des deutschen Unternehmer-Nachwuchses, will seine Führung völlig neu ordnen. Man sei „an einem Punkt angekommen, an dem wir uns einfach besser organisieren müssen als Branche – auch und gerade gegenüber der Politik“, sagte Christian Miele, Partner beim Berliner Risikokapitalgeber Eventures, dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). Miele will sich noch vor Weihnachten zum neuen Vorsitzenden des Verbandes wählen lassen.

Der 32-Jährige tritt mit einem umfangreichen Team aus Praktikern, Business Angels und Investoren an. Es brauche jetzt „eine klare Vision, zum Beispiel den unbedingten Wunsch, einer der führenden Staaten in der Digitalisierung zu werden. Das bisherige Klein-Klein hilft da nichts“, so Miele, der den 2012 von Florian Nöll gegründeten Verband „agiler und effizienter machen will, als er zuletzt war“. Zugleich bestätigte der designierte Vorsitzende Gerüchte, der Verband sei verschuldet: „Wir haben uns als Team jetzt klar in die Augen geschaut und treten nur an, wenn die Probleme schnell gelöst werden können. Eine Betriebsprüfung läuft gerade. Auf der Hauptversammlung wird das alles kommuniziert.“ Das bisherige Problem des Verbandes, der rund 1.000 deutsche Start-ups vertritt, sei gewesen: „Er thematisierte alles ein bisschen, und es fehlte an einem klaren Profil. Wir wollen uns künftig zunächst auf zwei Themen fokussieren: Mitarbeiterbeteiligung und Zukunftsfonds.“ Es geht also auch um Steuererleichterungen. „Es wäre doch verrückt, wenn man in Deutschland zwar über die Enteignung von BMW debattieren dürfte, aber Mitarbeiterbeteiligung ein Tabu bliebe“, so Miele. Auch der Zukunftsfonds bedeute „nicht automatisch mehr Geld, sondern eine präzisere Fixierung auf echte Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, Quantum Computing, IOT, Deep Tech“, so Miele, der die digitale Zukunft Deutschlands mit gemischten Gefühlen sieht: „Wir können in einzelnen, wichtigen Feldern durchaus noch Weltmarktführer aufbauen“, so der Investor. „Gesamtwirtschaftlich fürchte ich, dass wir bereits jetzt zu spät dran sind, was die Digitalisierung angeht.“

Foto: Glasfassade an einem Bürohaus, über dts Nachrichtenagentur

 

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