Intesa-Chef verlangt von Italiens Regierung Staatsschulden-Abbau

Kurz vor der italienischen Parlamentswahl am kommenden Sonntag fordert Carlo Messina, der Vorstandschef der größten italienischen Bank Intesa Sanpaolo, einen deutlichen Abbau der Staatsschulden des Landes. „Wir müssen einen Weg finden, um die öffentliche Verschuldung zu reduzieren. Das hat absolute Priorität“, sagte Messina dem „Handelsblatt“.

Er fügte hinzu: „Die Politiker wissen, dass sie investieren müssen für mehr Wachstum, und sie können das nur, wenn nicht so ein großer Teil unserer Ressourcen für die Tilgung der Zinsen verwendet werden muss.“ Messina rät der neuen Regierung einen Teil des staatlichen Immobilienbesitzes, den der Banker auf 600 Milliarden Euro beziffert, für den Abbau der Staatsschulden von 2,2 Billionen Euro zu nutzen: „Wenn Italien ein Unternehmen wäre, sollte der Vorstandschef versuchen, etwas von diesem Besitz zu verkaufen, um die Schulden zu reduzieren.“ Obwohl viele Umfragen ein Patt nach den Wahlen voraussagen, ist sich Messina sicher, dass am Ende eine Koalition stehen wird, die „im Interesse von Italien und Europa arbeiten kann“. Italien habe sehr viel Erfahrung mit solchen Situationen. „Es gehört fast zum italienischen Charakter, schwierige Probleme erst im letzten Moment zu lösen“, erklärte der Bankchef. Trotz der noch immer hohen Belastung durch faule Kredite sieht Messina die italienischen Banken nicht mehr als Risiko für das europäische Finanzsystem. „Ich bin sicher, dass die meisten italienischen Banken ihre Probleme innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre lösen können. Wenn es um die Stabilität des Finanzsystems geht, sind wir jetzt ein normales Land. Einzelne Banken mögen noch Schwierigkeiten haben, aber das gilt genauso für Deutschland“, sagte Messina. Die italienische Notenbank geht davon aus, dass die Summe der notleidenden Kredite in den Büchern der italienischen Banken bis Mitte 2018 auf 140 Milliarden Euro schrumpfen wird. Das wäre ein Drittel weniger als auf dem Höhepunkt im Jahr 2015. In den Büchern von Intesa Sanpaolo stehen noch notleidende Kredite von 52 Milliarden Euro, diese Summe will Messina innerhalb von vier Jahren halbieren. Dafür will die Bank die Deckungsquote für die notleidenden Kredite von 49 auf 57 Prozent erhöhen. „Das ist eine der höchsten Quoten in Europa“, sagte Messina.

Foto: Euroscheine, über dts Nachrichtenagentur

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