Top-Ökonomen warnen vor neuer Finanzkrise

Frankfurt/Main – William White, der ehemalige Chef-Volkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), warnt vor einer dramatischen Schieflage des weltweiten Finanzsystems. „Die Verschuldung in den G20, ist heute um 30 Prozent höher als 2007, vor dem Beginn der Finanzkrise“, sagte White der „Welt am Sonntag“ (22. September). „Es ist kaum vorstellbar, dass all diese Schulden bedient und zurückgezahlt werden. Das ganze System kann unter dieser praktisch untragbaren Schuldenlast zusammenbrechen.“

Mit verantwortlich dafür seien die Zentralbanken mit ihrer ultra-lockeren Geldpolitik. Auch Dennis Snower, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, warnt vor den Folgen der offenen Geldschleusen der Zentralbanken. „Wir leben weiterhin mit der Gefahr, dass systemrelevante Banken und Schattenbanken mit Hilfe des ultra-billigen Geldes riskante Geschäfte machen, deren Risikokosten sie nicht vollständig tragen und für die letztlich der Steuerzahler gerade stehen muss. Wenn sich an dieser Situation nichts ändert, kann die Krise immer wieder ausbrechen.“ White zweifelt inzwischen daran, dass die Zentralbanken überhaupt noch handlungsfähig sind: „Ich weiß nicht, ob wir es überhaupt noch schaffen werden, die Weltwirtschaft zu stabilisieren, bevor es zu einer ganz großen Krise kommt“, warnt der Ökonom. „Wir bewegen uns auf einen Punkt zu, wo wir nichts mehr machen können.“ Whites ehemaliger Arbeitgeber, die BIZ hatte jüngst in ihrem Vierteljahresbericht gewarnt, dass das viele billige Geld und die niedrigen Zinsen in Europa und Nordamerika viele Investoren in riskante Anlagen drängen. „Das Phänomen erinnert an die Situation vor der Finanzkrise“, warnt die Bank in dem Bericht.

Foto: Bankenviertel in Frankfurt am Main, über dts Nachrichtenagentur

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