Experte warnt vor Schließungswelle bei Modehäusern

Im Bekleidungshandel könnte es zu einer massiven Schließungswelle kommen. Es sei ein „großes Sterben“ der Läden zu befürchten, sagte Jochen Strähle, Professor an der Fakultät Mode und Design der Hochschule Reutlingen, der „Welt am Sonntag“. „Der klassische Modehandel hat seine Daseinsberechtigung verloren“, so Strehle.

In fast allen Punkten seien reine Onlinehändler im Vorteil, ob bei Auswahl, Lagerung oder Logistik. Selbst in Sachen Kundenberatung riskiere der klassische Bekleidungshandel seinen Vorsprung, weil man am Verkaufspersonal spare. Seit 2009 hat bereits jeder dritte Händler aufgegeben. Derzeit existieren laut dem Portal „Handelsdaten“ noch 16.000 Unternehmen des Bekleidungsfachhandels in Deutschland. Dabei geben die Deutschen viel Geld für Mode aus. Im vergangenen Jahr waren es knapp 65 Milliarden Euro. Zuwächse fließen jedoch in den Online-Handel. In den stationären Geschäften liege der Umsatz im ersten Halbjahr 2019 etwa auf Vorjahresniveau, sagte Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BTE. Das erste Halbjahr sei damit „halbwegs ordentlich gelaufen“. Für Mai hatte das Statistische Bundesamt ein Minus von real vier Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Unternehmen, die überleben wollen, müssen nach Meinung von Strähle massiv in die Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle investieren. Doch viele Unternehmen zögen noch nicht die Konsequenzen aus dem radikalen Wandel in der Branche. „Die Augen vor der Wahrheit zu verschließen hat noch nie geholfen. Auch wenn sie wehtut“, sagte er. Für die deutschen Innenstädte könnte eine Schließungswelle eine weitere Herausforderung darstellen. Rund 40 Prozent der Verkaufsfläche dort entfallen auf Mode- und Schuhgeschäfte.

Foto: Modeartikel-Geschäft, über dts Nachrichtenagentur

 

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