Bundeswehr-Kampfpanzer für Nato-Speerspitze nicht einsatzbereit

Dem deutschen Heer mangelt es an einsatzbereiten Kampfpanzern. Anfang 2019 soll die Bundeswehr die Führung der multinationalen Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) übernehmen. Aus einem vertraulichen Papier des Verteidigungsministeriums zur materiellen Einsatzbereitschaft geht hervor, dass der für die Aufgabe vorgesehenen Panzerlehrbrigade 9 in Munster derzeit nur neun von 44 vorgesehenen Kampfpanzern des Typs Leopard 2 zur Verfügung stehen, schreibt die „Welt“ in ihrer Donnerstagausgabe.

Zudem sind von den 14 benötigten Schützenpanzern des Typs Marder nur drei einsatzfähig. Gründe sind die mangelnde Versorgung mit Ersatzteilen und hoher Wartungsaufwand. Es fehlen auch Nachtsichtgeräte, Granatmaschinenwaffen, Unterstützungsfahrzeuge, Winterbekleidung und Schutzwesten. Das Heer will nun versuchen, die „existenten fähigkeitsrelevanten Defizite aus Beständen anderer Großverbände“ zu decken, wie es heißt. Dadurch wird allerdings der Übungs- und Ausbildungsbetrieb anderer Teile der Bundeswehr lahmgelegt.

Dem „Welt“-Bericht zufolge ist auch die Luftwaffe nicht in der Lage, ihre Nato-Verpflichtungen zu erfüllen. So hat sich die Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme Eurofighter, Tornado (Kampfjets) und CH-53 (Transporthubschrauber) in den vergangenen drei Jahren weiter verschlechtert. Jedes dieser Waffensysteme steht der Truppe statistisch nur vier Monate im Jahr für Einsatz, Ausbildung und Übung zur Verfügung. Die anderen acht Monate bleiben die Flugzeuge wegen Reparaturen, Instandsetzung und Umrüstungen am Boden. „Die Lage ist in allen Teilstreitkräften ähnlich besorgniserregend“, sagte der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels im Gespräch mit „Welt“. Bereits zuvor hatte der SPD-Politiker gewarnt, die Bundeswehr sei „im Rahmen der kollektiven Verteidigung derzeit nicht einsetzbar“.

Der Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner wies darauf hin, dass die Probleme mit der Einsatzbereitschaft seit Jahren bekannt seien: „Verbessert hat sich jedoch nahezu gar nichts.“ Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) müsse sich fragen lassen, „was sie eigentlich die vergangene Legislatur getan hat. Anscheinend ist es politisch opportuner, ständig neue Rüstungsvorhaben und Trendwenden anzukündigen, statt endlich die Probleme bei Ersatzteilen und Instandhaltung anzugehen.“ FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff kritisierte: „Deutschlands beschleunigter Abschied als ernst zu nehmender sicherheitspolitischer Akteur geht ungebremst weiter.“ Wenn in einem Verband „weniger als ein Viertel der Kampfpanzer aus eigener Produktion noch einsatzfähig ist, dann ist das ein neuer Tiefpunkt“.

Foto: Bundeswehr-Panzer „Leopard 2“, über dts Nachrichtenagentur

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