Faktoren einer erfolgreichen Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen

Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen

Wien – Die KMU Forschung Austria hat im Auftrag der Europäischen Kommission die Bedingungen der Umsetzung von öffentlich geförderten Forschungsprojekten in kommerziell erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen analysiert.

Das Ziel der im Mai 2013 abgeschlossenen Studie war es, zu analysieren, wie und unter welchen Bedingungen eine erfolgreiche Vermarktung von Forschungsprojekten im Bereich der Nanotechnologie, neuen Materialien und neuen Produktionsprozesse gelingen kann. Zu diesem Zweck hat das internationale ForscherInnenteam unter der Leitung der KMU Forschung Austria mehr als 40 mit Mitteln der Europäischen Forschungsrahmenprogramme geförderte Projekte im Detail untersucht.

In dem nun veröffentlichten Endbericht verdeutlichen die ForscherInnen, dass die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen in der Realität noch weitaus komplexer ist als angenommen. Mehr als 50 miteinander verknüpfte Faktoren haben demnach Einfluss darauf, ob aus einem Forschungsprojekt ein am Markt erfolgreiches Produkt bzw. eine Dienstleistung wird oder nicht. Die zentrale Erkenntnis ist, dass die direkte und unmittelbare Entwicklung kommerziell erfolgreicher Produkte und Dienstleistungen aus Forschungsprojekten eher eine Ausnahme bildet und in den allermeisten Fällen ein sehr hoher zusätzlicher Aufwand auf Seiten der Unternehmen hier fürnotwendig ist.

Dieser Aufwand umfasst vor allem die wissenschaftlich-technische Weiterentwicklung der Forschungsergebnisse hin zu marktfähigen Produkten oder Dienstleistungen. Die entsprechende time-to-market verlängert sich dabei oftmals deutlich über die ursprüngliche Projektlaufzeit hinaus und die intelligente Integration von Ergebnissen anderer Forschungs- und Innovationsprojekte ist unabdingbar. Dies wiederum bedeutet häufig eine Verzögerung des vorgesehenen return-on-investments, was vor allem für kleine und mittelgroße Unternehmen ein potenzielles Handicap und hohesfinanzielles Risiko darstellt und einer erfolgreich abgeschlossenen Kommerzialisierung im Wege stehen kann.

Darüber hinaus konnten die Analysen zeigen, dass in vielen Fällen die Notwendigkeit begleitender Organisationsentwicklung oftmals unterschätzt wird. Innovationen, zumal solche radikaler Natur, sind teilweise nicht im Rahmen der bestehenden Organisationsstruktur erfolgreich zu verwerten, da sie in bestimmten Fällen außerhalb der technologischen Kernkompetenz der beteiligten Unternehmen liegen, wobei sie nichtsdestotrotz kommerziell relevant sind. Jene Unternehmen, die darauf mit organisatorischen bzw. strategischen Anpassungen reagieren (z.B. durch die Schaffung neuer Organisationseinheiten innerhalb oder sogar außerhalb bestehender Strukturen, etwa durch Ausgründung) sind deutlich erfolgreicher als jene, die dies nicht tun.

Ein weiteres Merkmal der erfolgreichen Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen ist die umfassende Einbindung potenzieller Interessenten (d.h. Kunden), die bereit sind, in einer frühen Phase der Technologieentwicklung zu investieren bzw. sich die Nutzung einesnoch zu entwickelnden Endproduktes zu sichern. Dies gelingt in aller Regel durch die Zusammenarbeit mit solchen Kunden bereits in der eigentlichen Forschungsphase und die Ausrichtung der Forschungsarbeiten an deren Bedarf und Interessen. Allerdings laufen Unternehmen durch diese frühzeitige Einbindung auch Gefahr, alternative oder zusätzliche Anwendungs- und Kommerzialisierungsmöglichkeiten auszuschließen bzw. zu versäumen. Das Rezept für eine erfolgreiche Kommerzialisierung enthält daher immer ein strategisches, intelligentes Nebeneinander von Kundenorientierung einerseits und Offenheit für die technologischen und Vermarktungsmöglichkeiten andererseits.

Nahezu unabhängig von anderen Faktoren entscheidet jedoch letztlich immer die tatsächliche Nachfrage über den kommerziellen Erfolg eines Forschungsprojekts. Forschungstreibende Unternehmen sind dieser allerdings nicht vollkommen ausgeliefert. So sind Unternehmenimmer dann besonders erfolgreich bei der Kommerzialisierung ihrer Forschungsergebnisse, wenn sie hinsichtlich potenzieller Märkteflexibel bleiben, über alternative Vermarktungsstrategien verfügen (z.B. die Vermarktung von Komponenten anstelle Systemen) und wenn sie in der Lage sind, ihre Forschungs- und Innovationsaktivitäten mit den mittel- bis langfristigen Investitionszyklen ihrer Kundenabzugleichen. Erfolgreich am Markt sind also nicht immer dieschnellsten, sondern diejenigen mit dem besten Timing.

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