Kein Wind mehr bei Windreich

WindreichBerlin – „Wir wollen für Europa regenerative Energien nutzbar machen und dabei gleichzeitig ein stabiler und vertrauenswürdiger Geschäftspartner sein“, heißt es auf der Webseite der Windreich GmbH. Das Bild des vertrauenswürdigen Partners begann jedoch bereits im März 2013 zu wackeln, als bekannt wurde, dass der Staatsanwalt gegen fünf ehemalige beziehungsweise amtierende Vorstandsmitglieder ermittle. Der Verdacht auf Bilanzmanipulation, Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation und Kreditbetrug stand im Raum. Seither war die Finanzierung von Projekten gefährdet, zwei Anleihen fielen aus. „Um mich aufzuhalten, müsste man mich einsperren“, erklärte damals Willi Balz, Chef von Windreich. Er wurde nicht eingesperrt, aber aufgehalten, wie es scheint, denn das Unternehmen Windreich hat wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beantragt.

Eigenverwaltung beantragt

Bereits vor Tagen hat ein Gläubiger mit Forderungen in Millionenhöhe die Insolvenz für Windreich beantragt. Balz konnte dem Gericht jedoch glaubhaft machen, bezahlen zu können. Nun musste er den Antrag selbst stellen, auch den Antrag auf Eigenverwaltung. Als Sachwalter fungiert Holger Blümle, Anwalt aus Stuttgart. Das Unternehmen wurde als GmbH 1999 gegründet. Windkraftprojekte zu Land und zur See wurden umgesetzt. MEG Offshore I wurde 2006 genehmigt, die Baugenehmigung folgte 2009, die erste Freigabe am 13. April 2013. Die Fertigstellung des 400 MW Windparks in der Deutschen Bucht ist bis 2015 geplant. Durch den Antrag auf Eigenverwaltung will Balz sie sichern. In der Nordsee ist Windrecht bei den Offshore-Windparks mit 35 Prozent der Fläche Marktführer.

Das windreiche Auf und Ab

Als Gesellschaft gegründet, wurde Windreich 2010 in eine AG umgewandelt. Das Unternehmen wollte 2012 den Gang an die Börse antreten, sah dann jedoch davon ab und bot stattdessen Anleihen über das Börsensegment Bonds an. Im März 2013 wurde Windreich wieder GmbH. Ein Monat später kam es zu 23 Entlassungen. Die Stuttgarter Börse setzte den Handel mit Windreich-Anleihen aus. Begründung: Das Unternehmen habe sein aktuelles Ranking nicht veröffentlicht. Auch wurden den Anleihezeichnern die Zinsen nicht rechtzeitig ausbezahlt. Nach Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht in Esslingen wurde bekannt, dass sich unter den Gläubigern auch die Bank Sarasin befindet. Ihre Forderungen belaufen sich auf 70 Millionen Euro. Der Kommentar von Willi Balz: „Ich trage es mit Anstand, ich habe alles gegeben.“ Und zur Frage, wo die zu veröffentlichende Bilanz des Unternehmens bliebe, wurde den Anleihezeichnern noch am 5. September noch mitgeteilt: „Der Grund für die bisher noch nicht vorgelegte testierte Bilanz ist ganz einfach: Nachdem wir am 5. März aufgrund von anonymen Anzeigen von der Staatsanwaltschaft aufgesucht wurden, waren wir komplett lahmgelegt…Größere Verschiebungen zu den bereits präsentierten Zahlen sind jedoch nicht zu erwarten.“

Foto: © Windreich AG

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