Der Transfer-Wahnsinn: Die Entwicklung der Rekord-Ablösesummen

Wenn ein Spieler gleich zweimal eine Rekordablösesumme erzielen konnte, dann kann es sich nur einen handeln: Diego Armando Maradona. Der argentinische Weltstar wechselte zum FC Barcelona für die Rekordablösesumme von acht Millionen Euro (!) und der SSC Neapel legte zwei Jahre später sagenhafte 12 Mio. Euro hin. Bislang gab es das nur einmal, dass ein Spieler gleich zwei Rekordtransfer-Summen erzielte.

Die unheimliche Entwicklung der Transfersummen

Es ist weniger verwunderlich, dass es die Weltstars waren, von denen die höchsten Transfererlöse erzielt wurden im Gegensatz zu der unheimlichen Entwicklung der Gesamtsummen. 1973 kostete der Wechsel von Johan Cruyff zum FC Barcelona umgerechnet 1,9 Mio. Euro. Natürlich ist die Inflation bei einem solchen Vergleich nicht einbezogen, aber dennoch ist der Trend sehr deutlich: mehr, mehr und noch mehr!

Für Gareth Bale zahlte Real Madrid spektakuläre 100 Mio. Euro. Damit hat er seinen Teamkameraden Cristiano Ronaldo als Rekordhalter abgelöst, der für 94 Mio. Euro 2009 von Manchester United nach Madrid wechselte.

Doch nun wagte es ein Verein, eine aberwitzige, festgeschriebene Ablösesumme für einen Fußballstar zu zahlen. Das darauf das Geschrei und die Kritik groß waren, dass es sich nun um das Ende des ehrlichen Profi-Fußballs handelt, ist klar. Von Paris Saint-Germain wurden mehrere Hundert Millionen Euro für Neymar bezahlt, der vom FC Barcelona zum Pariser Club wechselte. Dazu kommt, dass diese aberwitzige festgeschriebene Ablösesumme von 222 Mio. Euro zu einem Zeitpunkt festgelegt wurde, als noch niemand im Traum daran dachte, eine solche Summe für einen Fußballspieler zu bezahlen.

Der FC Barcelona versuchte den Transfer abzuwenden

Aber PSG war dazu bereit, diese Summe für Neymar zu zahlen, und vom FC Barcelona wurde versucht, alle möglichen Rechtsmittel vorzubringen, um den Transfer nicht zustande kommen zu lassen. Von Barca wurde die Begründung in der Financial Fairplay Regel gefunden, mit der die Vereine dazu verpflichtet sind, nicht mehr Geld auszugeben, als sie offiziell verdient haben. Jedoch kam der Neymar-Transfer durch einen sehr raffinierten Finanztrick zustande, so dass Paris Saint Germain nicht gegen die Financial Fairplay Regel verstieß.

So kam es kurzerhand zu einem Werbevertrag über 300 Mio. Euro, zwischen Neymar und dem Eigentümer von PSG, der Qatar Sports Investment. Somit liefen die Gelder nicht offiziell über die beteiligten Vereine und es kam zu keinem Verstoß. Von Neymar soll dann, wie in Spanien üblich, seine eigene Ablöse gezahlt haben. Auch diesmal hat die UEFA genau hingesehen, denn PSG hatte bereits einmal einen ähnlichen Finanztrick genutzt, um die Regeln zu umgehen. So hätte es zu jeder Zeit dazu kommen können, dass von der UEFA der Transfer von Barcelona nach Paris untersagt wird.

Es wird ein weiterer Sittenverfall prophezeit

Der Vereinswechsel von Neymar wird nicht nur vom FC Barcelona kritisiert, sondern es kam auch dazu, den Transfer medienwirksam zu verhindern. Zudem kritisierten viele bekannte Fußballgrößen wie bspw. Jürgen Klopp, Gianluigi Buffon, Christian Streich usw. den Neymar-Transfer. Im gleichen Atemzug prophezeiten sie einen weiteren „Sittenverfall“ in Hinsicht auf die Ablösesummen im Fußball.

Sicherlich ist Kritik angebracht, aber allein das ist nicht mehr hilfreich, in Bezug auf den Finanz-Transfer-Wahnsinn im Fußball. Besonders dann nicht, wenn es nur zu einer Frage der Zeit wird, bis das die Kritiker selbst sich an dem Finanzwahnsinn beteiligen werden. Selbst wenn bspw. Jürgen Klopp heute noch das System sowie die Transfersummen kritisiert, so wird er selbst solche Summen für einen Spieler zahlen müssen, denn auch er unterliegt mit dem FC Liverpool dem Zwang zum Erfolg. Hilfreich könnte nur die Einstellung des gesamten Vereins gegenüber der Champions League sein. Denn das ist die Liga, in der es zu solchen Unsummen kommt, da die Top-Teams die landeseigenen Ligen bereits voll unter ihrer Kontrolle haben. Das heißt, es geht nur um eines: das Abschneiden in der Champions League.

Handelt es sich nur um eine Schockreaktion?

Es kann aber auch sein, dass es sich bei der Kritik ausschließlich um eine Schockreaktion handelt, da niemand an solch wahnsinnige Transfersummen gewöhnt ist und die rote Linie mit dem Neymar-Transfer überschritten wurde. Doch diese Kritik ist mittlerweile verblasst und demnächst werden solche Summen zum Profi-Fußball ganz einfach dazugehören.

Doch, um ehrlich zu sein, diese unverschämt hohen Ablösesummen gehören bereits dazu, das zeigt ein Blick auf die Ablösesummen:

  • 88,2 Mio. Euro – Virgil van Dijk (2018 FC Southampton → FC Liverpool)
  • 88,2 Mio. Euro – Neymar (2013 FC Santos → FC Barcelona)
  • 90 Mio. Euro – Gonzalo Higuain (2016 SSC Neapel → Juventus Turin)
  • 94 Mio. Euro – Christiano Ronaldo (2009 Manchester United → Real Madrid)
  • 100 Mio. Euro – Romelu Lukaku (2017 FC Everton → Manchester United)
  • 101 Mio. Euro – Gareth Bale (2013 Tottenham Hotspur → Real Madrid)
  • 105 Mio. Euro – Paul Pogba (2016 Juventus Turin → Manchester United)
  • 147 Mio. Euro – Osmane Dembélé (2017 Borussia Dortmund → FC Barcelona)
  • 160 Mio. Euro – Philippe Coutinho (2018 FC Liverpool → FC Barcelona)
  • 222 Mio. Euro – Neymar (2017 FC Barcelona → Paris St. Germain)

Doch auch ein Blick auf die Ablösesummen der gewöhnlichen Spieler zeigt, dass selbst für zweit- und drittklassige Spieler bereits Ablösesummen in Millionenhöhe gezahlt werden. Setzt sich der Trend fort, dann werden vielleicht sogar bald die Kreisliga-Spieler mit Ablösesummen von Hunderttausenden gehandelt.

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