Göttinger Hörforschung wird gestärkt

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat mit Jahresbeginn 2015 ein neues Institut für Auditorische Neurowissenschaften eingerichtet. Das neue Institut wird geleitet von Prof. Dr. Tobias Moser, Leibnizpreisträger des Jahres 2015, Sprecher des Sonderforschungsbereichs SFB 889 „Zelluläre Mechanismen sensorischer Verarbeitung“ und Leiter des InnenOhrLabors und des Audiologischen Zentrums der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Das neue Institut für Auditorische Neurowissenschaften befasst sich mit der Erforschung von molekularen und zellulären Grundlagen des Hörens bis hin zur Entwicklung gentherapeutischer und optogenetischer Ansätze für die Behandlung von Schwerhörigkeit.
Die neue Forschungseinrichtung stärkt die vernetzte Hörforschung am „ Göttingen Campus“. Unterstützt wird die Einrichtung des neuen Instituts durch die Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie und für experimentelle Medizin, das Deutsche Primatenzentrum sowie durch das Land Niedersachsen mit 1,5 Mio. Euro aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung für die nächsten fünf Jahre. Der Eigenanteil der UMG für diesen Zeitraum liegt bei 3,5 Mio. Euro.
Am Samstag, 21. März 2015, wurde das neue Institut in Gegenwart hochrangiger Gäste und mit einem Mini-Symposium hochkarätiger Hörforscher feierlich eröffnet. Zu Gast waren auch Medizinnobelpreisträger Prof. Dr. Erwin Neher, in dessen Einrichtung am MPI für biophysikalische Chemie Prof. Tobias Moser gearbeitet hatte, und die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, Dr. Gabriele Andretta. Durch die Veranstaltung führte Dr. Carolin Wichmann, Arbeitsgruppenleiterin im Institut für Auditorische Neurowissenschaften. Wichmann fasste den Auftrag des neuen Instituts in dem Satz zusammen: „Wir wollen den Prozess des Hörens verstehen.“ Über den Direktor des neuen Instituts, Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Tobias Moser, sagte sie: „Moser hat sich in das Innenohr verliebt.“
Der Sprecher des Vorstandes der UMG, Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, würdigte Prof. Moser: „Er ist einer der besten Wissenschaftler an der UMG.“ Ihn in Göttingen halten zu können und mit einem eigenen Institut auszustatten, sei ein riesiges Vorhaben gewesen, das hätte die UMG alleine nicht schaffen können. Der gesamte Wissenschaftsstandort Göttingen, der „Göttingen Campus“, habe sich zusammengetan: die Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie und Experimentelle Medizin, das Deutsche Primatenzentrum und zudem das Land Niedersachsen aus seinem Programm für Spitzenwissenschaftler „Holen & Halten“ mit Mitteln aus der VolkswagenStiftung. „Prof. Moser konnte sich so guten Gewissens entscheiden, in Göttingen zu bleiben“, so Kroemer. „Wir versprechen uns davon einen wichtigen Beitrag an der Entwicklung der Hörforschung am Standort Göttingen.“
Die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Gabriele Heinen-Kljajić, sagte in ihrem Grußwort: „Die Hörforschung in Niedersachsen mit ihren Forschungsclustern in Göttingen, Hannover Oldenburg ist ein gutes Beispiel für ein Netzwerk, das auf einer langjährigen intensiven Zusammenarbeit beruht. In dem neuen Institut für Auditorische Neurowissenschaften können nun innovative Forschungsansätze im Bereich der Optogenetik weiterverfolgt werden. Diese sind für die heutige Medizin und die künftige Krankenversorgung von herausragender Bedeutung.“
In seinem Grußwort würdigte Chemienobelpreisträger Prof. Dr. Stefan Hell vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie Tobias Mosers Forschungsansatz als „entschieden frech, keck und kühn – so ganz nach meinem Geschmack.“ Hell weiter: „Wir brauchen solche herausragenden Wissenschaftler, vor allem um Göttingen international wettbewerbsfähig zu halten.“
Das Institut für Auditorische Neurowissenschaften ist als theoretische Einrichtung an der UMG im Zentrum Augenheilkunde und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde angesiedelt. Neben der Forschung nimmt das Institut für Auditorische Neurowissenschaften Aufgaben in der Lehre wahr und engagiert sich in der Ausbildung von Humanmedizinern, Molekularmedizinern, Molekularbiologen und Neurowissenschaftlern. Gemeinsam mit der Klinik für Augenheilkunde und der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde trägt das neue Institut außerdem zur sinneswissenschaftlichen Ausbildung von Ärzten in der klinischen Weiterbildung bei.

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