Berlin – 22. September 2013: Deutschland wählt einen neuen Bundestag. Wer danach regiert, kann niemand mit Sicherheit sagen. Umfragen wie die „Sonntagsfrage“ geben jedoch Aufschluss über die aktuelle Wahlabsicht. Wie die Gruppe der deutschen Studenten votieren würde, hat jetzt das Portal Jobmensa.de in einer Umfrage ermittelt. Die Erhebung benennt zugleich die wichtigsten Gründe für die Wahlentscheidung, sowie regionale und geschlechterspezifische Unterschiede.
An deutschen Universitäten und Hochschulen geht es durchaus turbulent zu. Rund 2,5 Millionen junge Menschen versuchen hier bundesweit, die passenden Kurse zu belegen und sich mit einem guten Abschluss für das Berufsleben zu qualifizieren.
Studenten leben in einem Umfeld, das sich deutlich von dem der anderen unterscheidet. Sie haben eigene Interessen, Wünsche und Anforderungen. In einem Punkt sind sie jedoch mit ihren Professoren, mit dem Kranführer, Floristen oder Rentner gleich: Sie sind potentielle Wähler und entscheiden mit darüber, wer Deutschland in den nächsten Jahren regiert. Stimmen, um die zurzeit eifrig gerungen wurde. Denn noch ist die Große Koalition nichts weiter als eine Wahrscheinlichkeit. Und so wird mit wachsender Spannung auf die Umfragen geschaut, die es Dank einer Online-Erhebung des Magazins Jobmensa.de nun auch exklusiv zu den Studenten gibt.
So wählen die Studenten
Die Frage an mehr als 12.000 Studierenden aller Fachrichtungen war leicht verständlich: Wem werden Sie am 22. September ihre Stimme geben? Und auf den ersten Blick ähnelt die inzwischen gewohnte Balken-Grafik dem Bild, das auch die jüngsten „Sonntagsfragen“ zeichnen, egal ob Forsa, Emnid, Allensbach oder andere Institute dahinterstehen: Der schwarze Balken der CDU/CSU ist am längsten. Es folgt, mit gebührendem Abstand, das Rot der SPD. Rang drei scheint nach dem langen Abschied der FDP für Grün reserviert zu sein.
Auch wenn die Reihenfolge in der Top 3 bei Studenten und Gesamtbevölkerung übereinstimmen, sind die Unterschiede im Detail doch gravierend. So darf die CDU/CSU bei der Sonntagsfrage derzeit mit einem Wert von 40 Prozent rechnen, bei den Studenten sind es dagegen nur 27,3. Auch die SPD liegt mit 23,8 Prozent bei der Studentenbefragung deutlich unter dem Schnitt der Gesamtumfragen. Zugleich ist sie dem schwarzen Favoriten mit einem Abstand von gerade 3,5 Prozentpunkten jedoch deutlich dichter auf den Fersen.
Rote Herren, grüne Damen
Werden nur die männlichen Studenten betrachtet, wird es sogar noch knapper für CDU/CSU. 25,6 Prozent der männlichen Studenten entscheiden sich für die SPD, jedoch nur 22,5 Prozent der Frauen. Genau umgedreht stellt sich das geschlechterspezifische Wahlverhalten für die Grünen dar. Sie erhalten mit 20,6 Prozent eine signifikant höhere Zustimmung bei den Studentinnen. Bei den Männern entscheiden sich nur 12,1 Prozent für Grün.
Rot ist nur der Nord-Westen
Die Online-Erhebung von Jobmensa lässt viele spezifische Betrachtungen zu. So haben zum Beispiel nur die angehenden Kunst- und Musikwissenschaftler mehrheitlich für Grün gestimmt. Vier Fakultäten, darunter die Religionswissenschaften, wählten mehrheitlich Rot, alle anderen Schwarz.
Interessant ist auch die regionale Verteilung der Stimmen. Auf einer Landkarte erscheint Berlin als roter Punkt in einem Meer aus Schwarz. Rot wird es sonst nur noch „oben links“ im Land, also in den nord-westlichen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Grüne und Piraten wildern bei Schwarz-Rot
Zurück zum Allgemeinen: Wo gehen die Stimmen hin, die die Studenten den großen Volksparteien CDU und SPD im Vergleich zur Gesamtbevölkerung verweigern? Zunächst profitieren die Grünen, die mit 16,9 statt sonst neun bis 11 Prozent abschneiden. Noch entscheidender vielleicht: Die Piraten überspringen bei den Studenten locker die Fünf-Prozent-Marke und landen bei beachtlichen acht Prozent. Daran ist in der Gesamtumfrage mit höchstens drei Prozent nicht zu denken. Die FDP dagegen, die in der Sonntagsfrage um die magischen fünf Prozent schwankt, ist bei den Studenten klar außen vor. Als wirklich stabil erweist sich im Durchschnitt nur die Linke, mit gut sieben Prozent bei den Studenten und acht bis zehn Prozent im Gesamtbild.
Die Verschiebungen sind gravierend, das Ergebnis für die künftige Regierung ist es nicht. Sowohl bei den Studenten als auch im Gesamtbild münden die geäußerten Wahlabsichten in einer Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD. Die Studenten verschaffen dem Team von Peer Steinbrück allerdings ein deutlich größeres Verhandlungsgewicht.
Die studentische Sicht
Ein kurzer Blick auf die Antworten zu den Sach- und Personalthemen offenbart die Begründung für das abgegebene Votum. So wird der amtierenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) von den Studenten die höchste Kompetenz bescheinigt (83 Prozent). Es folgen Peer Steinbrück (SPD) mit 74 Prozent und Jürgen Trittin (Grüne) mit 58 Prozent. Sehr stark, auch im Verhältnis zum Umfragewert, schneidet die SPD in den einzelnen Politikfeldern ab. So sehen die Studierenden die CDU zwar bei der Europapolitik und im Bereich der Jobentwicklung vorn, die SPD gewinnt jedoch die meisten Stimmen in der Familien- und Hochschulpolitik, bei der Frage der Generationengerechtigkeit und beim Gesamtkomplex der sozialen Gerechtigkeit. Auch bei einer Verbesserung der prekären Wohnraumsituation wird ihr am meisten zugetraut. Der nur knappe Rückstand zur CDU scheint angesichts dieser Werte sehr verständlich.
Den mit Abstand höchsten Kompetenzwert in einem einzelnen Politikfeld können dennoch die Grünen für sich verbuchen. Sie erhalten in der Umweltpolitik fast 54 Prozent Zustimmung. In allen anderen Bereichen, in denen CDU oder SPD gewinnen, liegt der höchste Wert dagegen um die 30 Prozent, da sich die Stimmen stärker zwischen den Parteien verteilen.
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