Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan, auch bekannt als COP29, stand unter erheblichem Druck, ein Ergebnis zu liefern. Eigentlich sollte die Konferenz nur zwei Wochen dauern, doch die Diskussionen gestalteten sich schwierig. Insbesondere die Frage der Finanzhilfen für Entwicklungsländer erwies sich als Knackpunkt.
Viele Entwicklungsländer forderten eine deutliche Aufstockung der Gelder, um die Folgen des Klimawandels abfedern zu können. Industrieländer wie die USA oder die Europäische Union waren jedoch zunächst nur zu begrenzten Zugeständnissen bereit. Es drohte ein Scheitern der Konferenz, da keine Einigung in Sicht war.
Um einen Kompromiss zu finden, mussten die Verhandlungen schließlich um 32 Stunden verlängert werden. Erst nach zähem Ringen einigten sich die Teilnehmer auf einen Finanztopf von 100 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2025. Das ist deutlich mehr als die bisher zugesagten Hilfen, aber für viele Entwicklungsländer immer noch nicht genug.
Enttäuschung über unzureichende Zusagen
Für viele Delegierte aus den ärmeren Ländern ist das Ergebnis der Konferenz daher eine herbe Enttäuschung. Sie kritisieren, dass die Industriestaaten ihre Verantwortung für den Klimawandel nicht ausreichend wahrnehmen. Schließlich haben die Industrieländer durch ihre hohen Emissionen in der Vergangenheit maßgeblich zum Klimawandel beigetragen.
Besonders betroffen sind kleine Inselstaaten, die durch den Anstieg der Meeresspiegel existenzielle Bedrohungen erleben. Ihre Vertreter hatten sich deutlich mehr Unterstützung erhofft, um Schäden und Verluste infolge des Klimawandels auszugleichen. Nun fühlen sie sich im Stich gelassen.
Auch afrikanische Staaten, die ohnehin zu den ärmsten Ländern der Welt gehören, beklagen, dass die Finanzhilfen nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu bewältigen. Der Kontinent ist vom Klimawandel besonders stark betroffen, etwa durch Dürren, Überschwemmungen und den Rückgang der Artenvielfalt. Dennoch werden die Zusagen als unzureichend empfunden.
Forderungen nach mehr Klimagerechtigkeit
Insgesamt zeigt sich, dass die Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beim Thema Klimafinanzierung weiterhin groß ist. Die ärmeren Staaten fordern eine faire Lastenteilung und mehr Klimagerechtigkeit ein. Sie argumentieren, dass sie für Emissionen bezahlen müssen, die sie selbst nicht verursacht haben.
Vertreter aus Ländern des globalen Südens kritisieren daher, dass die Industrieländer ihrer historischen Verantwortung nicht gerecht werden. Sie verlangen, dass die Finanzhilfen deutlich aufgestockt werden – auf bis zu 1,3 Billionen US-Dollar jährlich. Nur so könnten die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und Schadensausgleiche effektiv umgesetzt werden.
Zudem fordern sie, dass ein separater Fonds für „Verluste und Schäden“ eingerichtet wird. Denn viele Entwicklungsländer leiden bereits jetzt unter den Folgen der Erderwärmung, ohne dafür verantwortlich zu sein. Diese Schäden müssen ausgeglichen werden, argumentieren sie.
Kritik an mangelnder Verbindlichkeit
Neben der Höhe der Finanzhilfen wird auch die Verbindlichkeit der Zusagen infrage gestellt. Viele Teilnehmer bemängeln, dass die Vereinbarungen zu ungenau und zu unverbindlich seien. Es gebe keine klaren Zusagen, wer wann wie viel Geld bereitstellt.
Zudem sei unklar, wie die Mittel genau verwendet werden sollen. Die Entwicklungsländer befürchten, dass ein Großteil der Gelder in bürokratische Kanäle fließt oder für Projekte verwendet wird, die nicht ihren dringendsten Bedürfnissen entsprechen.
Um mehr Verlässlichkeit zu schaffen, fordern einige Teilnehmer rechtsverbindliche Vereinbarungen und eine stärkere Kontrolle der Mittelverwendung. Nur so könne sichergestellt werden, dass die versprochenen Hilfen tatsächlich bei den Empfängern ankommen und effektiv eingesetzt werden.
Ausblick: Weitere Verhandlungen nötig
Insgesamt zeigt sich, dass die Klimakonferenz in Aserbaidschan zwar einen Kompromiss bei den Finanzhilfen erzielen konnte, dieser aber für viele Teilnehmer nicht zufriedenstellend ist. Die Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bleibt groß.
Um die Differenzen zu überbrücken, werden weitere Verhandlungen nötig sein. Schon im nächsten Jahr, wenn die COP30 stattfindet, wird das Thema Klimafinanzierung erneut auf der Agenda stehen. Dann müssen die Industrieländer möglicherweise noch deutlichere Zugeständnisse machen, um eine faire Lastenverteilung zu erreichen.
Letztlich geht es darum, das Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten im Klimaschutz konsequent umzusetzen. Nur so kann ein globaler Konsens gefunden werden, der allen Ländern gerecht wird. Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan hat gezeigt, dass hier noch erheblicher Verhandlungsbedarf besteht.
