Verbraucher kurbeln Binnennachfrage an und profitieren von sinkenden Preisen

Die heute veröffentlichten Zahlen des statistischen Bundesamtes stimmen vor allem die Binnenwirtschaft zuversichtlich. Mit 0,9 % fiel die Teuerungsrate vergleichsweise niedrig aus. Einigen bereitet die Tatsache, dass die Verbraucherpreise zuletzt im Krisenjahr 2009 mit 0,3 % noch niedriger stiegen zwar Sorgen und weckt die Angst vor einer neuen Krise. Doch das mäßige Wirtschaftswachstum konnte auch schon den Arbeitslosenzahlen bisher kaum etwas anhaben. Grund sind die niedrigen Inflationsraten im zweiten Halbjahr und die gesunkenen Öl- und Energiepreise (-2,1 %). Ohne diese hätte der Index bei 1,3 % gelegen. Auch Telekommunikation (-7,3 %) und Unterhaltungselektronik (-5,6 %) trugen zur Verringerung des Verbraucherpreisindexes bei.

Doch bei den Menschen kommt die reale Preissteigerung bei Nahrungsmitteln (+1,0 %) ebenso stark an, wie die der Nettokaltmieten (+1,5 %). Alle Faktoren zusammen haben dazu beigetragen, dass das Wachstum im vergangenen Jahr vor allem von der Binnenkonjunktur getragen wurde. Der Wirtschafts- und Finanzexperte Richard Glöß vom internationalen Finanzdienstleister City Index sieht dafür mehrere Gründe: „Die positiven Impulse von der Bauwirtschaft, die Erholung der Ausrüstungsinvestitionen und die anhaltend niedrigen Zinsen haben den Verbrauch indirekt ebenfalls stark gefördert“, so Glöß. Weiter bewertet der Analyst die Expansion bei den Wohnungsbauinvestitionen positiv. Diese werden den Wohnungsmarkt auch preistechnisch weiter normalisieren. Der reale Einkommenszuwachs, der aus den gesunkenen Energiepreisen in Höhe von 1,8 % resultiert, hat vor allem in der zweiten Jahreshälfte die Umsätze im Einzelhandel angetrieben. Interessant wird die Entwicklung vor allem dadurch, dass sich die Erwartungen der Händler trotz verbesserter Geschäftslage in den letzten beiden Monaten aktuell verschlechterten, während gleichzeitig das Konsumklima der Verbraucher zuletzt auf den höchsten Stand seit 8 Jahren stieg.

Die allgemeinen Wirtschaftsdaten aus 2014 stützen die positiven Aussichten. Das stabile Produktionsniveau und die unter dem Strich positiven Impulse aus dem Ausland haben laut Bundeswirtschaftsministerium zur guten Preis- und Arbeitsmarktentwicklung beigetragen. Während der Absatz von Konsumgütern vor allem durch geringere Großaufträge leicht rückläufig war, haben gerade die kleinen Binnennachfrager für eine Erholung in Sachen Verbraucherpreisindex beigetragen. Experten erwarten durch den weiter fallenden Ölpreis eine Zunahme dieser Effekte, warnen aber gleichzeitig vor einem Ende der guten Entwicklung. Vor allem die Auswirkungen des Mindestlohns und der Mietpreisbremse sehen viele mit gemischten Gefühlen. Einerseits gefährdet vor allem Ersteres Arbeitsplätze, sorgt auf der anderen Seite aber bei vielen für eine Lohnerhöhung zusätzlich zu den Tariferhöhungen in 2015. Wohin die Reise geht, entscheiden daher vor allem die Entwicklungen der Weltwirtschaft insgesamt.

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